Du bist nicht angemeldet.

Stilllegung des Forums
Das Forum wurde am 05.06.2023 nach über 20 Jahren stillgelegt (weitere Informationen und ein kleiner Rückblick).
Registrierungen, Anmeldungen und Postings sind nicht mehr möglich. Öffentliche Inhalte sind weiterhin zugänglich.
Das Team von spieleprogrammierer.de bedankt sich bei der Community für die vielen schönen Jahre.
Wenn du eine deutschsprachige Spieleentwickler-Community suchst, schau doch mal im Discord und auf ZFX vorbei!

Werbeanzeige

David Scherfgen

Administrator

Beiträge: 10 382

Wohnort: Hildesheim

Beruf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter

  • Private Nachricht senden

21

22.10.2014, 22:58

Hier gilt der Grundsatz "Wer es haben will, der bekommt es auch".

Das gilt in abgeschwächter Form auch für harte Drogen, trotzdem sind sie (meiner Meinung nach zurecht) im Allgemeinen verboten. Natürlich ist es bei digitalen verbotenen Produkten noch einfacher sie sich zu besorgen - und das oft sogar kostenlos. Aber allein die Tatsache, dass sich ein Verbot nicht 100%ig durchsetzen lässt, sollte nicht dazu führen, dass etwas gar nicht erst verboten wird. Von einem Verbot geht ein klares Signal aus. Ich sage jetzt nicht, dass das Spiel unbedingt verboten gehört, jedoch finde ich den Ansatz "Verbot ist nicht umsetzbar, also nicht verbieten!" falsch.

Hello_Kitty!

unregistriert

22

22.10.2014, 23:46

Von einem Verbot geht ein klares Signal aus. Ich sage jetzt nicht, dass das Spiel unbedingt verboten gehört, aber den Ansatz "Verbot bringt nichts, also nicht verbieten!" finde ich falsch.

Von "Rauchen kann tödlich sein" geht ein klares Signal aus, ein Verbot ist eher schon etwas Absolutes, sofern einem Rechtsstaatlichkeit am Herzen liegt. Ich finde genau den umgekehrten Ansatz "Verbot bringt etwas mehr als gar nichts, also lasst es uns verbieten" falsch. Damit hat man nämlich ein rechtliches Mittel installiert, das zwangsläufig auch genutzt wird und sich potentiell verselbstständigt. In der späteren Entwicklung solch einer Konstellation fährt dann beispielsweise die lokale Polizei mit MRAPs durch die Stadt, denn damit bekämpft sich das Verbrechen etwas besser als ohne.

Was soll damit letztlich erreicht werden?

Frybird

Treue Seele

Beiträge: 97

Wohnort: Bonn

Beruf: Webprogrammierer

  • Private Nachricht senden

23

23.10.2014, 00:06

Spiel wirkt scheisse, das Writing im Trailer wirkt lachhaft, und viel Gedanke scheint bei den Entwicklern nicht hinter zu sein als "for the lulz".

Trotzdem ist es mir lieber das das Spiel erscheint und es in der Öffentlichkeit ein gerechtes Urteil ist als das es von einem empörten Mob "verboten gehört" wird. (Ich habe das Gefühl der letzte auf der Welt zu sein der dem Kontroverse-bedingten Abbruch des "Six Days in Fallujah" Spiels nachweint. Ein Spiel das plante ein tatsächliches Erlebnis im letzten Irakkrieges auf Basis von daran beteiligten Veteranen nachzustellen, aber dann schnell von allen Seiten als taktlos niedergeschrien wurde. Klar, hätte riesiger Mist werden können, aber die Macher waren da auf einer interessanten Spur, und angesichts meines Glaubens das Spiele das beste Medium sind um Emphatie zu vermitteln hätte ich gerne ein finales Produkt gesehen, selbst wenn es an seinen Ambitionen gescheitert wäre.)


Was mich privat betrifft, mir ist sowas mit Kontext lieber.

Viele haben ja (auch hier schon) Manhunt als Sinnlose Gewalt verschrien, und auch wenn das nicht unbedingt falsch ist, so hatte zumindest der erste Teil einen storytechnisch interessanten Kontext, diente man als Protagonist doch selber nur wiederwillig einem reichen notgeilem Arschloch, der sich widerlich an jedem brutalen Stealthkill aufgeilt. Ein Antagonist, der genauso ein gewaltgeiler Voyeur ist wie die potenzielle Zielgruppe des Spiels. Aber mangels Rockstars Feinfühligkeit was Storytelling angeht (ich finde den Großteil von Rockstar's Stories in ihren Spielen Müll, Red Dead Redemption und GTA V miteingeschlossen) und fehlgeleiteter PR ging kritische Analyse hier nur selten über den Buhmann-Status des Spiels hinaus)

Ein anderes Beispiel ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele Hotline Miami. Hier wird Gewalt auch überzeichnet und stilisiert, aber es ist eine sehr schöne Entlarvung von Motivation und Rechtfertigung in fiktionalen Handlungen, insbesondere bei Videospielen. Als Spieler nimmt man hier die Kontextlosigkeit hin in der Erwartung, das einem irgendwann eine gerechtfertigte Motivation für die fiebertraumartigen Massaker die man im Spiel verübt vorgesetzt wird...doch dann stellt sich das Spiel selbst aufeinmal in Frage, was zu einem absolut fantastischem Ende führt (zumindest was das reguläre Ende betrifft, das "wahre" Ende von HM, das man nur mit viel umständlicher Sucherei freischaltet, wirkt im Angesicht des im normalen Ende gesagtem wie ein zynischer Witz.)

Und da Hotline Miami 2 in den nächsten Monaten erscheinen wird und verspricht, sich mit den Reaktionen zum ersten Teil und den Erwartungen an das Sequel spielerisch auseinander zu setzen, brauch ich für meinen Teil Hatred nicht.

ERROR

Alter Hase

Beiträge: 417

Wohnort: Paderborn

Beruf: Informatik Student

  • Private Nachricht senden

24

23.10.2014, 01:30

Ich würde es wenig sinnvoll finden ein solches Spiel zu verbieten. Videospiele sind Kunst und Kunst kennt keine Grenzen. Ab 18 ist dabei natürlich keine Frage und ich würde es auch gut finden, wenn das Spiel nicht/begrenzt beworben werden darf, aber ein Verkaufsverbot wäre sehr unpassend.

Es gibt soviel lächerliche Zensur, wie zB bei Rammstein, die einfach so komplett unnötig ist. Eine Band wie Rammstein darf ihr Lied "Ich tu dir weh" nicht verkaufen, aber es dürfen durchgehend Musikvideos laufen, die eigentlich Softporn sind. Auch das ist ein Beispiel von Zensur/Verbot, welche künstlerische Freiheit mit den Füssen tritt und Videospiele sind nun mal Kunst (Ich glaube mittlerweile sogar offiziell). Verschiedenste Arten von Musik, welche sich auf negative Gefühle, Suizid und ähnliches beziehen, sind erlaubt. Was spricht also gegen Harted?

Wo ich Pornos sowieso erwähnt habe, diese sind auch legal. Es gibt ja immer mal Hardcore oder sehr eklige Pornos welche durchs Netz geistern und völlig legal, sogar schlimmer, nämlich real sind. Ich vermeide diese zwar komplett und werde Hatred genauso meiden, aber es gibt offensichtlich eine Gruppe vin Menschen, welche so etwas gerne konsumiert.

Ich finde es unangebracht Hatred mit GTA zu vergleichen. Genauso wenig würde ich auf die Idee eine Crack-Meth-Nutte mit Emma Watson(oder wem auch immer) zu vergleichen. Klar, man könnte den Vergleich anstellen, aber welchen Sinn macht das? Wer die Kunst und Satire in GTA nicht erkennt, der hat es entweder nie gespielt oder gehört zu genau den Leuten, die solche Spiele lieber nicht spielen sollten. Ganz unabhängig davon, ob einem dieses Spiel gefällt, aber nur weil mir etwas nicht gefällt, muss es nich für andere veboten sein.

Ausserdem möchte ich erwähnen, dass ich definitv für ein Verbot von allen Arten von Drogen(einschliessslich alle Arten von Tabak) bin. Alkohol ab 16 halte ich auch für eine schlechte Idee. Und vor allem bin ich für ein viel härteres Vorgehen gegen Drogen.

Vor mehreren Jahren, wurden Spiele verboten, in denen nicht mal annähernd erkennbar war, was da genau passiert. Das lag daran, dass die "Figuren" jeweils aus einer Hand voll Pixel bestanden. Über so etwas lachen wir heute genauso, wie wir in ein paar Jahren über Hatred lachen werden, weil es dann etwas viel krasseres gibt.
Vor ein paar Hundert Jahren sollten bestimmte Bücher verboten werden, weil diese etwas unglaublich schlimmes enthielten, von dem man damals glaubte, dass es das Bewusstsein eines Menschen unglaublich negativ beeinflusst: die Ich-Perspektive.

Abschliessend will ich nochmal hervorheben, dass ich Hatred nicht mag und nicht spielen werde, aber wenn es jemand spielen möchte, hat er das Recht dazu.

25

23.10.2014, 01:47

Zitat

HATRED FOCUSES ON VIOLENCE AND MURDER AS THE POINT. IN MOST VIOLENT GAMES, MURDER IS THE MEANS, NOT THE OBJECTIVE.
aus Offended by the 'Hatred' trailer? You're a hypocrite (and that's a good thing)

StGB §131:

Zitat

Wer Schriften (§ 11 Abs. 3), die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt, [...]
Keine Ahnung ob §131 bei Hatred zieht, kommt mir momentan so vor. Verharmlosung und Verherrlichung beinhalten ja bereits konzeptionell den schlechten Einfluss auf die Gesellschaft, nämlich in dem Sinne, dass die Bereitschaft solche Taten zu tun gezielt und absichtlich herabgesenkt wird. Wenn ein Spiel, ein Buch, ein Musikstück oder ein Film eben dafür entworfen wird, dann finde ich ein Verbot richtig. Das ist dann genauso zu sehen wie Volksverhetzung nur eben gegen alle Menschen.

Videospiele sind Kunst und Kunst kennt keine Grenzen.
Kunst hat da ihre Grenzen wo willentlich andere in ihrer Würde und Sicherheit verletzt werden.

Es gibt soviel lächerliche Zensur, wie zB bei Rammstein, die einfach so komplett unnötig ist.
Indizierung != Zensur

belegte Gefahr für den Konsument besteht
Zumindest Propaganda und Volksverhetzung sind ziemlich gut belegte Gefahren.

"Six Days in Fallujah"
Das Spiel ist eine ganz andere Nummer.

Ganz sehenswert in diesem Zusammenhang: Extra Credits: Facing Controversy

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Chromanoid« (23.10.2014, 01:54)


Sacaldur

Community-Fossil

Beiträge: 2 301

Wohnort: Berlin

Beruf: FIAE

  • Private Nachricht senden

26

23.10.2014, 09:18

Zumindest Propaganda und Volksverhetzung sind ziemlich gut belegte Gefahren

Ja das stimmt, aber wir reden doch von Gewalt.

Wenn ich richtig bin, gehört zu dem, was am Anfang des Trailers erzählt wird, sowas wie "Alle müssen sterben" oder "niemand hat eine Rettungs verdient". Man kann sich zwar immernoch darüber streiten, ob es nun Propaganda oder Volksverhezung ist, ich würde aber eher dazu tendieren, dem zuzustimmen.

Ich sehe bei Hatred die Probleme vor allem darin, dass der hauptsächliche Spielinhalt das Abschlachten von Menschen ist. In anderen Spielen schießt man ebenfalls auf Menschen, allerdings sind das in anderen Spielen auch keine Passanten, sondern Terroristen, andere Kriminelle o. ä.
In anderen Spielen hat man zwar auch immer mal wieder die Möglichkeit, unschuldige Zivilisten niederzustrecken, allerdings ist es in entsprechenden Spielen nicht der primäre Spielinhalt, man kann entsprechende Spiele also auch abschließen, ohne sich an derartigen Schießereien zu beteiligen.
Würde man nur die Mechaniken und nicht das Setting von Hatred in einem Spiel verwenden (bspw. indem man seinen Heimatplaneten gegen Außerirdische oder Monster Verteidigt oder indem man durch das Schießen niemanden tötet, wie in Paintball oder Lasertag), dann hätte man ein Spiel, welches bei weitem keinen so großen Wirbel verursachen würde.

Dass Spiele mittlerweile _offiziell_ als Kunst angesehen werden, wäre mir neu.
Spieleentwickler in Berlin? (Thema in diesem Forum)
---
Es ist ja keine Schande etwas falsch zu machen, als Programmierer tu ich das täglich, [...].

Legend

Alter Hase

Beiträge: 731

Beruf: Softwareentwickler

  • Private Nachricht senden

27

23.10.2014, 09:41

Meine Meinung zu der Argumentationskette "Im Film gibt es sowas doch schon, also ist das hier auch okay.":
Nein, dem widerspreche ich, es ist nicht dann beim Spiel auch okay, sondern auch das Medium Film hat manche sehr grenzwertige Fälle und richtiggehende Probleme.
"The Human Centipede", von dem ich zum Glück nur Ausschnitte gesehen habe, wurde ja schon genannt.

Allerdings glaube ich das man nie eine Grenze finden wird bei der auch nur ein Konsent herrschen wird.
"Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren!" - "Juhu, wir machen eine Farm auf!"

Netzwerkbibliothek von mir, C#, LGPL: https://sourceforge.net/projects/statetransmitt/

Stazer

Alter Hase

Beiträge: 468

Wohnort: Berlin

Beruf: Student

  • Private Nachricht senden

28

23.10.2014, 10:06

Meine Meinung zu der Argumentationskette "Im Film gibt es sowas doch schon, also ist das hier auch okay.":
Nein, dem widerspreche ich, es ist nicht dann beim Spiel auch okay, sondern auch das Medium Film hat manche sehr grenzwertige Fälle und richtiggehende Probleme.
"The Human Centipede", von dem ich zum Glück nur Ausschnitte gesehen habe, wurde ja schon genannt.

Allerdings glaube ich das man nie eine Grenze finden wird bei der auch nur ein Konsent herrschen wird.


Vorallem, da Grenzen in der Regel subjektiv sind.
Es lässt sich streiten, ob Hatred nun verboten werden sollte, oder nicht. Meiner Meinung
nach muss das jeder für sich selbst entscheiden, jedoch finde ich, dass gerade für Kinder so etwas unzugänglich gemacht werden sollte.
Wie man das machen kann, ist natürlich wieder fragwürdig, weshalb eigentlich nur an ein Verbot von solchen Spielen gedacht werden kann.

Freundliche Grüße
Stazer

Architekt

Community-Fossil

Beiträge: 2 481

Wohnort: Hamburg

Beruf: Student

  • Private Nachricht senden

29

23.10.2014, 11:06

Erinnert mich ziemlich an Manhunt. Aber Hatred scheint nicht ganz so krank zu sein.
Der einfachste Weg eine Kopie zu entfernen ist sie zu löschen.
- Stephan Schmidt -

Frybird

Treue Seele

Beiträge: 97

Wohnort: Bonn

Beruf: Webprogrammierer

  • Private Nachricht senden

30

23.10.2014, 11:47



"Six Days in Fallujah"
Das Spiel ist eine ganz andere Nummer.

Ganz sehenswert in diesem Zusammenhang: Extra Credits: Facing Controversy


Ja und nein. Es ist natürlich ein ganz anderes Thema und eine ganz andere Form von Aufreger, aber die Frage ist für mich:

Wie können Spiele als Kunst- und Kulturgut ihr Potenzial entfalten, wenn Sie nicht ihre Grenzen austesten dürfen?

Was Medien und Kulturelle Inhalte angeht find ich Verbote immer ganz schlecht, zumindest in dem Rahmen wie es bei "Hatred" der Fall wäre. Die Intention ist hier ganz klar weder spezifische echte Personen persönlich zu beleidigen noch irgendwelche Volksgruppen zu denunzieren. Und ob es physischen Schaden erzeugt oder explizit zu RL-Gewalt aufruft, lässt sich an dem ersten Trailer nicht erkennen

Ich stehe nicht auf Bevormundung. Und ich finde es sagt mehr über eine Person aus, die fürchtet das von so etwas wie diesem Spiel negativ beeinflusst werden können, als die die das Spiel machen.

Ich finde das Spiel in keiner Weise unterstützenswert oder gut, aber ich finde es hat genauso eine Daseinsberechtigung wie jedes andere Spiel auch, und herumrederei von Verbot in diesem Kontext, mit Verlaub, widert mich an.

Werbeanzeige