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idontknow

unregistriert

11

20.11.2016, 22:21

Verwundert dich das wirklich? inwiefern hast du bei Nahrung / Kleidung eine Wahl? Nur weil du jetzt nicht bei Primark deine Kleidung kaufst ist das doch bei weitem keine Garantie, dass die Arbeiter gut behandelt werden. Selbiges gilt fürs essen. Immerhin wird dir auch das selbe Produkt in unterschiedlicher Verpackung zu deutlich unterschiedlichen Preisen verkauft. Der ist also absolut wertlos zur Einschätzung der Produktionsbedinungen.


Ja, das verwundert mich. Ich habe bei beiden eine sehr große Wahl sogar! Zisch Anbieter. Zisch Ursprungsländer. Regional oder doch International? Bio-Siegel oder konventionell mit Gen-Technik? Fair-Trade oder ohne Angabe vom Produzenten? Sicher gibt es auch dieser Branche Grauzonen. Nichts ist Schwarz oder Weiß, aber bei Nahrung und Kleidung existieren Gütesiegel die mir als Verbraucher aufzeigen, dass diese fair und nachhaltig produzieren (Fair-Trade,Bio,Demeter,Peta Zertifiziert etc.). Deiner Aussage entnehme ich, dass du skeptisch bist? Darfst du auch sein, nur wünsche ich mir sowas in der Elektronikbranche. Im Großen und Ganzen sind solche Strömungen und Organisationen doch lobenswert, oder siehst du das anders?


Oke da muss ich eingestehen, ich hab jetzt nicht direkt an Bio-Siegel und co. gedacht, aber damit hast du natürlich Recht. Ich denke, der Grund dafür ist, dass im Lebensmittel und Kleidermarkt viel mehr Anbieter gibt als für die Elektronikbranche. Allein in Europa exportiert/importiert jedes Land massenweise Lebensmittel. Im Vergleich dazu ist Elektronik, dann doch eher kleiner. ich denke da kommt sogut wie alles aus Asien.

Diese ganzen Siegel sind sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung und mit guter Absicht. Ich kritisiere nur, dass die trotzdem mit Vorsicht betrachtet werden müssen. Im Falle vom Bio-Siegel z.b. suggeriert mir das als Verbraucher irgendwo ja, dass ein Bio-Produkt "gut" und ein nicht Bio-Produkt "schlecht" ist. Das ist aber nicht so. Ein Produkt mit Bio-Siegel ist nicht zwangsläufig besser als eins ohne. Ganz im Gegenteil sogar. Ich weiß aus erster Hand, dass es Bauern gibt die ihre Produkte nicht als Bio vermarkten dürfen, weil sie die Richtlinien nicht einhalten, aber die Haltungsbedinungen deutlich besser sind als die der Bio-Richtlinien (das ist jetzt allerdings meine Meinung). Das heißt jetzt nicht, dass Bio per se schlecht ist: Aber ich erwarte mir von so einem Siegel, dass ich ihm irgendwo blind vertrauen kann. Für Bio gibt man deutlich mehr aus als für nicht Bio. Wenn die Produkt-QUalität und Herkunft, dann trotzdem hinterfragt werden muss, dann hat das Siegel für mich persönlich relativ wenig wert und insofern, finde ich die Idee dahinter ganz nett, aber sehe das trotzdem nach wie vor sehr kritisch.

Aber trotzdem hast du sicherlich Recht damit, dass solche Siegel auch in der Elektronikbranche ein Anfang wären. Ein bisschen verwunderlich ist es aber schon, dass es solche Siegel oder etwas vergleichbares nicht gibt. Skandale gabs ja immerhin schon genug...

drakon

Supermoderator

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12

20.11.2016, 22:53

Bezüglich Siegel bin ich auch sehr skeptisch. Oftmals sind diese sehr einfälltig und manchmal wird einem falsche Sicherheit (alles ist "gut") vergegaukelt. Einige Leute verstehen das dann zumindest so und übertragen Attribute an das Siegel, welche es gar nicht definiert (Bio macht alles gut).

Jedes Siegel sagt nur genau so viel aus wie es definiert ist. Dass der Werbespott dann einiges mehr zeigt heisst gar nichts. Bio kann z.T. ökologisch gesehen unsinniger sein wie nicht-Bio Produkte. Es sagt auch nichts über die Umwelt um das Bio Produkt aus.

Wie idontknow es beschreibt ist die Haltung der Hersteller wichtiger als das eigentlich Siegel dass sie haben. Für den Konsumenten aber nur sehr schwer nachzuvollziehen und die Siegel zwar eine guter Grundgedanke, gehen aber unter Umständen viel zu wenig weit (oder man bräuchte eine ganze Reihe davon um wirklich aussagekräftig zu sein).

Die Beobachtung dass das in der Technik nicht so üblich ist, ist interessant. Kommt vielleicht daher, dass die Branche jünger ist, oder auch weil sie weniger lokal ist und somit weniger nationale Bedürfnisse der Hersteller bedacht werden müssen. Siegel sind für die ja ein gewisser Schutz vom bösen Ausland. Im Gegensatz zu Nahrung betrifft und Technik auch nicht so direkt körperlich (wir essen diese ja nicht und von dem her ist es schon viel weniger heikel).

Tobiking

1x Rätselkönig

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13

21.11.2016, 00:06

Was Lebensmittel und Siegel angeht braucht man sich nur Nestle angucken. Es tragen inzwischen immer mehr Produkte Fair Trade Siegel obwohl bekannt ist das Kinder- und Sklavenarbeit involviert ist. Und das ist nicht mal das Schlimmste von dem was Nestle so alles verbricht...

MitgliedXYZ

Alter Hase

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14

21.11.2016, 08:24

Bei Fairtrade Lebensmitteln sind allerdings die Zutaten nicht unbedingt fair gehandelt worden. Das Prinzip heißt Mengenausgleich.

15

21.11.2016, 11:21

Sollte keinen überraschen, wenn man bedenkt, dass solche Unternehmen oft die größten weltweit agierenden Lobby-Unternehmen sind.
z.B. segnet das WWF reihenweise Regenwaldrodungen ab, um immer mehr Palmöl-Plantagen zu bauen. Zeitgleich sammeln sie z.b. Spenden zum Schutz von Gorilla-Gebieten.. in denen fleißig mehr Palmöl angebaut wird.
Spendet bitte nicht für solche Organisationen.

Renegade

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16

21.11.2016, 11:26

Ich finde die Diskussion driftet jetzt zu sehr auf die Nahrungsmittelindustrie und etwaige, damit zusammenhängende, globale Missststände ab. Ich verstehe eure Skepsis gegenüber aktuellen Bio-Standards oder auch Fair-Trade Siegeln, wenn auch gleich ich nicht diese Meinung teile.

Um zurück zum Thema zu kommen: Glaub ihr, dass ein Elektronikprodukt zu 100% fair und nachhaltig produziert werden kann? Liegt es hier wirklich nur daran, dass uns Elektronik nicht direkt körperlich betrifft, wie Drakon sagt? Gerade der körperliche Bezug ist doch in unserer Zeit nun doch fast nicht mehr weg zu denken. Smartphones und -watches sind so fest in unserer Gesellschaft verstrickt, dass sie beinahe als erweitertes Körperteil angesehen werden können. Warum interessiert es dann keinen?
Liebe Grüße,
René

MitgliedXYZ

Alter Hase

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17

21.11.2016, 18:02

Ich denke es liegt daran, dass die Lieferkette von Nahrungsmitteln kürzer ist, als bei Elektronikprodukten. Wer Äpfel produziert, kann diese theoretisch direkt an den Kunden verkaufen. Beispielweise bei Laptops ist es schon komplizierter. Genügt es, um ein faires Produkt zu erhalten, dass die Montage beim Auftragsfertiger fair bezahlt wird, oder müssen auch alle Komponenten fair gefertigt worden sein. Dann ist noch die Frage, ob die Rohstoffe fair abgebaut worden sind. Das für ein Produkt zu organisieren, ist sehr aufwendig. Bei Komponenten wie Prozessoren gibt es nicht viele Hersteller, diese müssten dann also auch Fairtrade unterstützen.

idontknow

unregistriert

18

21.11.2016, 20:35

Ich kanns mir nur schwer vorstellen, dass man Elektronikgeräte besonders nachhaltig produzieren kann, zumindest aktuell nicht. Letztlich steckt da ziemlich viel Ausbeutung und Umweltverschmutzung dahinter, wenn man sich z.b. gängige Praktiken in diversen Minen anschaut.
Das ist letztlich ein Prozess und der wurde in dem Bereich nie voran getrieben. Zudem werden die Ressourcen / Teile ausschließlich in Ländern gefördert / produziert, die sich super ausbeuten lassen und soweit man denken kann immer ausbeuten liesen.
Traurig aber wahr.

xardias

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Beruf: Software Engineer

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19

21.11.2016, 23:18


Um zurück zum Thema zu kommen: Glaub ihr, dass ein Elektronikprodukt zu 100% fair und nachhaltig produziert werden kann? Liegt es hier wirklich nur daran, dass uns Elektronik nicht direkt körperlich betrifft, wie Drakon sagt? Gerade der körperliche Bezug ist doch in unserer Zeit nun doch fast nicht mehr weg zu denken. Smartphones und -watches sind so fest in unserer Gesellschaft verstrickt, dass sie beinahe als erweitertes Körperteil angesehen werden können. Warum interessiert es dann keinen?


Ganz ehrlich, Smartphones/Laptops/etc sind schon ziemlich teuer. Man ne Tafel Schokolade fuer 3 EUR statt 1 EUR zu kaufen weil es Fair-Trade ist, macht man ja mal gerne. Aber nen equivalenten Laptop fuer ein paar Hundert Euro oder mehr zu kaufen bloss weil er Fair-Trade ist... das laesst sich nur schwer verkaufen.

Und wenn es sich nicht verkaufen laesst, dann kann man es sich auch nicht leisten das Produkt zu entwickeln und produzieren.

Ich arbeite quasi in der Comsumer Electronics Industrie und je mehr ich darueber lerne, umso mehr bin ich erstaunt wie unglaublich cut-throat und schnelllebig das alles ist. Das zu aendern wird unheimlich schwierig, und es sind einfach viel zu viele Firmen involviert die alle nur den Fokus haben moeglichst billig zu bleiben damit man nicht in der Konkurrenz untergeht.

DeKugelschieber

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Beiträge: 2 641

Wohnort: Rheda-Wiedenbrück

Beruf: Software-Entwickler

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20

22.11.2016, 09:26


Um zurück zum Thema zu kommen: Glaub ihr, dass ein Elektronikprodukt zu 100% fair und nachhaltig produziert werden kann? Liegt es hier wirklich nur daran, dass uns Elektronik nicht direkt körperlich betrifft, wie Drakon sagt? Gerade der körperliche Bezug ist doch in unserer Zeit nun doch fast nicht mehr weg zu denken. Smartphones und -watches sind so fest in unserer Gesellschaft verstrickt, dass sie beinahe als erweitertes Körperteil angesehen werden können. Warum interessiert es dann keinen?


Ganz ehrlich, Smartphones/Laptops/etc sind schon ziemlich teuer. Man ne Tafel Schokolade fuer 3 EUR statt 1 EUR zu kaufen weil es Fair-Trade ist, macht man ja mal gerne. Aber nen equivalenten Laptop fuer ein paar Hundert Euro oder mehr zu kaufen bloss weil er Fair-Trade ist... das laesst sich nur schwer verkaufen.

Und wenn es sich nicht verkaufen laesst, dann kann man es sich auch nicht leisten das Produkt zu entwickeln und produzieren.

Ich arbeite quasi in der Comsumer Electronics Industrie und je mehr ich darueber lerne, umso mehr bin ich erstaunt wie unglaublich cut-throat und schnelllebig das alles ist. Das zu aendern wird unheimlich schwierig, und es sind einfach viel zu viele Firmen involviert die alle nur den Fokus haben moeglichst billig zu bleiben damit man nicht in der Konkurrenz untergeht.

Also am Preis kann es nicht liegen wenn ich mir die Gewinnmarge von z.B. Apple anschaue... Und andere spucken da sicher auch nicht ins Glas. Besonders die Textil Industrie kauft T-Shirts für ein paar Cent und verkauft sie dann schnell mal für 15-20€. Es sollte also aus Sicht der Unternehmen kein Problem sein halbwegs fair zu bezahlen. Die Leute müssen ja nicht gleich auf unserem Niveau bezahlt werden, aber davon leben könnten sollten sie schon.
Bei Hardware stelle ich mir das organisatorisch aber auch schwer vor...

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