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1

20.11.2014, 17:33

Ethik - Utilitarismus - Beispiel

Hey Leute,

2 Sachen :D

1.
Wir behandeln in der Schule in Philosophie grade den Utilitarismus. Kurz zusammengefasst: "größtmögliches Glück für die größtmögliche Anzahl".
1) Gute Sachverhalte - als Konsequenzen von Handlungen - zu maximieren, ist richtig.
2) Gute Sachverhalte sind das Glück, die Lust, das Wohlergehen
3) Also: Alle Handlungen, die eine Maximierung von Glück bewirken, sind richtig.

Mir ist folgendes Anwendungsbeispiel eingefallen:
Jemand möchte einen neuen PC haben. (Bei Besitz ist das Glück dieses Menschen höher!) Er hat aber kein Geld und müsste deshalb Diebstahl begehen um den PC zu bekommen.

So. Nach dem Utilitarismus wäre die Handlung scheinbar richtig, da sie für diese Person das Glück erhöht.
Stimmt das, bzw. habe ich so den Utilitarismus richtig angewendet?

2.
Außerdem behandeln wir noch den Präferenz-Utilitarismus. Dort geht es letzendlich um die Maximierung der Erfüllung von Wünschen. "Präferenzen" = Wünsche / Interessen. Sie richten sich auf eigene Zustände, aber auch auf objektive Weltzustände.

Mir ist folgendes Anwendungsbeispiel eingefallen:
Mein Wunsch / Interesse ist es, ein möglichst gutes Abitur zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, stelle ich mir die Frage, ob ich schummeln sollte.

Nach dem Präferenz-Utilitarismus dürfte ich das dann doch machen, da ich mein Wunsch so erfüllen kann.
Gleiche Frage hier: Habe ich so den Präferenz-Utilitarismus richtig angewendet?


Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass Jeremy Bentham sich das so gedacht hat...

BlueCobold

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2

20.11.2014, 17:47

Nach dem Utilitarismus wäre die Handlung scheinbar richtig, da sie für diese Person das Glück erhöht.
Wäre sie das? Sie widerspricht der "größtmöglichen Anzahl", es gehen nicht alle Betroffenen der Handlung glücklich aus. Es ist Glück für den Dieb, aber Unglück für den Bestohlenen. Ich denke eher, dass da Egoismus in's Spiel kommt und nicht Utilitarismus.

Dasselbe dürfte für das Schummeln beim Abitur gelten. Da gehen noch viele mehr negativ betroffen raus.
Teamleiter von Rickety Racquet (ehemals das "Foren-Projekt") und von Marble Theory

Willkommen auf SPPRO, auch dir wird man zu Unity oder zur Unreal-Engine raten, ganz bestimmt.[/Sarkasmus]

3

20.11.2014, 19:05

Ich habe mich nie mit Utilitarismus beschäftigt, aber das Gesamtglück zu optimieren scheint eine simple Definition zu sein.

Wenn es für dich gut ist, im Abi zu schummeln, ist es offensichtlich für alle gut. Wenn alle im Abi schummeln, haben alle gute Noten. Wenn alle gute Noten haben, ist das Abi nichts mehr wert, also arbeitet man für nichts.
Wenn man wirklich die Summe des Glücks maximieren will, müsste man erst eine Funktion aufstellen, die den Wertabfall des Abiturs in Abhängigkeit der Schummelhäufigkeit beschreibt. Vielleicht ist es dann so, dass das Abi erst an Wert verliert, wenn zu viele Schummeln, daher wäre es dann ok, wenn ein paar Schummeln. Natürlich kann man damit nicht beantworten, wer genau schummeln sollte, sondern nur z.B. "5 von 100". Andererseits kann man natürlich wieder gucken, wen schummeln wie glücklich macht. Einer der sonst nicht viel Freude im Leben hat, würde dadurch vielleicht einen größeren Zufriedenheitszuwachs haben, als einer, der eigentlich so schon glücklich ist. Oder vielleicht eher einer, der sich an etwas freuen kann, was er nicht verdient hat. Wenn es solche Unterschiede gibt, könnte man wieder sagen, wer schummeln sollte.

Zu dem PC: Wenn dich der Gewinn des PCs glücklicher macht, als den Händler der Verlust des PCs wäre die Gesamtzufriedenheit gestiegen. Allerdings wäre es in diesem Falle besser, der Händler würde dir den PC schenken, denn im Normalfall ist man glücklicher, wenn man etwas freiwillig hergibt.
Das die Gesamtzufriedenheit steigt (d.h. wir eine bessere Welt hätten), wenn die Reichen etwas von dem was sie eigentlich eh nicht brauchen, den Armen geben die sich darüber sehr freuen können, ist dann ja eigentlich ein ziemlich vernünftiges Ergebnis.

Die Frage ist halt nur, wer hat Interesse die Gesamtzufriedenheit zu optimieren, wenn man auch die eigene optimieren kann? Und letztendlich geht es immer nur darum, wenn sich jemand darüber freut, dass es anderen Menschen gut geht, optimiert er halt seine Zufriedenheit, indem er gibt statt zu nehmen. Aber genau wie der Dieb optimiert er im Grunde seine Zufriedenheit.
Lieber dumm fragen, als dumm bleiben!

BlueCobold

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4

20.11.2014, 19:49

Es geht soweit ich das verstehe nicht um die Summe der Zufriedenheit, sondern darum, dass alle Beteiligten davon profitieren. Das ist in den Beispielen aber nicht der Fall.
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Schorsch

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5

20.11.2014, 20:10

Jonathan hier gehts aber auch um Philosophie. Das muss mit der Realität ja erst mal nichts zu tun haben.
„Es ist doch so. Zwei und zwei macht irgendwas, und vier und vier macht irgendwas. Leider nicht dasselbe, dann wär's leicht.
Das ist aber auch schon höhere Mathematik.“

KeksX

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6

20.11.2014, 20:26

Jonathan hier gehts aber auch um Philosophie. Das muss mit der Realität ja erst mal nichts zu tun haben.

HA. Den speicher ich für die Nachwelt. :thumbsup:
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Legend

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7

20.11.2014, 21:39

Es geht soweit ich das verstehe nicht um die Summe der Zufriedenheit, sondern darum, dass alle Beteiligten davon profitieren. Das ist in den Beispielen aber nicht der Fall.


Ich hatte mich vor einer Weile etwas damit beschäftigt. Man sagt auch den Briten nach in vielen Bereichen utilaristisch zu sein.
So wie ich den (britischen) Utilitarismus dann verstanden habe geht es gerade um die Summe der Zufriedenheit, was zu dieser fragwürdigen Situation führt:

Angenommen ich kann Zufriedenheit oder Glück in eine Zahl packen und ich könnte (warum auch immer) 1000 Einheiten Glück auf 10 Personen verteilen
oder 20000 Einheiten Glück auf eine Person, würde utilaristisch die zweite Variante bevorzugt werden. Das ist aber nicht sehr sozial.

Das alle Beteiligten profitieren sollen geht für mich da eher ein Stück in Richtung Altruismus. Wobei da oft Selbstlosigkeit dazukommt.
"Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren!" - "Juhu, wir machen eine Farm auf!"

Netzwerkbibliothek von mir, C#, LGPL: https://sourceforge.net/projects/statetransmitt/

BlueCobold

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8

20.11.2014, 21:42

Selbstlosigkeit hieße, dass einer zum Wohle anderer sein Glück freiwillig aufgibt.
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9

21.11.2014, 00:40

Wenn man jetzt das Beispiel von Legend nimmt in welchem einer 20.000 Glückseinheiten haben kann, oder 1000 Einheiten auf 10 Leute verteilt werden dann kann man die Selbstlosigkeit ja theoretisch mit einbeziehen. Er schreibt ja dass es oft dazu kommt. Wenn der eine Glückspilz jetzt zum Beispiel freiwillig auf seine 20.000 Glückseinheiten verzichtet und dafür 10 Leute Glücklich macht, oder von mir aus selbst mit einbezogen ist. So hat er am Ende im Prinzip weniger Glückseinheiten. Für die Selbstlosigkeit ist natürlich wichtig dass er selbst freiwillig darauf verzichtet. Aber das ist ja nicht ausgeschlossen.
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BlueCobold

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10

21.11.2014, 08:06

Ja, aber dass er sein Glück aufgibt ist nach meinem Verständnis eben ein Widerspruch zum Utilitarismus.
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