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David Scherfgen

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221

21.08.2013, 07:34

Natürlich kostet die Entwicklung von Software viel Geld, das ist jedem klar.

Aber der wesentliche Unterschied zum Brötchen-Beispiel ist, dass durch den Akt des "Stehlens" (Herunterladen einer illegalen Kopie) kein Exemplar verloren geht. Ein gestohlenes Brötchen, oder auch nur ein Teil davon, ist weg und muss durch ein neues ersetzt werden, was wiederum Geld kostet.

Ein besserer Vergleich wäre (leider noch nicht umsetzbar): Ich gehe zum Bäcker, lasse mir ein Brötchen geben und fertige mit Hilfe meines Replikators eine exakte 1:1-Kopie davon an, woraufhin ich das Brötchen wieder zurückgebe. Oder, was realistisch ist: Ich gehe in einen Zeitschriftenladen, scanne eine Zeitschrift Seite für Seite ein und lege sie wieder zurück.

BlueCobold

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222

21.08.2013, 08:02

Das mit der Zeitschrift passt in der Tat deutlich besser. Und selbst das wäre ja unmoralisch.
Ich verstehe daher die Argumentation der Leute irgendwie nicht, die Raubkopien ok finden.
Von denen geht ja auch niemand zu MediaMarkt und steckt das nächste Anno in die Jackentasche. Klar, denn da stiehlt man ja dem MediaMarkt etwas, wofür MediaMarkt den Hersteller bezahlt hat. Aber irgendwie sieht niemand, dass der Hersteller ja auch Kosten für die Herstellung hatte und man jetzt gratis in den Genuss kommt etwas zu benutzen, wofür jemand anderes für die Herstellung viel Geld gelassen hat. Wieso ist das an dieser Stelle also ok, der Diebstahl bei MediaMarkt aber nicht? Und wieso ist es für manche sogar noch viel mehr ok, wenn man MediaMarkt direkt umgeht und direkt die Raubkopie aus dem Netz zieht? Man umgeht doch nur den Mittelsmann, ergaunert sich aber noch immer einen Vorteil, für den man eigentlich Geld zahlen und den Hersteller unterstützen finanzieren.

Da gibt's eigentlich nur eine einzige Erklärung, die TGGC auch schon gebracht hat: Man redet es sich ein, weil man vom Schaden sehr weit entfernt steht und findet das dann für sich selbst als moralisch rechtfertigbar.
Teamleiter von Rickety Racquet (ehemals das "Foren-Projekt") und von Marble Theory

Willkommen auf SPPRO, auch dir wird man zu Unity oder zur Unreal-Engine raten, ganz bestimmt.[/Sarkasmus]

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »BlueCobold« (21.08.2013, 08:13)


TGGC

1x Rätselkönig

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223

21.08.2013, 08:59

Doch, würde man. Beim Brot legst du zugrunde, dass der Bäcker dieses Brot ja dann nichtmehr verkaufen kann, bei Software ist das nicht so.
Doch bei Software ist das genauso. Jede Kopie senkt die Chance, das die Person mit der Kopie einen Kauf taetigt.

Achso, Bäcker verteilen auch manchmal gratis-Brötchen, um Werbung zu machen, das ist natürlich was gaaanz anderes!!1!
Du hast es erfasst, wenn der Baecker entscheidet, was er mit seinem Eigentum tut, dann ist das etwas Anderes.

Wenn man kein Geld hat kann man es vermutlich nicht ausgeben. Das ist Fakt.
Und ueber 50% der deutschen Jugendlichen kaufen jedes Jahr mindestens 1 Computerspiel. 13-18 Jaehrige geben ueber 15 Milliarden jaehrlich aus. Das ist Fakt.

Der Bäcker-Brötchen-Vergleich hinkt in der Tat.
Nein, nicht wirklich. Der Baecker hat naemlich seine Broetchen schon vorher produziert. Dabei kann er gar nicht auf ein Broetchen genau produzieren. D.h. der Diebstahl kostet ihn mit Sicherheit gar kein Geld, da er das Broetchen am Ende wegschmeisst oder an die Tafeln verschenkt. Es lohnt sich fuer ihn naemlich nicht Teig anruehren, Ofen anschmeissen etc. fuer ein einzelnes Broetchen. Der wirkliche Verlust entsteht dem Baecker erst dadurch, das derjenige dann im kein Broetchen mehr abkauft, es sind dann naemlich immer noch genug da, die nicht mehr verkauft werden koennen. Durch den Diebstahl sinkt die Broetchennachfrage. Dieser Vorgang ist sehr analog zum erstellen einer Software fuer den Massenmarkt.

Ausserdem enstehen tatsaechlich merkliche Kosten fuer Raubkopierer, weil anders als du das sagst, man die eben nicht so einfach von den Servern oder aus dem Support schmeissen kann. Patchen oder Forenbenutzung testet im Allgemeinen naemlich nicht ob jemand Raubkopierer ist und selbst wenn man testet, kostet der Test selbst auch schon wieder etwas.

rnlf

Frischling

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224

21.08.2013, 09:13

Klar kostet ein Spiel, wenn es raus kommt erstmal 60-70 Tacken. Aber niemand zwingt die armen Jugendlichen (die gleichzeitig mit Markenklamotten, iPhone, iPad und MacBook rumrennen), es sofort zu kaufen. Wartet man zwei, drei Monate kostet es noch die Hälfte. Ich zocke zur Zeit die ganzen alten Titel, für die ich während des Studiums keine Zeit hatte, die kriege ich alle für unter 20€ bei Steam oder Origin. Das funktioniert natürlich nicht bei reinen Multiplayertiteln, aber die funktionieren auch so nur mit Online-Key, können also eh nicht (oder schlecht) schwarzkopiert werden. Ich habe in den letzten Monaten endlich mal Mass Effect gezockt und hab für alle drei Teile zusammen unter 50€ ausgegeben und dafür weit über 200 Stunden Spielspaß bekommen. Das ist ein zigfach besseres Preisleistungsverhältnis als ein Kinobesuch oder sogar die meisten Bücher, die ich habe.

Dass Spiele zu teuer sind, sehe ich deshalb nicht als stichhaltiges Argument. Außerdem sind es ja nicht hundert Kopien, die gemacht werden, sondern eher fünfstellige Mengen (je nach Popularität), was dann bei 70€ schon auf eine Million Euro verlust zusteuert, nicht 7000. Das sind die Unterhaltskosten für mehr als 10 Entwickler für ein Jahr.

xardias

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225

21.08.2013, 09:19

Da gibt's eigentlich nur eine einzige Erklärung, die TGGC auch schon gebracht hat: Man redet es sich ein, weil man vom Schaden sehr weit entfernt steht und findet das dann für sich selbst als moralisch rechtfertigbar.

Raubkopien sind in der Tat unheimlich leicht moralisch zu rechtfertigen:

- Der Prozess des Kopierens an sich erzeugt keinen Schaden
- Raubkopieren ist extrem einfach und schnell gemacht
- Teilweise sogar einfacher als zu kaufen
- Man steht weder Personen, noch Firmen gegenueber waerend man Raubkopiert
- Die Firmen von denen man Raubkopiert sind oft nicht sehr beliebt (I'm looking at you EA)
- Man kopiert oft Produkte zu deren kauf man nicht bereit ist, ergo vermutlich auch nicht gekauft haette.
- Man selbst gewinnt ohne scheinbaren Schaden.
- Robin Hood Mentalitaet: Von den reichen Firmen klauen und an die armen Kunden geben ist ok

Wenn man dann bedenkt wie viel man als Raubkopierer gewinnt, dann ist es nur verstaendlich, dass es sehr schnell und einfach gerechtfertigt wird. Es ist scheinbar eine Gleichung in der es nur Gewinner gibt.

Das Problem hier ist, dass es nur scheinbar keinen Schaden gibt. Man muss sehr, sehr weit schauen um den Schaden zu verstehen.
- Ist alle Zeit die man Raubkopiertes konsumiert strikt zusaetzlicher Konsum? Oder konsumiert man nicht auch weniger gekaufte Gueter?
- Sind wirklich alle Entscheidungen Raubzukopieren strikt Produkte die man nicht gekauft haette? Vielleicht nicht heute, aber spaeter?

Beispiele:
- Wenn man nicht die letzten Wochen 50 Stunden das neue raubkopierte Battlefield gezockt haette... haette man in der Zeit nicht andere Spiele gekauft weil man an Spielemangel leidet?
- Wenn man das neue Far Cry raubkopiert haette weil es ueberteuert war, haette man es nicht vielleicht spaeter in einem Sale gekauft weil man es so gerne spielen moechte?

Es ist einfach all diese Fragen mit "nein" abzutun, besonders da wir dazu neigen die Antworten zu geben die unsere Ueberzeugung (In diesem Fall "Raubkopieren ist ok") unterstuetzen, vor allem wenn wir Vorteile dadurch haben. Das liegt in unserer Natur.
Manchmal ist es auch durchaus korrekt: Eine Raubkopie erzeugt nur zusaetzlichen Konsum der sonst Langeweile gewesen waere, ergo kein Schaden. Oft aber beluegen wir uns einfach selbst, denn auch das liegt in unserer Natur.

Der Schaden entsteht somit in der Industrie als ganzes, nicht nichtmal bei der Firma von der Raubkopiert wird. Noch mehr Distanz zum Schaden.

Leider gibt es hierzu keine Statistiken, d.h. es gibt keinerlei Beweise oder Gegenbeweise und es wird damit zu einer Ueberzeugungsfrage. Und nach meinem Verstaendnis von Psychologie und menschlichem Verhalten ist dies die schluessigste Erklaerung.

BlueCobold

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226

21.08.2013, 09:46

Es ist eben für das eigene Gewissen auch viel leichter zu sagen: "Das Spiel hätte ich so oder so nie gekauft". Ob das real wirklich so gewesen wäre, hätte man gar keine Raubkopie erlangen können, ist aber mehr als fraglich. Ich persönlich kann jedenfalls sagen, dass ich es dann wohl gekauft oder eine Alternative gewählt hätte. In beiden Fällen Verlust für irgendwen.
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Faule Socke

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227

21.08.2013, 09:58

Da xardi ja der Meinung ist hier ist grade alles festgefahren und wir treten nur noch Meinungen breit würde ich mal ganz gerne eine andere Frage in den Raum werfen: Was wäre, wenn die Spielefirmen das ganze Geld, was sie für die Entwicklung, Lizensierung, Erforschung und Durchsetzung von Kopierschützen, sowie in die Raubkopier-Panikmachkampagnen und Lobbyarbeit in Regierungen investieren einfach an die Entwickler auszahlen würden? Wie viel größer würde TGGCs Gehalt werden? Schätzungen?

@TGGC: Mit den "bösen Konzernen" meinte ich vor allem Firmen die Softwarepatente und ähnliches umsetzen (wer sich die runden Ecken vom iPhone patentieren lässt und damit vor Gericht zieht nimmt in meinem Weltbild eine sehr tiefe Stellung ein). Und solche, die Software und Technologie entwickeln, die anderen Menschen schadet, sie verletzt oder terrorisiert (z.B. die Entwicklung von Kampf- oder Überwachungsdrohnen). Das EA Spieleschmieden zumacht ist nochmal was ganz anderes und wie ich bereits im ersten Post gesagt hatte kann man dem nicht durch Schwarzkopieren entgegenwirken.

@Softwarepreise: Leider sind sie inzwischen nichtmehr nach ein paar Monaten gesunken. Erstmal konnte man vor ein paar Jahren kaum Spiele finden die > 50€ gekostet haben. Das ist heute bei neuen, großen Titeln aber üblich, dass die mehr kosten (Inflation und so). Mehr Taschengeld/Gehalt bekommt man trotzdem nicht. Ein aktuelles Beispiel: Als ich vor zwei Tagen im Saturn war um zu schauen ob sie den FS X Gold günstiger haben als Amazon (hatten ihn leider garnicht) musste ich feststellen, dass das neue Anno was ja nun scheit weit über einem Jahr raus ist noch immer 50€ kostet. Okay, grade gesehen, dass es bei Amazon nur 13€ kostet :) Hmm...

Aber Software"piraterie" zeigt doch einen Trend, nämlich den, dass man für Software nichtmehr (so viel) bezahlen will. Warum geht da keiner drauf ein? Ursachen? Ist es richtig, dem einfach mit dem Anziehen der Gesetzeslage entgegenzuwirken? Nur weil es Gesetz ist, ist es ja nicht richtig, das sieht man doch grade sehr schön in der Politik.

BlueCobold

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228

21.08.2013, 10:03

Was wäre, wenn die Spielefirmen das ganze Geld, was sie für die Entwicklung, Lizensierung, Erforschung und Durchsetzung von Kopierschützen, sowie in die Raubkopier-Panikmachkampagnen und Lobbyarbeit in Regierungen investieren einfach an die Entwickler auszahlen würden? Wie viel größer würde TGGCs Gehalt werden? Schätzungen?
Ich würde sagen kleiner und nicht größer. Weil die Firma dann nämlich noch weniger legale Kopien verkaufen und der Raubkopie-Boom noch viel größer würde.

Aber Software"piraterie" zeigt doch einen Trend, nämlich den, dass man für Software nichtmehr (so viel) bezahlen will. Warum geht da keiner drauf ein? Ursachen?
Weil der Kunde mehr Qualität und mehr Quantität erwartet und diese auf keinen Fall weniger Aufwand erfordert. Wer kennt sie denn nicht, die Jammerlappen, die uns vorheulen: "Aber das hat ja nur 20h Spieldauer" und "Das sieht ja genauso aus wie das letzte Crysis, das ist voll veraltete Grafik, das geht heute doch wohl besser". Woher sollen aber all diese Verbesserungen kommen, wenn nicht durch mehr Ausgaben?
Das beißt sich aber. Entweder ich will etwas billiger oder ich will höhere Qualität und Quantität. Beides zusammen geht eben nicht.
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Faule Socke

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229

21.08.2013, 10:08

Hast du eine Ahnung wie viel Geld das ist? Ich kanns nicht belegen ich aber schätze es auf Milliarden! Rechne mal aus, wie viele Spiele weniger gekauft werden müssen, bis sich das rechnet. Wenn man nur mit einer Milliarde Euro an dadurch eingespartem rechnet (was ich für eine vorsichtige Schätzung halte) und man mit 70€ pro Spiel rechnet (was ich für großzügig halte) müssten über 14 Mio. Spiele weniger verkauft werden, bis man Minus macht. Rechnet man mit 50€ sind es schon 20 Mio Spiele, mit 40€ 25 Mio, mit 35€ über 28.6 Mio...

BlueCobold

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230

21.08.2013, 10:11

So, so, Du glaubst also, dass jede Spielefirma selbst Milliarden dafür ausgibt? Wenn der Markt das insgesamt ausgibt, dann wohl nur aus einem Grund: Damit sie dadurch die Anzahl der illegalen Kopien senken und ihren Gewinn erhöhen können. Konzerne sind nicht dumm. Die investieren nicht in irgendwelche Mittel, wo am Ende unter dem Strich weniger rauskommt als mit ihnen. Dafür sind die Erbsenzähler, Chefs und Aufsichtsräte viel zu pingelig und geldgierig. Deine Schlussfolgerung ergibt also keinen Sinn.
Und ja, rechne mal aus wie viele Spiele da weniger verkauft worden sein müssen. Wenn das nicht erschreckend ist, dann weiß ich es auch nicht. Diese Zahl bezieht sich auf die gesamte Spiele-Industrie und ja, ich glaube an so erschreckende Zahlen.
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