@Jonathan, du fasst es sehr gut in Worte zusammen, wie ich dieses Thema immer selber empfunden habe (ohne dass ich es selber je so gut in Worte hätte formulieren können).
Leider ist das mit dem Selbstständig/Freiberuflich bei mir schon inzwischen über 5 Jahre her (bin seither wieder in Anstellung, überlege jedoch ganz stark in den nächsten 2 Jahren doch wieder die Festanstellung aufzugeben). Daher ist mein Wissen dazu nurnoch sehr schwammig vorhanden. Bzw. hatte ich damals "einfach per Kleinunternehmerregelung gestartet" und als nach 3/4 Jahr die Einkünfte es erlaubten, mir einen Steuerberater gesucht. Und hab daher nie so wierklich das Steuerthema richtig/voll durchdrungen.
Steuerberater vergleichen lohnt übrigens! Ich habe gemerkt dass die doch seeehhhr unterschiedlich fundiertes Wissen haben. Mit dem 1. hatte ich echt Glück. Der hat auch für 100€ Pauschale eine In-die-Selbstständigkeit-Starter-und-Gründungs-Rundumberatung angeboten, die sich fast 3 Stunden hin zog und erst zuende war als ich absolut keine Fragen mehr hatte -> 100€ damit er nicht umsonst arbeitet bei den vielen Leuten die sich beraten lassen aber dann doch keine Gründung/Selbstständigkeit machen. Diese 100€ wurden dann auf die 1. Steuererklärung die er für mich machte, mit verrechnet, bzw. wurden dann auch in der Steuererklärung als Steuerberatungskosten abgesetzt. Doch der ist dann nach rund 2 Jahren selber in Ruhestand gegangen. Mein 2. Steuerberater hat dann alle möglichen Absetzmöglichkeiten "übersehen" und selbst nachdem ich darauf hingewiesen habe auf "bei der letzten wurde auch dies und das noch mit aufgeführt/abgesetzt", ist er nicht wirklich darauf eingestigen. Weswegen ich dann wieder einen neuen gesucht habe. Der war dann zwar ganz ok bis gut, aber doch spürbar nicht so tief drinn bzw. so mit Leidenschaft/Herz im Thema, wie mein 1. Steuerberater. .... ich schätze bei Steuerberater ist es wie mit Beruflichen IT'ler, Administratoren, Programmierer etc. ... es gibt diese seeehr vielen Leute die es zwar gelernt oder sogar studiert haben, aber trotzdem nicht sonderlich gut im Job sind... und dann gibt es diejenigen gefühlt 5% (egal ob Ausbildung, Studiert oder Quereinsteiger/Autodidakt) die es einfach gut drauf haben.
Sorry, bin abgeschweift. ... jedenfalls, vor meinem 1. Steuerberater, habe ich von vielen Leuten immer wieder genau sowas mit Absetzbarkeit der Mehrwertsteuer gehört ... z.B. auch von einem Bekannten mit Fahrradgeschäft, einem anderen Bekannten der als Selbstständiger PC- und Server Rollout machte, und einer Bekannten mit Kiosk (alle 3 habe ich sehr viel vorher ausgefragt) ... doch letztlich kahm ich zu dem Schluss, dass auch wenn die alle sagen "die Mehrwertssteuerabsetzbarkeit bringt es, verzichte auf Kleinunternehmer!", dass da was nicht stimmt. ... es war genau das Gefühl was sich in mir bildete, was du nun so gut beschrieben hast Jonathan. -> Dieses:
+ Man kann doch nur das zurückerstattet bekommen (Mwst. absetzen) was man vorher "zuviel" gezahlt hat.
+ Mwst. zahlt man auch sowieso nur wenn man geschäfte macht mit Innländischen Personen/Firmen (z.B. habe ich damals öfters kleine Aufträge über oDesk, die sich zwischenzeitlich umbenannt haben in Upwork, an Personen im Ausland vergeben -> keine Mwst. enthalten -> schliche Gewerbliche Unkosten, die ebenso auch in der normalen Lohnsteuer eintragen werden und das zu versteuernde Einkommen reduzieren -> Steuer zahlt man erst auf das, was nach abzug dieser Ausgaben noch vom Gewinn übrig bleibt).
+ Rückerstattbare "zuviel gezahlte" Mwst. hat man doch eigentlich nur dann gezahlt, wenn man bei seinen Geschäftlichen Ausgaben mehr enthaltene Mwst. gezahlt hat, als man durch Mwst.-pflichtige Verkäufe eingenommen hat. Was eigentlich nur dann der Fall sein kann, wenn man im Innland Geschäftliche Ausgaben hat und zugleich zum sehr großen überwiegenden Teil nur Verkäufe ins Ausland hat ODER wenn die Geschäfte schlecht laufen und man nur wenig Verkäufe bzw. Einnahmen hat -> also wenn man insgesamt ein Verlustgeschäft betreibt.
Zusammengefasst also ergab es genau das genannte Gefühl: Auf die Kleinunternehmerregelung verzichten, ist irgendwie eine Wette darauf dass man mehr Unkosten hat als Einnahmen bzw. eine Wette darauf das man viele Rechnungen zu zahlen hat. :-/ aber darauf will man doch nicht wetten! Sondern im Gegenteil! Man fängt doch seine Geschäfte nur deswegen an, weil man sich davon verspricht (darauf wettet) das man mehr Einnahmen, als Ausgaben hat!
Für mein empfinden lohnt sich der Verzicht auf die Kleinunternehmerregelung nur, wenn man:
- entweder, zwar ausgaben hat, aber keine echte Profitorientierte Absicht verfolgt (z.B. man möchte hauptsächlich Kostendecken für eigentliche "Hobbyleidenschaften" bzw. für etwas was man aus Sozialem/Moralischen Engagement sowieso machen will).
- oder, wenn man ein größeres Projekt startet dass bereits am Start/zu Beginn größere Ausgaben unvermeidbar und zwingend erfordert, noch mindestens mehrere Monate bevor man Einnahmen generieren kann.
- oder, wenn zum decken der monatlichen festen Geschäfts-Ausgaben, bereits die dafür nötigen monatlichen Einnahmen so hoch sind, dass einem das Finanzamt sowieso spätestens nach der ersten Steuererklärung die Kleinunternehmerregelung aberkennt. Denn dann ist es Sinnvoll bereits von Anfang an die in den Ausgaben enthaltenen Mwst. sich wiederholen zu können.
Eine Mischung aus dem 2. und 3. Punkt wird es übrigens vermute ich gewesen sein, warum meine drei (entfernte) Bekannten, so davon überzeugt waren das die Kleinunternehmerregelung schlecht ist und mir davon dringend abgeraten haben.
Naja, jedenfalls hatte ich trotzdem mit der Kleinunternehmerregelung angefangen, und war letztlich doch ganz froh darüber. Und als dann regelmäßigere Gewinne rein kahmen und es aufs Jahr hinaus "zu viel für den Kleinunternehmer wurde", hatte sich das Finanzamt sowieso gemeldet gehabt und eine umentscheidung erzwungen :-D ... und ja, danach blieb weniger Geld übrig als vorher... also hatte es sich für mich damit bewiesen das in MEINEM FALL die vorherige inanspruchnahme der Kleinunternehmerregelung, sich Finanziell gelohnt hatte.
Übrigens, ganz dunkel habe ich auch in Erinnerung, dass als ich dann beim ersten mal beim Steuerberater diese Rundumberatung hatte, da irgendetwas war mit: Hat man sich einmal entschieden die Kleinunternehmerregelung NICHT zu wollen, dann kann man das nicht mehr rückgängig machen. bzw. nurnoch auf komplizierte Art mittels "Geschäftsaufgabe, kurze Pause und dann erneute Gewerbeanmeldung einer neuen Unternehmung". Was aber auch wohl paar Fallstricke hat, weil das Finanzamt dies eigentlich wohl zu verhindern sucht.
Doch dies ist wie gesagt, absolutes unwissen meinerseits. .. ich kann mich nur wirklich ganz dunkel erinnern dass da was in der Richtung war... aber was genau?
PS: Mit Steam hatten meine Geschäfte nichts zu tun! Steam kenne ich diesbezüglich nur als "kleiner Angestellter der nichts damit zu tun hat, einer Firma die über eine Partnerfirma auch Vertrieb über Steam macht".
Daher also NULL Wissen meinerseits und Niemand denn ich fragen könnte :-/ Doch da ich nächstes Jahr da auch was veröffentlichen möchte, interessiert mich dieses Thema wirklich sehr!
GOG Galaxy und Itch.io finde ich da übrigens genau so interessant! (die Restlichen hingegen eher nicht, entweder aus Moralischen Gründen, oder weil schlicht zu unbekannt/klein).
Edit: Das W-8BEN hatte ich bei Upwork auch mal ausfüllen müssen und die haben sogar extra darauf hingewiesen dass sie mein Finanzamt über meine Einküfte und Zahlungen bei ihnen auf Upwork, informieren werden. Das Finanzamt hat jedoch nie einen Piep dazu geäusert und ich habe nie irgendetwas mehr davon gehört oder gemerkt. ... Mein empfinden/vermutung ist, dass dieses W-8BEN rein nur relevant ist wenn man US Bürger ist oder sonstwie in den USA gemeldet ist (Wohnsitz, Firmensitz oder sowas). *g* ausser dass vermutlich die US Dreibuchstaben Dienste, zur Terrorabwehr (und jeden anderen hilfreichen Vorwand) natürlich gerne jede Information zur Kenntnis nehmen :-D
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Audori« (20.08.2021, 20:53)