wen ich das lese fühle ich mich irgend wie an den vietcong zurück erinnert
Pfadfinder zu Denunzianten
Kinder sollen Copyrightverstöße suchen und melden
Es fing harmlos an: die MPA führte mit den Pfadfindern in Hong Kong letztes Jahr Copyrightkurse durch. Wo so etwas hinführt, sieht man nun: bis zu 200.000 Kinder und Jugendliche sollen ab diesem Sommer zu Denunzianten erzogen werden, das Internet durchstöbern und Copyrightverstöße melden.
Die "Youth Ambassadors"-Kampagne startet morgen in einem Stadion mit einem Gelöbnis von 1.600 Jugendlichen, welche vor Filmschauspielern und Politikern Hong Kongs versprechen, an dem Programm teilzunehmen. Alle Mitglieder der Pfadfinder Hong Kongs, ihrer weiblichen Version "Girl Guides" sowie weitere neun Jugendorganisationen wollen an dem Programm teilnehmen und insgesamt 200.000 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 25 Jahren als Denunzianten ins Netz schicken.
Tam Yiu-keung, Ermittler in Fällen von Copyrightverstößen verwehrt sich gegen die Kritik, Kinder zu Spionen auszubilden.
"Wir versuchen nicht, Jugendliche zu manipulieren und zu Spionen zu machen. Was wir versuchen ist, ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür zu schaffen, Straftaten den Behörden zu melden."
Angefangen hatte alles harmlos mit Plaketten, die Pfadfinder nach absolvierten Kursen erhalten sollten. Inhalt der Kurse, die letzten Mai starteten: die Segnungen des geistigen Eigentums. Ausrichter: die Pfadfinder in Kooperation mit dem internationalen Verband der Filmindustrie MPA.
Nun endet das ganze in einer Denunziantenkampagne, in der Kinder und Jugendliche Webseiten und -foren durchstöbern und Angebote von Filmen, Musikstücken, TV-Sendungen oder anderem copyright-geschützten Material den Behörden melden sollen. Diese leiten die Informationen weiter an Organisationen wie die MPA oder die IFPI. Diese wiederum schicken anschließend den Web- und Forenmastern Takedown-Aufforderungen zu. Die Kinder sollen dabei anonym bleiben.
Bürgerrechtler fühlen sich an chinesische Verhältnisse in der Zeit der Kulturrevolution erinnert: auch dort wurden Kinder gezielt als Spitzel eingesetzt, die gegebenenfalls ihre Eltern verraten sollten. Von Politikern wird die fehlende Transparenz der ganzen Aktion beklagt.
Die Opfer der Denunziantenerziehung zeigen sich ebenfalls skeptisch. Uncool sei die Teilnahme am Spitzelprogramm im Internet, so der 16jährige Hung Ming-Wai, der an einem Pilotprojekt im Frühjahr teilnahm. Jedenfalls nach der Ansicht seiner Freunde. "Sie machen sich über mich lustig und sagen 'Oooh, willst du mich verhaften?'"