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Mordrak

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  • »Mordrak« ist der Autor dieses Themas

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1

11.11.2008, 02:44

Origami als 3D-Spiel oder: Virtuelles Papier

Ahoi,

alle paar Jahre überkommt mich diese Idee... Jeder der schonmal aus einem Origamibuch etwas nachgefaltet hat, hat früher oder später Anleitungsschritte gefunden, die völlig unverständlich waren und die man nur durch mühsames "Trial&Error" herausfinden konnte. Gelegentlich hat sich auch einfach mal eine schlicht falsche oder irreführende Zeichnung daruntergemogelt. Oder eine Zeichnung, die alles mögliche zeigt, nur nicht den Teil mit dem man ein Problem hat.

Nun gibt es schon nette Menschen die z.B. für den fliegenden Kranich eine Animation gebastelt haben: http://origami.org.uk/bos. Sowas in der Art als allgemeingültiges Programm zu haben schwebt mir vor:

Das Programm sollte ein Blatt Papier als Quadrat, Rechteck, ...(weitere?) darstellen und handhaben können. Es sollte sich Knicke merken wie echtes Papier und auch alle üblichen Faltschritte nachahmen können. Mit so einer Anleitung könnte man dann wunderschön bei schweren Schritten alles in Zeitlupe anschauen, mal hier oder da ein bisschen "rumzubbeln" um zu sehen, ob auch hinter der dritten Lasche in der Vorlage alles so aussieht, wie bei einem selbst, usw....


Wenn ich mir jetzt anfange vorzustellen, was da alles so ablaufen könnte, fängt es noch harmlos an. Z.B. könnte ich mit zwei Dreiecken beginnen, die ein Quadrat formen, wobei meine Liste von Falten (falt-linien inkl. Ausrichtung) leer ist. Halbiere ich das Blatt, muss ich die anfänglichen zwei Dreiecke in mehrere kleinere aufteilen und mir den neuen Knick merken. Vielleicht ist auch die Aufteilung in Dreiecke an diesem Punkt noch eher Kontraproduktiv?

Ein Schritt weiter: Halbiert man ein Blatt zweimal. Hier kommt schon ein weiteres Merkmal ins Spiel - die Dicke des Blattes. Auch wenn viele Origami-Anleitungen so tun, als wäre das Blatt unendlich dünn, so sieht die Realität doch gleich ganz anderst aus. Und liegt das Blatt wirklich ganz platt da? Es gibt auch Faltungen, bei denen das Modell für eine Weile ganz krumm und schief liegt. Auf dem Papier ist dann Spannung (wobei ich beim virtuellen Papier ungern eine Chance auf einen häßlichen Riß hätte:-) Wobei auch gelegentlich ein gezielter Schnitt erwünscht sein könnte [nein, nicht von mir, aber es gibt da Leute...])

Manchmal wird eine Faltung auch nur durchgeführt, um eine Stelle zu markieren, durch die eine spätere Faltung durchgehen wird. Man braucht also auch noch eine Möglichkeit, die Faltung reinzumalen und nur teilweise durchzuführen, einfach nur anzumarkieren, oder ganz freihändig zu machen.

Was gleich zum nächsten Problem führt: Vieles kann man mit einem Blatt Papier liegend auf einer festen Oberfläche machen. Manche Faltschritte sind inhärent 3-D und müssen in der Luft gemacht werden. Man braucht also auch noch eine Möglichkeit, Teile des Blattes temporär zu fixieren.

Dann ist da noch die Frage - betrifft eine Faltung eine Lage oder mehrere Lagen? Man faltet nicht immer die komplette Dicke des Papiers.... manchmal faltet man auch nur eine innere Lage oder eine innere Lage nach aussen oder so.

Dann gibt es z.B. noch geschlossene Versenkungen. Solche Faltungen sind linear nicht sinnvoll darstellbar. Man wechselt hier von einem "gültigen" Zustand des Papiers quasi übergangslos in einen anderen, wobei die Umwandlung das Papier eigentlich leicht beschädigt. Papier ist aber netterweise robust genug, dass so ein (meist) "Durchdrücken/Umstülpen" funktioniert, ohne dass tatsächlich wahrnehmbare Schäden auftreten.

Oder noch interessanter: Der letzte Faltschritt der Korea-Junke (Schiff) wandelt eine 2D-Form in eine 3D-Form um. Dabei wird Papier "gezogen", ein neuer Knick entsteht durch die Ziehform (rundlich) und man kann diesen Faltschritt nicht einfach in einem Zug rückgängig machen.

Schwer könnten auch ISO-Faltungen sein - dabei werden z.B. vom Zentrum ausgehend in alle vier Himmelsrichtungen Falten simultan gefaltet und quasi ins Papier einmassiert, während in der Mitte ein kleines gedrehtes Viereck entsteht. Das funktioniert tatsächlich nur, wenn man die ganzen Falten exakt gleichzeitig durchführt (und hinterher das neue kleine Viereck plattdrückt - wie realisiert man wohl Plattdrücken?)....


Wer bis hierhin gelesen hat, ist sicher genauso verwirrt wie ich, ob sowas überhaupt sinnvoll realisierbar ist. Hat sich von euch schonmal jemand mit sowas oder etwas ähnlichem beschäftigt?

Grüße,
Mordrak
What's yellow and equivalent to the axiom of choice? The Lemmon of Zorn!

drakon

Supermoderator

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2

11.11.2008, 08:08

Hmm. Interessant auf jeden Fall.

Ich würde mal sagen,dass die grundlegenden Falttechniken relativ einfach mit gängigen Physik Engines erledigt werden kann. Bei etwas frikeligen Sachen kann ich mir aber gut vorstellen, dass es dann sehr kritisch wird.

Sinnvoll realisierbar? - Bestimmt.
Einfach? - Sehr unwahrscheinlich. ;)

Kannst dich ja mal dran setzen. Wir warten auf Ergebnisse. ;)

3

11.11.2008, 10:51

Ich denke, dass das Problem mit den Falten noch das einfachere ist. Und ich denke so Abstraktionen wie, dass das Blatt unendlich dünn ist, kann man ruhig machen. Genauso wie unendliche Rissfestigkeit (kann ja irgendwann vielleicht doch kommen). Wer das Blatt überstrapaziert und es deshalb nicht nachbasteln kann ist dann selbst schuld. ;)

Das herumfrikeln, wie beim Schiff, sind da die großen Probleme, wo es wirklich heißt: Plane gut, mein Freund. ;)

4

11.11.2008, 14:07

Wow, die Idee ist wirklich gut! Wenn du dich ranwagst, dann bin ich echt auf erste Erfolge gespannt.
Das Problem, das Genion nannte, dürfte ein wirkliches Problem sein.

Phili

unregistriert

5

11.11.2008, 17:40

So, ich hab ja echt lange nichts mehr geschrieben, aber das Thema find ich wirklich brennend interessant. Ich selbst bin seit langen Jahren begeisterter Origamifalter und hab mir auch schon oft sowas durch den Kopf gehen lassen.
Ich halte die Idee allerdings für nahezu unmöglich umzusetzen.
Bereits beim Körper des traditionellen Kranichs werden keine klar definierten Faltungen benutzt, sondern das Papier wird "geformt".
Ich denke aber, wenn man auch soetwas verzichtet könnte das Konzept für einfache Faltungen, z.B. einen Schwan, klappen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt ob daraus was wird...

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