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1

18.07.2017, 14:12

Wieviel bleibt bei Verkauf eines Spiels übrig?

Hallo allerseits.
Ich brauche momentan etwas Hilfe bei meiner Kalkulation.
Um mal kurz einen Überblick zu mir zu geben: Ich entwickel seit nun 2,5 Jahren ein Spiel mit der CryEngine. Bis zur Fertigstellung werde ich aber wohl nochmal 2 Jahre benötigen.
Momentan beschäftigt mich die Frage, wieviel vom Verkaufspreis später überhaupt bei mir hängen bleibt.
Um mal etwas vorweg zu nehmen: Ich bin ein guter Programmierer, aber von Steuern und Recht habe ich keinen Plan.
Daher benötige ich dringend jemanden, der mir mal kurz erklären kann, wie das ganze grob funktioniert.

Daher mal hier meine Kalkulation (welche sehr wahrscheinlich falsch ist):
Der Kunde wird am Ende 19,95 $ bei Steam Zahlen. Ich gehe also von 18€ aus.
Steam wird für mich bei einem Verkauf die Auslandssteuer abziehen und selbst nochmals Prozente einbehalten (ich bin mal von 30% ausgegangen). Demnach stellt sich mir folgende Rechnung:

18€
- 30% Auslandssteuer bleiben noch 12,60€
- 30% Abgaben an Steam bleiben noch 8,82€
Jetzt noch die Mehrwertsteuer:
- 19% bleibt noch 7,14€
Wenn ich nun eine UG Gründen werde muss ich wohl oder übel nochmals mit Abgaben rechnen. Ich habe hierbei mit 40% kalkuliert.
- 40% bleibt noch 4,28€
Davon würde ich dann 50% als Rücklage in der UG behalten. Wenn ich mir als Geschäftsführer nun 2,14€ als Gehalt auszahle (brutto), dann muss ich ja so mit 50% Abgaben rechnen um auf den Nettoerlös zu kommen. Also würde ich Netto nur 1,07€ verdienen. Also ca. 1€ pro verkauftem Spiel.

Daher meine Frage: Kann meine Kalkulation überhaupt stimmen oder habe ich da grundlegende Fehler gemacht? Wie gesagt kenne ich mich da überhaupt nicht aus. Hoffe mal, dass mir hier jemand helfen kann. Bzw. gibt es noch variable Abgaben, die ich gar nicht beachtet habe? Danke schonmal an euch.
- Jannis

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dignity« (18.07.2017, 14:17)


David Scherfgen

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2

18.07.2017, 14:25

Hallo!
Was soll denn "Auslandssteuer" sein?
Umsatzsteuer/Mehrwertsteuer musst du nicht zahlen, wenn du sonstige Leistungen an ein ausländisches Unternehmen erbringst (in diesem Fall Valve).
Ich würde dir erst mal nicht empfehlen, eine UG zu gründen, sondern mit einem normalen Gewerbe anzufangen. Da fällt nur Gewerbesteuer an, aber erst ab einem gewissen Umsatz, und die Gewerbesteuer wird auch (zum größten Teil oder ganz, je nach dem wo du wohnst) bei deiner Einkommensteuer angerechnet.
(Dies ist keine Steuerberatung!)

Wirago

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3

18.07.2017, 14:29

Die Unternehmensgründung ist ja ein einmaliger Aufwand. Also 40% pauschal runter rechnen ist nicht richtig.
Wenn das eine 1-Mann Firma ist, musst du dir ja nicht unbedingt auch etwas ausbezahlen.
Außerdem hast du gewissen Steuerfreibeträge. Sprich, du musst erst ab einem gewissen Betrag dein Einkommen versteuern (Österreich ~11.000€, Deutschland ~9.000€ pro Jahr)

Wenn du über diesen Betrag hinaus kommst, musst du entsprechende Steuererklärungen machen. Bitte wende dich damit aber ein einen Steuerberater und vertraue nicht auf Beiträge aus Foren. Auch nicht dem hier :D
Ich denke außerdem nicht, dass dir Steam irgendwelche Steuern abzieht. Die Versteuerung deiner Umsätze ist dein Kaffee, und die sind in dem Land fällig wo du bzw dein Unternehmen sitzt.

David Scherfgen

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4

18.07.2017, 14:30

Die Versteuerung deiner Umsätze ist dein Kaffee, und die sind in dem Land fällig wo du bzw dein Unternehmen sitzt.

Das ist so nicht richtig. Es kommt darauf an, wo die Leistung erbracht wurde. Bei sonstigen Leistungen (hierzu zählen auch "elektronische Leistungen") an Unternehmen ist der Leistungsort der Ort des Leistungsempfängers (hier Valve) und muss dort versteuert werden. Er muss sich darum nicht kümmern und auch keine Umsatzsteuer zahlen. Wenn du beispielsweise Provisionen von Amazon kassierst, musst du keine Umsatzsteuer auf die Umsätze zahlen, da Amazon seinen Sitz in Luxemburg hat.

Wirago

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5

18.07.2017, 14:52

Hm, ok, kann sein, dass ich mich irre.
Ich dachte eigentlich, dass Valve seine Umsätze (die ja quasi die Provision ist) normal versteuern, während die Beträge die du von den Steamverkäufen erhältst selber versteuern musst und das je nachdem wo dein Sitz ist. (Als Privatperson dein Hauptwohnsitz)

Google verdient ja auch in ganz Europa zahlt aber nur in Irland Steuern.

Nimelrian

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6

18.07.2017, 15:38

Google verdient ja auch in ganz Europa zahlt aber nur in Irland Steuern.

Das liegt daran, dass Google nur in Irland Gewinn macht, indem sie einfach ihre Gewinne in den anderen Ländern direkt nach Irland schieben.
Ich bin kein UserSideGoogleProxy. Und nein, dieses Forum ist kein UserSideGoogleProxyAbstractFactorySingleton.

Wirago

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7

18.07.2017, 15:42

Google verdient ja auch in ganz Europa zahlt aber nur in Irland Steuern.

Das liegt daran, dass Google nur in Irland Gewinn macht, indem sie einfach ihre Gewinne in den anderen Ländern direkt nach Irland schieben.


Schon klar, aber das macht man ja durch Steam nicht anders. Die Gewinne erziele ich ja auch nur an meinem Standort, auch wenn die Käufer sonst wo sitzen? :-/

8

18.07.2017, 15:42

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten.


Die Unternehmensgründung ist ja ein einmaliger Aufwand. Also 40% pauschal runter rechnen ist nicht richtig.


Ich habe ghört, dass da aber einige Steuern anfallen wie u.B. Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer und weitere. Soweit ich das mitbekommen habe, richten diese sich nach dem unsatz (also prozentual). Bitte korrigiert mich, wenn ich hier falsch liege.

Bitte wende dich damit aber ein einen Steuerberater und vertraue nicht auf Beiträge aus Foren.


Keine Angst. Das werde ich. Da es bis zur Veröffentlichung noch etwas dauert, wollte ich hier eher einen ungefähren Überblick erhalten.


Ich denke außerdem nicht, dass dir Steam irgendwelche Steuern abzieht.


Wie David bereits gesagt hat, scheint das nicht zu stimmen. Steam gibt sogar auf der Website explizit an, dass die Steuer für das entsprechende Land vom Umsatz abgezogen wird und erst dann die Prozente für Steam abgezogen werden.


Er muss sich darum nicht kümmern und auch keine Umsatzsteuer zahlen.


Das ist schonmal gut zu wissen. Aber was genau bedeutet das für mich? Bedeutet das, dass zuerst eine Steuer für das "Verkaufsland" erhoben wird, dann die Steamprovision abgezogen wird und dann nochmal eine Steuer für Luxemburg fällig ist? (Meines Wissens nach wird Steam auch über Luxemburg geregelt).

Schonmal Danke für eure Hilfe bisher.
- Jannis

LInsoDeTeh

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9

20.07.2017, 17:39

Wie David bereits gesagt hat, scheint das nicht zu stimmen. Steam gibt sogar auf der Website explizit an, dass die Steuer für das entsprechende Land vom Umsatz abgezogen wird und erst dann die Prozente für Steam abgezogen werden.

Das stimmt nicht. Man muss bei Steam immer mit den Begrifflichkeiten aufpassen. Die verwenden Brutto und Netto nicht unbedingt immer im steuerlichen Sinne, sondern auch im Sinne von verkaufter Spiele und tatsächlich umgesetzter Spiele nach Abzug von Retouren usw. Dazu kommt noch, dass in Deutschland Waren zum Beispiel brutto bepreist sind, während in den USA Preise immer netto angegeben werden und demnach die Steuer oben drauf kommt. Das sorgt schon mal für Verwirrung und ich denke das ist auch das, was hier mit "Verkaufssteuer des Landes" gemeint war. Die zahlt aber immer der Kunde und Steam bzw. du müssen die dann anteilig abführen. Das hat aber nichts damit zutun, was Steam dir überweist oder abzieht, sondern schlicht ganz normal, was du hier in Deutschland als Einkommen/Umsatz zu versteuern hast.

Das Steam Distribution Agreement durchzulesen, hilft hierbei sehr. Die fixe Größe, um die sich alles dreht, ist der sogenannte "adjusted gross amount", also der Bruttoumsatz, bereinigt um Rückgaben und Rabatte. Und genau dieser Wert wird entsprechend der Gewinnaufteilung gesplitted und deinen Anteil bekommst du so 1:1 überwiesen. Und den musst du dann hier versteuern und dafür bist du verantwortlich und nicht Steam. Also lass dich nicht von anders lautenden Beiträgen und den vielen Begrifflichkeiten verwirren. Es gibt genau zwei Dokumente, auf die du vertrauen kannst:
1. Der monatliche Sales Report von Steam, in dem steht brav in den Spalten brutto und netto der gleiche Betrag
2. Das Form 1042-S, das du einmal pro Jahr von der amerikanischen Steuerbehörde zugeschickt bekommst zur Vorlage beim deutschen Finanzamt. Darin steht das Bruttoeinkommen, der Steuersatz und wie viel vom Brutto einbehalten wurde. Letztere beide Zahlen sind ebenso brav bei 0% resp. 0€.

PS: Für mein Spiel, das bei Steam 9,99€ pro Einheit kostet, verdiene ich nach Abzug von Steam-Anteil, Steuern (und das ist wegen Kleinunternehmerregelung ein echt beschissener Steuersatz im Gegensatz zu den 19%, die du nehmen könntest, wenn du eine UST-ID hast) und Gewinnbeteiligung meiner Teammitglieder knapp 4,00€ selbst.
Die Kleinunternehmerregelung spart dir dafür aber auf der anderen Seite einige Gebühren bei der Gewerbeanmeldung und viel Aufwand bei der Steuererklärung. Bei Gewinnen unter ~17.000€ (wie der Name Kleingewerbe ja schon sagt), immer eine Überlegung wert.

Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von »LInsoDeTeh« (20.07.2017, 18:00)


David Scherfgen

Administrator

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10

20.07.2017, 18:39

(und das ist wegen Kleinunternehmerregelung ein echt beschissener Steuersatz im Gegensatz zu den 19%, die du nehmen könntest, wenn du eine UST-ID hast)

Ich glaube, du wirfst hier auch einiges durcheinander, oder wie meinst du das mit "die du nehmen könntest, ..."? Das klingt so, als ob du dann weniger zahlen müsstest, aber das stimmt nicht. Du müsstest tendenziell mehr zahlen, s. u.!

1.) Einkommensteuer auf deine Gewinne zahlst du als normaler Gewerbetreibender sowieso immer (sofern du mit deinem zu versteuernden Gesamteinkommen über dem Grundfreibetrag von knapp unter 10.000 € liegst), egal ob du Kleinunternehmer bist oder nicht. Einkommen aus Gewerbebetrieb wird in der Anlage G angegeben. Je nach dem, wie gut du ansonsten so verdienst und wie du gestellt bist (verheiratet, Kinder, ...), können das schon über 30% sein (der Einkommensteuersatz steigt ja mit dem Einkommen).
2.) Bist du kein Kleinunternehmer und somit umsatzsteuerpflichtig, musst du zusätzlich noch je nach Umsatz 7% oder 19% Umsatzsteuer ans Finanzamt abführen (auf Steam-Umsätze sollte dies wie gesagt jedoch nicht zutreffen, da die Firma im Ausland sitzt und bei Lieferungen/Leistungen an ausländische Unternehmen keine Umsatzsteuer anfällt).
3.) Dann kommt noch ggf. die Gewerbesteuer dazu, aber da gibt's einen relativ hohen Freibetrag, und sie wird (zumindest anteilig) bei der Einkommensteuer berücksichtigt. Je nach dem, wo du dein Gewerbe angemeldet hast, fällt die Gewerbesteuer dann gar nicht ins Gewicht. Der so genannte Gewerbesteuerhebesatz variiert zwischen den Städten/Gemeinden. Wenn er bei deiner Stadt/Gemeinde nicht über 380% liegt, zahlst du effektiv gar keine Gewerbesteuer, weil sie dann komplett in deiner Einkommensteuer angerechnet wird.

Die Kleinunternehmerregelung spart dir dafür aber auf der anderen Seite einige Gebühren bei der Gewerbeanmeldung und viel Aufwand bei der Steuererklärung.

Nein, die Gebühr für die Gewerbeanmeldung ist exakt dieselbe, da kommt auch sonst keine Gebühr dazu. Die Kleinunternehmerregelung kann man auch später noch beantragen oder freiwillig wieder aufgeben. Das kostet nichts.
Der zusätzliche Aufwand bei der Steuererklärung hält sich in Grenzen: Umsatzsteuererklärung, -voranmeldungen und Gewerbesteuererklärung. Das machen die gängigen Buchhaltungsprogramme aber automatisch für dich (ich nutze z. B. WISO Mein Büro). Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) kannst du auch als Nicht-Kleinunternehmer noch machen. Erst wenn du eine relativ hohe Grenze mit deinem Umsatz oder Gewinn überschreitest, fordert dich das Finanzamt zur Bilanzierung auf (doppelte Buchführung). Diese Grenze liegt momentan bei 60.000 € Gewinn im Jahr oder 600.000 € Umsatz im Jahr.

Der Vorteil als Nicht-Kleinunternehmer ist, dass du zum Vorsteuerabzug berechtigt bist und damit deine Kosten um bis zu 19% reduzieren kannst. Wenn du z. B. einen Server mietest, um dein Spiel zu hosten, und der Hoster dir eine Rechnung mit 19% Umsatzsteuer ausstellt, dann bekommst du diese 19% vom Finanzamt zurückerstattet. Wenn du also hauptsächlich oder ausschließlich Umsätze generierst, auf die keine Umsatzsteuer anfällt (so wie Steam-Umsätze), dann wäre es klug, auf die Kleinunternehmerregelung zu verzichten, weil du dann die Umsatzsteuer, die in deinen Betriebsausgaben (Server-Miete etc.) enthalten ist, vom Finanzamt erstattet bekommst.

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