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81

02.05.2013, 23:40

@Chromanoid: Was genau passiert denn, weil die Leute fühlen, dass sich hinter Software, Musik, Bildern und Filmen keine Gegenstände sondern Informationen verbergen.
Der einstige Gegenstand wird zu einer spannenden Geschichte, die man jemand anderem ins Ohr flüstern kann, zu einem Würfelspiel, das man sich gegenseitig beibringen kann, zu einem Kniff, den man im Leben gut gebrauchen kann - so etwas bezahlt man nicht, sondern bedankt sich dafür. So sehe ich das jedenfalls bei Privatkopien.

82

02.05.2013, 23:44

Wie gesagt befindet man sich in einem praktisch nicht lösbarem menschlichen Dilemma. Bedürfnisse kollidieren mit den Rechten anderer. Nun ist abzuwägen ob das Recht oder das Bedürfnis schwerer wiegt. Das kann man nur im Einzelfall entscheiden und ist wahrscheinlich auch dann immer noch ein Dilemma.
Nein, das kann man eben nicht im Einzelfall entscheiden. Dann wird unsere Moral naemlich voellig beliebig auslegbar, die wir so und so hindrehen koennen, wie wir gerade wollen. Daher muessen wir nach einer eindeutigen Richtschnur suchen, die immer anwendbar ist.
Nein, das ist Teil des Gesellschaftsvertrags und nicht unserer Moral, die sollte tatsächlich beliebig auslegbar sein.

Ich zitiere mal:
Ohne strikte Unterscheidung zwischen Moral und Recht ist ein halbwegs demokratischer Staat nicht möglich. Man kann sagen: Je größer die Verquickung von Moral und Recht, desto stärker der totalitäre Zug des Systems (Gottesstaaten, Weltanschauungsdiktatur). [...]
http://link.springer.com/content/pdf/10.…0-72049-2_5.pdf

Sp3iky

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83

02.05.2013, 23:46

@Chromanoid: Was genau passiert denn, weil die Leute fühlen, dass sich hinter Software, Musik, Bildern und Filmen keine Gegenstände sondern Informationen verbergen.
Der einstige Gegenstand wird zu einer spannenden Geschichte, die man jemand anderem ins Ohr flüstern kann, zu einem Würfelspiel, das man sich gegenseitig beibringen kann, zu einem Kniff, den man im Leben gut gebrauchen kann - so etwas bezahlt man nicht, sondern bedankt sich dafür. So sehe ich das jedenfalls bei Privatkopien.


Heißt also nur weil eine Firma kein materielles Produkt mehr herstellt, sondern ein digitales, aber dennoch die Kosten dafür entstehen, ist es für dich in Ordnung, wenn die Firma dafür keine Einnahmen bekommt? Mit einem Danke können Firmen nunmal nicht existieren und früher oder später kostet das auch dir den Job, egal in welcher Branche du bist.

xardias

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84

02.05.2013, 23:47

Der Hersteller steckt verdammt viel Arbeit, Geld und Aufwand in die Entwicklung des Produkts und bestimmt die Konditionen wie es vertrieben wird. Uns steht es nicht zu diese Konditionen zu ignorieren bloss weil sie uns nicht gefallen, aber das Produkt zu nehmen. Das ist reinster Egoismus.
Weil die Hersteller natürlich alle Menschenfreunde sind, ihre Angestellten super bezahlen und sowieso nur Herzblut in den Produkten steckt?

Und das macht Piraterie weniger egoistisch?
Abgesehen davon ist Adobe einer der Top 50 Companies to Work for, daran kann es also nicht liegen.

Mir scheint es, dass es in den ueblichen "Pro Piracy" Argumenten nur darum geht, dass man die Software/Musik/Filme/etc haben will ohne dafuer zu bezahlen... und nach verzweifelt nach Gruenden sucht warum dies in Ordnung sein koennte.
Das Verhalten ist rein Menschlich, man findet es genauso in vielen Kriminellen. Kein gesunder Menschenverstand tut bewusst etwas moralisch verwerfliches, aber findet sehr viele gute Gruende dafuer warum das Verhalten in Ordnung und gar nicht so verwerflich ist. Meiner Meinung nach ist Piraterie nicht anders, wenn nicht kriminell, dann sehr nah dran.

Fred

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85

02.05.2013, 23:50

Weil die Hersteller natürlich alle Menschenfreunde sind, ihre Angestellten super bezahlen und sowieso nur Herzblut in den Produkten steckt?

Bringt in dieser Diskussion aber gar nichts. Weil die Software-Firmen ihren Mitarbeitern auch nicht mehr Geld bezahlen wird, wenn sie selbst kein Geld erwirtschaften.

Ich will einfach keine Pauschalisierung, dass Raubkopien in jeden Fall unmoralisch und schlecht sind.

Meiner Meinung nach ist es völlig in Ordnung dies Pauschalisierung zu treffen. Wenn man sich etwas nicht leisten kann, so steht es einem nicht zu. Nur weil es nun ein Computerprogramm ist, welches ja erst mal niemandem schadet, wenn ich es auf meine Platte ziehe, sehe ich darin trotzdem keine moralische Rechtfertigung.
Vor allem ist es ja so, dass viele Firmen Studenten-Versionen und Vergünstigungen anbieten(mit Einschränkungen, aber zu deutlich günstigen Preisen). Aber wieso auf das günstige Modell zurückgreifen, wenn man auch das Komplettpacket für lau haben kann?

Und die Studentenversionen sind dann finde ich schon wieder erschwingbar. Als Schüler jetzt vielleicht auch nicht vom Taschengeld zu bezahlen, aber wenn man mal darauf spart, so kann man sie sich schon leisten, wenn man es unbedingt braucht(für vieles gibt es ja deutlich günstigere oder kostenlose Alternativen). Aber wieso sollte ich überhaupt noch sparen, wenn ich es einwandfrei vertreten kann, mir die Software zu kopieren, für die mein Geld nicht reicht. Also gebe ich mein Geld für andere sinnlose Dinge aus und lade "reinen" Gewissens die Software herunter, weil ich ja das Geld gar nicht habe, um sie mir kaufen zu können.

Aber man muss ja auch nicht alles haben. Die wenigsten können sich vmtl. alle Spiele leisten, die erscheinen, aber das gibt ja trotzdem niemandem das Recht, die restlichen einfach
zu kopieren. Ich muss mich eben entscheiden. Das ist finde ich auch wichtiger Moral-Aspekt(wenn hier Moral doch so groß geschrieben werden soll), dass man auch einfach mal erkennen muss, dass nicht alles möglich ist und man Kompromisse eingehen und Abstriche machen muss. Man kann sich nicht immer alles nehmen, was man möchte. Damit wird man früher oder später auf die Nase fallen.

Mit der Zeit wird sich das ändern.

Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass es eines Tage legal wird, Software zu besitzen, die ich nicht erworben habe, mit dem vorgeschobenen Grund, dass ich sie mir nicht leisten konnte.

86

02.05.2013, 23:51

@Sp3iky: Das sage ich doch gar nicht. Nur dass Software eben nicht mehr wirklich als Gegenstand wahrgenommen wird (verständlicher Weise). Das führt zu einer geringeren Hemmschwelle (verständlicher Weise).

Wie gesagt, gibt es des Öfteren mal Interessenkonflikte, die man nicht so einfach lösen kann (moralisch). Das bedeutet nicht, dass man keine Gesetze gegen Urheberrechtsverletzungen braucht oder jeder sich einfach so alles nehmen sollte. Moralisch muss man da den Einzelfall betrachten. Beim Erstellen von Gesetzen muss man versuchen diese Interessenkonflikte im Interesse aller als Kompromiss zu lösen.

Ihr solltet mal überlegen wo bei euch die Nächstenliebe aufhört. Wenn ein Blinder Software haben kann, die ihn wieder sehen lässt, diese aber teuer ist, dann sollten wir sie als Gesellschaft ihm doch schenken? Genauso sehe ich das mit allem anderen und allen anderen auch. Wir müssen Mechanismen finden, wie alle auf ihre Kosten kommen. Kickstarter und Co. sind da IMO eine gute Richtung.

Was empfindet ihr eigentlich solchen Leuten gegenüber?
Notch Tells Follower: Pirate My Game

Oder solchen?
Activision's Kotick was paid $64.9 million last year

Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Chromanoid« (03.05.2013, 00:07)


Sp3iky

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87

02.05.2013, 23:53

@ TGGC
Tu mir doch den Gefallen und ließ die Beiträge zwei mal.
Ich habe nicht geschrieben, dass Arbeitslosigkeit ein Grund für "Software-für-Lau" sein soll, sondern wollte einen Grund für eine schlechte finanzielle Situation aufzeigen. Ich will auch nicht jedes Mal alles zweimal erläutern müssen, nur weil du mich falsch verstehen willst.


Egal welchen Grund die schlechte finanzielle Situation hat, wenn man sich etwas nicht leisten kann, kann man höchstens dafür sparen, aber es nicht einfach nehmen, ohne zu bezahlen. Da macht es keinen Unterschied, ob es materielle oder immaterielle Güter sind.

Mag ja schön sein, wenn man sich eine kunterbunte Welt vorstellt, in der jeder alles haben kann und es kein Geld gibt, aber das klappt nur in der Fantasie. Die Welt sieht nunmal so aus, dass man sich Dinge verdienen muss und sich nicht auf dem Rücken anderer ausruht und ohne Gegenleistung profitiert.

Sp3iky

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88

03.05.2013, 00:02

Ihr solltet mal überlegen wo bei euch die Nächstenliebe aufhört. Wenn ein Blinder Software haben kann, die ihn wieder sehen lässt, diese aber teuer ist, dann sollten wir sie als Gesellschaft ihm doch schenken? Genauso sehe ich das mit allem anderen und allen anderen auch. Wir müssen Mechanismen finden, wie alle auf ihre Kosten kommen. Kickstarter und Co. sind da IMO eine gute Richtung.


Ja klar, und ich verschenke auch mein Produkt, wenn dadurch die Kriege in der Welt aufhören und alle bösen Minen verschwinden, die so viele Kinder in den Kriegsgebieten verletzen oder töten. Was sind das denn für Argumente?

Meine Nächstenliebe endet an dem Punkt, an dem es um meinen eigenen Lebensunterhalt geht. Und wenn ich Geld mit der Entwicklung von Software verdiene, die Blinden das Sehen ermöglicht, dann kümmere ich mich vielleicht darum, dass das Produkt nicht teurer wird, als es sein muss, aber für den Rest sind andere Institutionen verantwortlich, die das Geld dann aufbringen können. Sonst muss nämlich der nächste Mensch darunter leiden, dass ich dann mittellos bin und mir vom nächsten Produkte klauen muss.

89

03.05.2013, 00:06

Bei dem Punkt sind wir uns ja einig. Glaubst Du denn, dass ein rigoroses Verdammen von Schwarzkopiererei Dir als Softwareentwickler nützt und wirklich in Deinem Interesse liegt? Ich als Softwareentwickler glaube das nicht. Ich glaube, dass es ein gesundes Maß gibt, das leider nur schwer über Gesetze abbildbar ist.

Ein konkreter Punkt unter dem ich bspw. ganz persönlich leide sind die ständigen Gema Hinweise auf YouTube. Das wird nur besser, wenn sich etwas in der Gesellschaft bewegt und neue Formen der Leistungsvergütung gefunden werden.

Sp3iky

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90

03.05.2013, 00:15

Ja, wenn damit einhergehend auch die lästigen Kopierschutzmaßnahmen, wie Always-On usw. abgeschafft werden, die den ehrlichen Käufer mehr quälen als alles andere. Wenn man dann noch einen sinnvollen Preis für die Software festlegt, bin ich mir sehr sicher, dass sehr viel mehr Menschen das Produkt kaufen werden.

Da muss man natürlich immer schauen, um was für Software es sich handelt. Spiele im Preis zu reduzieren, halte ich für sinnvoll, weil viele Spiele einfach nicht das bieten, was laut Preis drin steckt. Auch sollten digitale Kopien günstiger sein, da hier keine Verpackungs- und Transportkosten entstehen. All das wird bisher nicht getan. Lieber pumpt man Millionen in die Entwicklung immer gleicher Spiele und muss dann einen extrem hohen Preis ansetzen, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Leider verfolgen die Publisher da das Ziel der Gewinnmaximierung und vergessen das wesentliche. Minecraft ist das beste Beispiel, wie es auch anders geht.

Profisoftware ist natürlich teurer, da die Absatzzahlen deutlich geringer sind. Hier bieten auch einige Firmen sehr gute Wege über günstige Einstiegsversionen oder gar kostenlose Angebote wie bei Visual Studio. Das macht vor allem bei Profisoftware Sinn, da man früh Menschen an das eigene Produkt bindet und sie es in ihrem Arbeitsleben meist weiter verwenden werden.

Mein persönlicher Vorteil ist, dass die von mir geschriebene Software auf einem Steuergerät landet und das Problem der Raubkopierer größtenteils nicht vorhanden ist in der Branche (mal abgesehen von dreisten Chinakopien, die aber auch nur dort eine Zulassung erhalten).

Also von mir aus Verdammen wir die Schwarzkopiererei.

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