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Pit

Frischling

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1

15.07.2010, 18:59

War With No Arms

Moin allerseits,

ich wollte mal mein (sehr) kurzes Spiel War With No Arms vorstellen, welches ich an einem Wochenende für die Monthly TIGSource Thunderdome Jam #2 mit dem Thema Everything is ruined forever entwickelt hab.

Story: (OK, da hab ich vielleicht etwas übertrieben für so ein kurzes Spiel, doch ich bekam einfach zuviele Ideen die ich einbauen wollte)

Im späten 21. Jahrhundert ermöglichte der medizinische Fortschritt eine noch nie dagewesene Vielzahl an Körpermodifikationen. Das krankhafte Verlangen nach dem perfekten Aussehen, einem längeren Leben, das Begehren nach unmenschlichen Leistungen im Sport und der selbstverstümmelnde Drogenmissbrauch führten zu einer unersättlichen Nachfrage an Organen und Körperteilen. Dies geschah zur gleichen Zeit als der Mond, nach Erstellung einer künstlichen Atmosphäre, kolonisiert wurde. Es war die Erschaffung eines künstliche Lagers an natürlichen Ersatzteilen für eine künstliche, kosmetisierte und kontrollierte Gesellschaft, die fernab der kranken Realität dahinvegetierte.

Tagtäglich wurden Massen an Gliedmaßen abgetrennt, Organe entfernt und zur Erde transportiert. Die Entstellten wurden zurückgelassen um sich zu vermehren und die Produktion zu sichern. Bis zu dem Tage an dem sie sich für eine Revolution entschieden: "A war with no arms". Was sie nicht wussten: mittlerweile waren die tiefsten Tiefen des Ozeans erobert. Eine neue, unsichtbare Produktionsstätte mit weitaus niedrigeren Transportkosten wurde erschaffen. Der Mond wurde nicht länger benötigt. Die Basis verwüstet. Die Bewohner niedergemetzelt. Schlussverkauf. Die Verunstalteten verloren einen Krieg den sie nicht gewinnen konnten und alles war für immer zerstört.

Ein Mann, der alles verlor außer seinen Rumpf und seinen Kopf, hatte nichts weiter als einen letzten Wunsch. Von seinen Schmerzen erlöst werden. Eine automatische Guillotine erreichen und die letzten beide Teile seines Körpers voneinander trennen. Die ethischen Probleme eines Selbstmordes kümmerten ihn nicht länger, denn um sich selbst zu töten, muss man erst einmal leben. Sein Leben war schon vor langer Zeit vorbei. Er wünschte sich nur, jemand wäre da um ihm zu helfen. Doch es gab niemanden, bis auf die Meteoriten und Trümmerteile die auf die Oberfläche herabstürzten. Jedesmal wenn sie auf dem Boden aufschlugen, konnte er den Impakt nutzen um einen kleinen Sprung durchzuführen und seiner Erlösung ein kleines Stückchen näher zu kommen.



Kurz gesagt muss man also in dem Moment wo ein Meteorit den Boden berührt die 'y' Taste drücken um sich vorwärts zu bewegen. Wenn man ununterbrochen die Einschläge nutzt bewegt man sich immer schneller. Verfehlt man einen oder versucht man sich zu einem falschen Moment zu bewegen, wird man wieder langsamer. Das Spiel ist vorbei wenn man die Guillotine erreicht. Gewinnen, Verlieren oder einen Highscore gibt es nicht. Das Ziel ist kein anderes als den "Game Over" Bildschirm zu erreichen.

Und ja, das Spiel wird nur über eine Taste gespielt. Alles in allem gibt es nicht sonderlich viel Bewegungsfreiheit mit nichts weiterem als einen Rumpf und einem Kopf.
Und nur falls sich jemand darüber wundert: Es gibt kein großes Feedback im Fall wo man einen Impakt nutzt. Sounds werden nur gespielt wenn man einen Meteoriten nicht erwischt oder sich im falschen Moment zu bewegen versucht. Beim Spielen fand ich, dass es die beste Belohnung für den Spieler sei, wenn er die Atmosphäre ohne nervende Sounds erleben kann, also treten diese nur auf wenn man einen Fehler macht. Abgesehen vom regelmäßigen Aufschlagen der automatischen Guillotine.

Programmiersprache: C++
API: SDL
IDE: Dev C++
Andere Programme: Photoshop Elements, Anvil Studio, Audacity

Website
Download .zip - 2 MB - Windows


(Link)

2

15.07.2010, 19:47

Meines Erachtens nach hast du die Grenze zwischen nachdenklich stimmendem Inhalt zu menschenunwürdigem Inhalt überschritten.
Projekt: Welteditor2D

BurningWave

Alter Hase

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3

15.07.2010, 20:14

Ich bin gleicher Meinung wie koril-k. Dein "Spiel" kann man in meinen Augen nicht wirklich als Spiel bezeichnen (und wenn doch, dann nur als sehr grenzwertiges). Was möchtest du mit dem Spiel sagen? Ohne wirklichen Hintergrund kommt es sehr menschenverachtend an. Außerdem ist deine Geschichte allein, in meinen Augen schon unmöglich.

4

15.07.2010, 21:29

Geschichte klingt interessant. Könnte mir in diesem Setting sogar "größere" Spiele vorstellen.
Muss man mit einem Spiel unbedingt etwas sagen wollen nur weil die Story eher düster ist? Muss da unbedingt gleich Gesellschaftskritik drin stecken nur weil euch die Medien eingetrichtert haben: "So geht das nicht!" ?

BurningWave

Alter Hase

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5

15.07.2010, 21:33

Gut, als richtig schön verpacktes Spiel ist die Story gut, aber nicht als so was. Sorry, aber ich sehe in dem Spiel keinen Sinn.

drakon

Supermoderator

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6

15.07.2010, 21:37

Gut, als richtig schön verpacktes Spiel ist die Story gut, aber nicht als so was. Sorry, aber ich sehe in dem Spiel keinen Sinn.

Vielleicht geht es ja genau darum?

@Pit:
Mir gefällt die sehr gute Umsetzung der düsteren Stimmung! Wirkt unglaublich authentisch.

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7

15.07.2010, 21:46

Die Hintergrundgeschichte ist an sich wirklich brauchbar. Aber ich verstehe nicht, warum du gerade dieses eine kurze Einzelschicksal zu einem Spiel machen musst. Obwohl die Story beim Spielstart kurz durchgetextet wird, ist das "Spielgeschehen" doch recht lose von diesem Kontext. Drakon hat natürlich nicht unrecht, aber so find ich das schon recht grenzwertig. Aber naja freie Spieleentwicklung ist imho eine Kunst und zeichnet sich somit dadurch aus, dass sie sehr unterschiedlich ist und die Meinungen auch mal auseinander gehen.

Pit

Frischling

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8

15.07.2010, 22:08

[OK, ich sehe gerade, dass in der Zeit wo ich das hier geschrieben hab schon ein paar weitere Kommentare geschrieben wurden. Das Folgende bezieht sich also jetzt erstmal nur auf die ersten beiden Antworten.]

Interessante Kommentare. Ich werde mal versuchen darauf einzugehen.

Menschenunwürdiger Inhalt? In welcher Hinsicht?

Weil das Ziel des Spiels der Tod des Spielers ist? Da wären wir dann bei der Diskussion der Sterbehilfe. Ich empfinde es als menschenverachtend, wenn einem Menschen der am Ende ist der Tod verweigert wird. Vorallem wenn er, wie hier auch, keine sozialen Verantwortungen mehr seinen Mitmenschen gegenüber hat. Ist es nicht absurd, dass wir das Recht auf Leben aber nicht auf den Tod haben? Dass wir etwas unvermeidbares, natürliches und notwendiges versuchen auszublenden? Folter (vorallem an einem Unschuldigen), in diesem Fall gleichgesetzt mit Leben, empfinde ich als weitaus menschenverachtender.

Oder ist das Problem der Selbstmord ansich? Auch hier gilt: das ist die Realität. Es sterben weitaus mehr Menschen durch Selbstmord als durch Terroranschläge. Nur weil man in vielen Spielen als Held gefeiert wird, wenn man ein paar Terroristen mit dem Raketenwerfer umnietet und nur die wenigsten Spiele das Thema Selbstmord behandeln, heißt das noch lange nicht, dass die Realität auch so aussieht.

Oder ist es menschenunwürdig weil wir nie so etwas tun würden, wie Menschen züchten um Organe zu gewinnen? Leider ist Organhandel über organisierte Netze nunmal die bittere Realität. Natürlich ist das Ganze hier etwas an die Spitze getrieben, doch wenn man den Organhandel, Sklavenhandel, den zweiten Weltkrieg und die Massentierhaltung in einen Topf wirft, ist es wohl das, was dabei herauskommen würde.

Meiner Meinung nach ist es menschenunwürdig diese Themen und Probleme aus seiner Welt auszugrenzen. Das Leben ist nunmal keine farbenfrohe Märchenwelt in Bonbongrafik, genau so wie es auch kein Kriegsschauplatz ist in dem ein Leben aus nichts weiterem als einer bool Variable besteht.


Und in welcher Hinsicht ist es kein Spiel? Weils nichts zu gewinnen gibt? Zu wenig Einfluss auf das was geschieht? Keine Möglichkeit ein Happy End herbeizuzaubern? Man steuert eine Person, es gibt eine Aufgabe, Feedback, Interaktion, doch ich würde es schon als Spiel bezeichnen.

Und dazu ob die Geschichte möglich ist oder nicht: Ich behaupte jetzt einfach mal so aus dem Bauch heraus, dass es eventuell nicht die erste Geschichte ist, welche sich nicht genau so genau jetzt abspielen könnte. Deshalb nennt man es auch Science Fiction. Doch Science Fiction hat die interessante Eigenschaft, dass es eine extrapolierte Version der Gegenwart darstellen kann.

BurningWave

Alter Hase

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9

15.07.2010, 22:19

Wenn du mit deinem Spiel diese Punkte kritisieren willst, dann lasse es den Spieler auch wissen (vielleicht beim Game Over?). Wenn du das nicht machst und das Spiel so kurz und einfach ist, kommt das Gefühl auf, dass das ein Spiel ist, das Selbstmord beschönigen soll oder ein "macht doch Spass wenn Menschen sterben Spiel" ist, da der Spieler keinen Sinn darin erkennt. Anders würde es wiederrum sein, wenn du die Zeit misst, die der Spieler braucht. Damit hätte das Spiel auch einen Sinn, und zwar der, dass es eine Herausforderung ist, möglichst schnell zu sein.

10

15.07.2010, 23:04

@Pit: Diese Punkte sind nicht diejenigen, die ich für menschenunwürdig halte, sondern dass das zentrale Element des Spiels die Hilflosigkeit ist. Hilflosigkeit mitanzusehen zu müssen ist weniger nachdenklich stimmend als schlichtweg seelische Qual; daraus ein Spiel zu konstruieren geht einen Schritt zu weit.
Projekt: Welteditor2D

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