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51

22.05.2011, 12:11

Zitat von »NachoMan«

Und was ist wenn die Weiche so gestellt ist, dass der Zug zu dem einen Arbeiter fahren würde und sie zu den fünf Arbeitern führen würde, wenn man sie umstellt?
Diese Situation wäre gleich viel besser, denn nicht nur fühlt man sich unschuldig wenn man nicht handelt sondern das Übel ist auch kleinstmöglich.


Zitat von »Mastermind«

Die Frage ist ob es überhaupt möglich ist den Wert eines (fremden) Menschenlebens zu quantifizieren, oder ob man auch hier (wie für den Verlust des eigenen Lebens) als Payoff annehmen sollte. Dann wären die Alternativen nämlich Entscheidungstheoretisch gesehen gleich schlecht.
Gut, dass du das ansprichst. Obwohl ich bei 5 zu 1 die Weiche wie gesagt wohl nicht auf den einen umstellen würde, sähe es bei 25/50/100 zu 1 sicherlich anders aus.

xardias

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52

22.05.2011, 16:47

Mastermind, deine Betrachtung mit infinity finde ich echt interessant. Doch hat sie denke ich einen Haken.

Ich denke die Perspektive ist die falsche. Sicher, aus der Sicht jeder einzelnen Person ist der Payoff des eigenen Todes -inf. Doch was ist wenn man das ganze aus Perspektive der Menschheit als Ganzes betrachtet?
Dann kann man denke ich nicht mehr so einfach sagen, dass der Payoff eines jeden Todes -inf betragen muss. Denn dann wäre der Payoff des Todes der gesamten Menschheit der selbe wie der Tod eines einzelnen Menschen.

Da du das quantifizieren von Menschenleben angesprochen hast... moralisch geht sowas natürlich nicht. Doch würde ich nicht sagen, dass ich jedes Menschenleben als gleich"wertig" betrachte, im dem Sinne welchen "Wert" sie in der Menschheit schaffen.
Doch sowas kann man denke ich erst a-posteriori am Ende eines Lebens betrachten, da man nie weiß was eine Person aus ihrem Leben in Zukunft macht. Das einzige was einem da a-priori bleibt wäre eine statistische Betrachtung um Vermutungen anzustellen, doch das sind dann auch nur Vermutungen.

Ich denke nicht, dass man Menschenleben nach solchen Kriterien vergleichen sollte. Doch ist die sture Aussage "Alle Menschenleben sind gleichwertig" auch zu einfach, vor allem wenn man extreme Beispiele betrachtet.

Hat ein Serienkiller den gleichen Wert für die Menschheit wie ein engagierter Arbeiter für gemeinnützige Zwecke?
Natürlich kann ein Serienkiller auch ein liebevoller Vater sein und ein engagierter Arbeiter daheim seine Frau schlagen. Darum geht es nicht, es geht nur darum, dass man in solchen extremen Vergleichen durchaus berechtigte Zweifel an der Gleichwertigkeit von Menschenleben haben kann.

Lange Rede kurzer Sinn:

Logik ist denke ich die falsche mathematische Betrachtungsweise, falls man das überhaupt mathematisch Betrachten möchte. Wir wissen einfach nicht genug über die Arbeiter um mit Logik argumentieren zu können. Daher hilft nur Stochastik.

Doch auch damit ist der Erwartungswert beim Töten der einen Person günstiger als beim Töten von 5 Personen, da wir davon ausgehen müssen, dass alle 6 Arbeiter gleichwertig sind.

PS: Menschenleben mit Mathematik betrachtet. Nerdiger werden wir kaum noch, oder? :lol:

Sylence

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53

22.05.2011, 16:54

Wieso fangt ihr mit Mathematik an, wenn es hier um Moral geht? Moral ist dafür einfach viel zu flexibel.

Hat ein Serienkiller den gleichen Wert für die Menschheit wie ein engagierter Arbeiter für gemeinnützige Zwecke?

Ohne Böses gibt es kein Gutes. Also ja er hat den selben Wert für die Menschheit.

54

22.05.2011, 18:24

An sich scheint es imo richtig die Weiche umzustellen und vermutlich würde ich es auch machen. Das Problem ist jedoch: wo zieht man die Grenze? Würde man es auch machen, wenn man einen Menschen direkt (mit einer Waffe) umbringen müsste, um die anderen zu retten (aus welchen seltsamen Gründen auch immer)? Das ganze kann man immer weiter spannen, bis man nahtlos an einen Punkt kommt, der in vielen Spionageromanen als falsch dargestellt wird: Der böse Boss vom Geheimdienst, der einfach ein paar unschuldige Menschen (unter anderen den Protagonisten) umbringen lässt, weil er dann größere Chancen für das Gelingen seines Plans sieht.

Zumindest in den besagten Romanen wird das zumindest als falsch dargestellt und ich sehe das genauso. Das Problem ist nur, dass man das Problem mit den Weichen in fast beliebig kleinen Schritten zu diesem Problem kommen kann, sodass sich die Frage stellt: Wo hört man auf?
So wie ich das sehe ist es in solchen Fällen oft besser direkt aufzuhören, denn die einzigen zwei eindeutigen Grenzen sind am Anfang oder gar nicht und in diesem Fall halte ich die Am-Anfang-Grenze für besser.

55

22.05.2011, 18:35

An sich scheint es imo richtig die Weiche umzustellen und vermutlich würde ich es auch machen. Das Problem ist jedoch: wo zieht man die Grenze? Würde man es auch machen, wenn man einen Menschen direkt (mit einer Waffe) umbringen müsste, um die anderen zu retten (aus welchen seltsamen Gründen auch immer)?

Ich sehe zwischen der Weiche und der Waffe nur den Unterschied im eingesetzten Mittel. Die Wahl ist die Gleiche.
Man kann das Beispiel auch umstricken und sagen ein böser Terrorist hat den Zug gekapert und man selbst steht jetzt mit der Waffe daneben. Wer würde abdrücken? Womit wir auch schon in der Nähe von realen Beispielen sind. Soll das gekaperte Flugzeug abgeschossen werden bevor es ins Haus rast? Dürfen Foltermethoden angewandt werden um Terroristen ausfindig zu machen? Da stehen immerhin auch nur X Terroristen(+/- ein paar Unschuldige im Flugzeugbeispiel) gegen Y Leben mit X<Y.

Ob ein tatenloses zusehen mit der Ausrede "Ich mag keine Grenze ziehen" besser ist? Ich denke nicht.

Crush

Alter Hase

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56

22.05.2011, 18:57

Kann man die Weiche nicht einfach auf die Mitte stellen, damit der Zug das Gleis verläßt und keiner überfahren werden muß?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Crush« (22.05.2011, 19:04)


57

22.05.2011, 19:00

Ob es nicht sinnvoller ist, die Weiche umzustellen und ob ich es im Realfall machen würde kann ich nicht sagen. Das Problem ist nur, dass mit diesem und ähnlichen Beispiel viele im Allgemeinen als Falsch empfundene Dinge gerechtfertigt werden können (ein interessantes Beispiel ist der Roman die Bancroft-Strategie). Deshalb halte ich es im Allgemeinen für kritisch, wenige (Unschuldige) für das mögliche Überleben vieler zu opfern.

58

22.05.2011, 21:36

Ist etwas kritisch, nur weil es Allgemein als kritisch angesehen wird. Oder ist etwas moralisch falsch, weil die anderen es als falsch empfinden? Und richtig, wenn die breite Masse es für gut hält? Geht es nicht auch darum gesellschaftliche Normen zu hinterfragen?

TGGC

1x Rätselkönig

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59

23.05.2011, 12:08

@daG: Die 5 Bahnarbeiter sterben, wenn man die Weiche nicht stellt.

@Crush: Nein.

@xardias: Ich denke es greift etwas zu kurz, wenn man jegliche Argumentation fuer "Weiche nicht stellen" als "Ausrede" abtut. Viele Menschen sind der Ansicht, um eine Handlung moralisch zu bewerten ist nicht nur ihr Ergebnis wichtig sondern auch die weiteren Begleitumstaende wichtig. Damit sollte sich die Ueberlegung auf jeden Fall weit ueber den Fakt "in der Summe 4 Menschenleben gerettet" ausdehnen. Ich finde allerdings auch, das in diesem Fall die Begleitumstaende weniger Gewichtig als die Konsequenz tragen. Ich denke man darf hier entsprechend der Konsequenz entscheiden, weil die Umstaende austauschbar und zufaellig sind. Alle Gleisarbeiter begeben sich in diese latente Gefahr und nur der Zufall hat entschieden, das der Zug waehrend seinem Defekt auf einer Strecke unterwegs ist, auf der 5 Bauarbeiter arbeiten und man nur zu einer Strecke mit 1 Bauarbeiter abzweigen kann. Betrachten wir den allgemeinen Fall, mit n und m Arbeitern auf einer Strecke, mit n < m. Fast jeder stimmt mir zu, wenn ich sage, die n sollen ueberfahren werden, solange n == 0 oder die Weiche schon auf n zeigt. Die meisten wuerden sogar sagen es ist meine Pflicht so zu handeln.

@Fred:
Nochmal ein anderes Gedankenexperiment:
"Wenn z.b. ein Patient alle Blutkonserven aufbraucht, und kurz danach werden noch 5 weitere eingeliefert, die alle eine kleine Transfusion brauchen. Es haengt nicht nur mittelbar, sondern _unmittelbar_ mit dem ersten Patient zusammen, das das Blut alle ist. Darf ich jetzt den ersten Patienten aufschneiden um das Blut was er gerdae bekommen hat, wieder zu verteilen?"

Ist deiner Logik nach "Patienten nicht aufscheiden" jetzt auch eine Handlung?

@ComputerAddict: Ich denke nicht, das man mit diesem Beispiel als falsch empfundene Dinge rechtfertigen kann. Entweder du sagst, in diesem Fall ist x richtig, in jenem Fall ist aber x falsch, denn die beiden Faelle unterscheiden sich durch y. Oder aber es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden Faellen, woraus dann folgt, das du dich in einem der Faelle irrst, da es sonst zu einem Widerspruch kommt. Hast du denn ein Beispiel fuer so etwas?

60

23.05.2011, 20:48

wie schon der gute alte spock sagte:
"das Wohl vieler, wiegt mehr als das Wohl weniger"
Ich würde den 1 nen bauarbeiter sterben lassen und die anderen 5 retten.

gruss episch

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