Stilllegung des Forums
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Frischling
Zitat
"Angefangen hat das, als ich...zwölf war. Ha, ganz schön lang her, was? Damals ist meine Mutter gestorben, hat sich an'ner alten Säge verletzt und...krrr..." Er zog den Finger einmal quer über seine Kehle. "Ich hab natürlich geheult wie'n Schlosshund, war ja jetzt auch ganz allein. Hätt' am liebsten die ganze Bude abgefackelt, so verzweifelt war ich. Und dann auf einmal – aus'm Nichts! - brennt mir die Bude!" Ein tiefer Schluck aus dem Humpen. "Ich sag's Euch, ich bin an die Decke gesprungen vor Schreck! Hab's noch rechzeitig aus bekommen... Aber das war so das erste Mal denk ich..."
Er leckte sich die trockenen Lippen und schaute noch einmal in diese tiefblauen Augen.
Sie nickte nur leicht und lächelte ihn bezaubernd an.
"Und dann hab ich trainiert, also, nebenher. Hab natürlich versucht irgendwie unsere...meine Schlosserei am Leben zu halten. Fiel auch immer leichter, je mehr ich's mit dem Zaubern verstanden hab. Esse anheizen?" Er schnippte mit den Fingern. "Eisen formen?" Fingerschnippen. "Hab irgendwann gar nichts mehr selbst gemacht. " Schnipp, schnipp, schnipp. "Am Anfang dacht ich noch, 'Das behältste besser für dich...', aber irgendwann hat's ein Mädchen aus dem Ort beobachtet, staunte sich die Augen aus dem Kopf. Noch in der Nacht..."
Er brach ab und hustete verlegen, während sie ihn weiter anlächelte. Er nahm noch einen großen Schluck des kräftigen Bieres.
"Jedenfalls...hat sie mich überredet, mein Können vorzuführen. Erst nur bei uns im Dorf, dann auch drumrum. Ich sag's Euch, auf dem Land kann man mit sowas ein kleines Vermögen machen. Hab dann richtige kleine Auftritte gegeben auf den Märkten, kam gut was rum..."
Seine Augen wurden glasig und er starrte, für einen Moment schweigend, auf den Tisch.
"Dann kamen irgendwann die Stimmen. So ein Flüstern, gerade so, dass man's hört, aber auch nichts versteht. Am Anfang nur während meiner Vorstellungen, dann auch nachts, im Bett. Hab's dann aufgeben wollen, das Zaubern, aber wie das immer so ist...einmal dran gewöhnt... Hör die Stimmen jetzt immer...keine Ahnung, was das ist...wenn's das hier nicht gäbe - " Er hob den Humpen mit dem Bier. "- ich würd' keine Nacht mehr schlafen können. Ich wär wahnsinnig..."
Als er zum letzten Schluck ansetzen wollte, legte sie ihre Hand auf die seine. Die Berührung ließ in erschauern und sie flüsterte: "Dann sollt Ihr wenigstens in dieser Nacht angenehm ruhen..."
Er begleitete sie auf das Zimmer des Gasthauses, sich schwer auf sie stützend, schweigend.
Tage vergingen, voller Licht und Schatten, Farben und Geräusche.
Als die Nebel seinen Geist verließen, waren die Stimmen lauter. Flüstern und Schreie wechselten in einer endlosen Kakophonie. Sein Schädel schmerzte. Er wollte nichts mehr als Fliehen, weg von diesem Ort, nur weg.
Man hatte ihn gefesselt, Arme und Beine mit Stahl an den Steintisch gekettet. Es roch nach Verwesung und Blut. Vor seinen Augen trieben Gesichter wie Schatten umher und erzählten ihm vom Tod.
"Bei den Göttern..." flüsterte er, Tränen in den Augen.
Ein Mann mit ausdruckslosem Gesicht beugte sich über ihn. "An diesem Ort gibt es keine Götter mehr."
Und dann ein Schmerz, als berste sein Schädel.
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