Wobei gemäß einer Studie ein möglichst hoher Realitätsgrad nicht zu Akzeptanz des Spiels bzw. der Identifikation beiträgt, im Gegenteil sogar:
Wer zwischen drinn auch mal ältere Spiele spielt wird recht schnell deutlich merken warum einem in einem zunehmend realistischeren Spiel die noch verbleibenden Ungereimtheiten um so deutlicher ins Auge stechen: Das menschliche Gehirn versucht die Eindrücke mit etwas zu assoziieren. Je einfacher dem Gehirn diese Assoziation gemacht wird desto schneller geht das Gehirn dazu über diese auch anzuwenden, der Spieler agiert mit der Welt genauso wie er es mit einer realen Welt tun würde. Im Gegenzug sinkt allerdings seine Akzeptanz für Abweichungen, ist etwas nicht wie in der Realität (Fehler in der Physik, beschränkte Sichtweiten, Soundfehler) so meldet das Gehirn eine Abweichung zu den bekannten Abläufen, der Spieler fühlt sich im Gesamteindruck gestört obwohl die Simulation realistischer ist als alle bisherigen.
Eine hingegen sehr hohe Akzeptanz erzielt man mit comicartigen Figuren die vom Gehirn aus NICHT mit einer bestimmten Verhaltensweiße assoziiert werden können. Zwar ist der Anblick zu Beginn ungewohnt, das Gehirn beginnt jedoch schnell sich die Abläufe in der simulierten Welt fest einzuprägen, schafft sich somit intern ein Abbild der Simulation die exakt zur Spielmechanik passt.
Ein kleines Beispiel: Alle von euch kennen sicherlich den einen oder anderen Sidescrollshooter der einen trotz mangelnder Physik und einer absolut unrealitsischen Grafik ohne weiteres über Tage gefesselt hat während auf der anderen Seite der hochentwickelte Kampfflugsimulator nur sehr geringe Zusprache findet, wenn dann meistens auch nur mit Arkadephysik. Das wäre aber nicht weil der Sidescrollshooter dem Flugsimulator überlegen wäre, nein der Simulator bietet in jeder Hinsicht mehr. Jedoch hat das Gehirn häufig bereits eine feste Vorstellung darüber wie ein Flugzeug sie steuern ließe, weicht die Steuerung oder die Physik von den Erfahrungen mit realen Flugzeugen ab so empfindet der Proband die Simulation als unstimmig, das Gehirn muss sich entweder unter Schwierigkeiten das interne Bild an die Spielmechanik anpassen oder mit Mühe die Spielmechanik von der Realität differenzieren, was wiederum den gegenteiligen Effekt dessen bedeutet was die Entwickler mit ihrer so realistischen Grafik erreichen wollten. Praktisch ist somit das Spiel mit dem "schlechteren" Gameplay dem mit dem "realistischen" weit überlegen, einfach dadurch dass es wesentlich besser erlaubt sich an die Spielmechanik anzupassen.
Noch ein paar Beispiele wo das recht deutlich wird:
Worms -> Worms 3D
Die Akzeptanz sank trotz der größeren Möglichkeiten spürbar. Warum? Das erweiterte Konzept von Worms in 3D kollidierte mit den Vorstellungen aus anderen Spielen
Gothic -> Gothic3
Im Grunde war Gothic3 nicht schlecht ausgearbeitet, praktisch sogar in (fast) jeder Hinsicht besser als der aller erste Teil. Warum wurde es also abgelehnt? Durch den zu hohen Realismus sank die Akzeptanz gegenüber Fehlern, alles was sich nicht realistisch war kollidierte mit einem mal mit der durch die vielen Detail hervorgerufenen Assoziationen zur Realität, das Spiel wurde anstrengend.
Halflifeengine und die immer detalierter werdenden Mods
Auch hier ist es nicht anders, die Langzeitmotivation in den realitischen Maps schwindet schnell dahin, Funmaps werden mit zunehmdem Realismuss immer häufiger. Der Grund? Realistische Maps strengen auch wieder durch die noch verbelibenden Abweichungen stark an.
Crysis ist da auch nicht ganz unbetroffen. Im Grunde steckt da ein gewaltiger Berg Arbeit dahinter und es wurde so weit wie es geht der Realität angepasst. An der Stelle liegt aber auch wieder der Fehler, die verbleibenden Fehler machen das Spiel zwar kurzzeitig noch interessant, stören jedoch sehr schnell. Hätte man mittels der Engine eine surrealistische Landschaft kreiert, auf Menschen verzichtet und die Physik auch nur minimal verändert (Gravitation leicht runter setzen) so hätte das Spiel eine wesentlich höhere Verträglichkeit erreicht, und sein Potential im graphischen Bereich voll entfalten können.