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David Scherfgen

Administrator

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11

13.11.2016, 08:13

@Azasel: Bitte vergiss nicht, dass dein Einkommen nicht nur für Essen, Miete usw. reichen muss, sondern auch für schlechte Zeiten und deine Rente. Wenn du selbständig bist, musst du dich selber darum kümmern, sonst nagst du später als alter Mann am Hungertuch.

Renegade

Alter Hase

Beiträge: 494

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12

13.11.2016, 18:09

Hey Azasel,
ich bin nun seit 4 Jahren Freiberufler und muss sagen, viele Dinge muss man auf die harte Tour lernen. Prinzipiell musst du dein Handwerk verstehen. Egal welche Sprache, Framework, oder was auch immer du als Fähigkeit anbietest (Ich setze hier mal ein spezifisches Studium als Minimum voraus). Das ist absolute Grundlage für deine Arbeitseinschätzungen gegenüber dem Kunden. Als nächstes benötigst du eine ständige Präsenz um überhaupt an Aufträge zu kommen. Hier zählt Durchhaltevermögen. Ich denke hier an all die Messen, Veranstaltungen und Kaffee-Meetings die du machen musst und natürliche eine seriöse Website, Visitenkarten etc. pp. Du wirst immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen haben - viele Kunde melden sich einfach nicht mehr, oder haben nach dem ersten oder zweiten Treffen dann doch ein völlig anderes Bild (Stichwort: Was kostet eigentlich Software?) davon was sie wollen (...oder werden es nie wissen). Lass dich nicht auf dubiose Werksverträge ein. Viele Unternehmen sind hier gnadenlos und drücken dir im nachhinein Features rein die zwischen den Zeilen stehen (manche Unternehmen nehmen nur aus diesem Grund Freiberufler an). Dienstleistungsverträge sind meist die bessere Wahl, wobei viele das direkt von Anfang an ablehnen, außer bei Langzeitkunden (Die wie ein Lotto Gewinn wirken als Freiberufler, weil sie die einzige ständige, verlässliche Einnahmequelle sind). Vergiss auch nicht, dass du genug verdienen musst, um über etwaige Durststrecken zu kommen. Meist sind alle Aufträge unter 50€/h für die Katz, wenn du gerade einmal deine Miete und die Krankenkasse bezahlen kannst. Gerade letzteres in Kombination mit GEZ und andere Konsorten wirst du lieben lernen, wenn du dich fragst warum du in der Apotheke überall noch 5€ extra zahlen musst und eigentlich keinen Fernseher besitzt. Am Ende kann und ist Freiberuflersein ein stressiges Pflaster. Bis auf jene Momente wo du für gute Arbeit echtes Geld verdienst und Zuhause mit deinem Kaffee in der Hand dir deine Arbeit selbst einteilst. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile.

PS: Ein echter Programmierer zu sein bedeuted mMn immer ein kommunikativer Mensch zu sein. Wir leben schon lange nicht mehr in den Zeiten in denen Software von Einzelnen geschrieben wird. Als Freiberufler zählt nicht zuletzt auch der erste Eindruck von dir. Bist du seriös, vertrauenswürdig, belastbar und wirst du deine Aufgaben selbstständig meistern und mit den Kollegen die dir gestellt werden auf professionelle Weise umgehen? Das sind Fragen die jedem Kunden durch den Kopf gehen, wenn dieser Summen in 4 bis 5 stelligen Höhen ausgeben muss.
Liebe Grüße,
René

Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von »Renegade« (13.11.2016, 18:34)


Azasel

unregistriert

13

15.11.2016, 14:07

Vieln Dank für eure Beiträge.

@Renegade
Und wie läuft das jetzt bei dir, nach den 4 Jahren :) ?

14

15.11.2016, 14:33

Ich bin zwar nicht als Entwickler selbstständig, aber in der Administration und in der Leitung von IT-Projekten. Das aber auch nur in Teilzeit, bzw. wenn es mein Vollzeitjob hergibt ;)
Um das sicherzustellen habe ich sehr lange nach Kunden suchen müssen, die meinen speziellen Vertrag, der zu meinen Gunsten, bzgl. Reaktionszeiten etc. ausgelegt ist, akzeptiert haben. Demnach siehst Du, dass es schon sehr viel Wert sein kann mindestens kleine Teile aus der BWL zu kennen.
Um mal wirklich die essentiellen Dinge zu nennen, die ich denke unabdingbar sind:

- Die notwendigen Dinge für den BWL-Anteil, wie z.B. Vertragsrecht (Dienstleistung- oder Werkvertrag?), gewisse Auszüge aus dem BGB etc.
- Soziale Kompetenzen und das eigene Auftreten. Das ist eigentlich das wichtigste. Ohne das kommt man heutzutage an keinen einzigen Auftrag mehr. Das ist meines Erachtens sogar wichtiger als ein "guter" Preis für den Kunden.
- Lerne mit Rückschlägen umzugehen und baue Dir VOR dem Schritt in die Selbstständigkeit ein genügend großes finanzielles Polster auf. Bestenfalls 0,5-1 komplettes Jahresgehalt.

Wen man es so nimmt sind die Programmier-, bzw. anderweitige Kenntnisse sogar nur zweitrangig. Das ist aber nur meine bescheidende Meinung.

Renegade

Alter Hase

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15

15.11.2016, 17:59


@Renegade
Und wie läuft das jetzt bei dir, nach den 4 Jahren :) ?


Die Frage musst du etwas spezifizieren. Was möchtest du genau wissen?
Liebe Grüße,
René

Colin117

Frischling

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16

16.11.2016, 08:16


@Renegade
Und wie läuft das jetzt bei dir, nach den 4 Jahren :) ?


Die Frage musst du etwas spezifizieren. Was möchtest du genau wissen?


Ich denke mal, ob du jetzt ein mehr oder weniger "sicheres" Einkommen hast, bzw. gut auf eigenen beinen stehen kannst ;)
Würde mich zumindest interessieren.

Goldwing Studios

Treue Seele

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Beruf: Softwareentwickler, Vertriebler

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17

16.11.2016, 08:27


@Renegade
Und wie läuft das jetzt bei dir, nach den 4 Jahren :) ?


Die Frage musst du etwas spezifizieren. Was möchtest du genau wissen?


Ich denke mal, ob du jetzt ein mehr oder weniger "sicheres" Einkommen hast, bzw. gut auf eigenen beinen stehen kannst ;)
Würde mich zumindest interessieren.


Das war glaube ich auch Azasel's Frage bzw. habe ich das so verstanden. Mich würde das außerdem auch interessieren!

Renegade

Alter Hase

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18

16.11.2016, 13:39


Das war glaube ich auch Azasel's Frage bzw. habe ich das so verstanden. Mich würde das außerdem auch interessieren!


Ja kann ich tatsächlich. Sicher ist zwar immer relativ, denn eigentlich weiß ich nie so richtig was die kommenden Monate bringen werden. Anfangs habe ich mich da immer völlig verrückt gemacht. Es ist dann in der Tat richtig entspannend, wenn man einen langen Auftrag, der über mindestens 6 Monate geht, ergattert - sozusagen Jackpot! Ich muss aber auch ehrlicherweise gestehen: Am Anfang hätte ich vieles nicht ohne Hilfe und durch viel Glück geschafft. Ich kam eigentlich direkt von der Hochschule und hatte noch einen Mini-Job der zumindest ein bisschen Kohle einspielte. Gerade zu Beginn habe ich die beschissensten Jobs angenommen und mich als Frischling mit fiesen Werksverträgen ausziehen lassen (Ja Universität Potsdam, ich schaue in deine Richtung!), wodurch ich am Ende im Mini-Job mehr verdiente (Lasst euch das mal bei Mindestlohn auf der Zunge zergehen). Jetzt isses so das ich eigentlich immer was anständiges finde - Kontakte sei dank. Mein Rat, und das ist was mir wirklich am Anfang am Meisten geholfen hat, ist: Versucht einen Mini-Job zu haben, wo zumindest die Kohle für Bude und Essen rein kommt - zumindest am Anfang wo alles völlig unsicher ist. Ihr seid dadurch nicht gezwungen jeden noch so beschissenen Auftrag anzunehmen. Lasst euch verdammt nochmal (Ja, altes Ich, hörst du!) nicht über's Ohr hauen. Ein anständiger Programmierer berechnet meist etwas zwischen 50-100€/h - da kann der Kunde noch so sehr mit Folgeaufträgen (die natürlich so viel besser bezahlt werden) ködern. Die passieren zu 99% sowieso nie. Schluessendlich werdet ihr zwar trotzdem jede Menge scheisse machen, aber irgendwie gehört das ja zum Prozess, oder?
Liebe Grüße,
René

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Renegade« (16.11.2016, 13:53)


Goldwing Studios

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19

16.11.2016, 18:46

na, das hött sich ja mal nach nem Leben vom Typ Ponyhof an :D

Spaß beiseite, deine Erkenntnisse und Erfahrung bestätigen meine Vermutungen, dass es als Freelancer nicht ganz so cool ist, wie man sich das alles vorstellt. Ich glaube ich bin nicht der einzige hier, der sich das ganze als coole und flexible Alternative zum festen Job und blöden Boss vorstellt.

Hatte das ganze auch mal vor, hatte nämlich in meiner Ausbildung (welche jetzt n halbes Jahr her ist) n total besch* Arbeitsverhältnis, bin aber froh es erstmal nicht getan zu haben und einen neuen (um einiges besseren) Job anzunehmen.

Das Leben neben der Arbeitswelt steht nicht still. Freundin, Wohnung, Einrichtung und das eigene Wohl kosten einen den letzten Cent, deshalb muss man erstmal etwas Geld ranschaffen. Vielleicht fasse ich dem ja nochmal ins Auge, mal schauen. Schaff mir aber jetzt erstmal noch etwas Geld ran, eine Aktienbeteiligung und Weihnachtsgeld tun dem Konto mehr gutes als man glaubt ;)

Aber danke @Renegade für deine offene und ehrliche Ansicht! Coole sache!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Goldwing Studios« (17.11.2016, 11:36)


Schorsch

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20

16.11.2016, 18:55

@Goldwing: Na und wenn dir deine aktuelle Stelle nicht gefällt kannst du dich ja immer noch nach etwas anderem umsehen. Da hält dich ja vermutlich Niemand von ab.

edit: Goldwing hat seinen Beitrag so editiert dass sich die Frage beantwortet :)
„Es ist doch so. Zwei und zwei macht irgendwas, und vier und vier macht irgendwas. Leider nicht dasselbe, dann wär's leicht.
Das ist aber auch schon höhere Mathematik.“

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Schorsch« (17.11.2016, 13:08)


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