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Jevermeister

Treue Seele

  • »Jevermeister« ist der Autor dieses Themas

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1

21.03.2009, 16:54

Diskussion über das "Verbot von Killerspielen"

Dazu möchte ich folgenden Artikel in den Raum stellen, er stammt von meiner Homepage http://www.jevermeister.de und ist von mir geschrieben.

Zitat

„Sagt uns nicht der gesunde Menschenverstand, dass ein Dauerkonsum solcher Produkte schadet?“ - Horst Köhler, im Zuge der Trauerfeier zum Gedenken der Opfer.

Der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass es in Deutschland Millionen von Menschen gibt, die regelmäßig Konsolen- oder Computerspiele spielen. Ist jeder von ihnen ein potenzieller Täter, weil er dies tut?

NEIN, sicherlich nicht. Bisher ist unklar, ob Tim in psychotherapeutischer Behandlung war oder nicht. Die Eltern bestreiten dies, in seinem Zimmer wurde laut dem baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech eine Bescheinigung über seine Wehrdienstfähigkeit gefunden, laut der er seit 2008 behandelt wurde, die Therapie aber abgebrochen habe. Lügen die Eltern?

Keine Ahnung. Ein “langjähriger Freund” von Tim K. berichtete folgendes über sein Privatleben:

Tim sei nie auf Partys gegangen, hätte kaum Freunde gehabt. Stattdessen habe er meist am Computer Ego-Shooter gespielt.

Der Vater fährt Porsche, die Eltern scheinen Kohle zu haben. Ist ein Kind vergleichsweise wohltätiger Eltern vor Mobbing, Einsamkeit und sozialer Abgrenzung geschützt? Kein Stück. Er hatte definitiv Probleme und wusste keinen Ausweg mehr. Es spricht sehr viel dafür, dass er schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht hat, welche nicht ausreichend behandelt wurden. Lehrer müssen stärker psychisch geschult werden, um Kindern in ihrer Entwicklungsphase helfen zu können, früh ein “gesundes” soziales Umfeld zu bilden.

Ich weiss, wovon ich spreche. Aufgewachsen mit ADHS, bin ich in als Zappelphilipp der Klasse oft abgrenzt und gemobbt worden, bis sich das irgendwann gebessert hat. Meine Lehrer waren größenteils total überfordert und haben, aus meiner heutigen Sichtweise, nicht angemessen reagiert. Vielleicht war das auch ein Grund, warum ich so früh erste Kontakte mit dem Computer und natürlich auch mit Spielen gemacht habe. Ein Großteil meiner Jugend bestand daraus und natürlich habe ich auch verbotene Spiele gespielt. Nicht weil es da so schön splattert, sondern weil es größtenteils einfach gute Spiele waren, die langen Spielspaß garantiert haben.

Mal etwas generelles zu Computerspielen.

Aber meine Eltern wussten nicht, was ich spiele. Bei “gewalttätigen” Spielen klingeln natürlich bei jeder Familie die Alarmglocken, oh mein Gott. Spiele werden durch die fortgeschrittenen Möglichkeiten immer realistischer und die Gewaltdarstellung ebenso. Ich muss verschmitzt grinsen, wenn bei Fallout 3 die Einzelteile eines feindlichen Punkhippie sich total überzeichnet in alle Himmelsrichtungen verteilen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, Spiele die ich für total sinnlos und bescheuert halte. Spiele wie Hostel, die gleichnamige Umsetzung des Filmes, foltern als Spielziel, na prost Mahlzeit.

Zurück zu Tim:

Der Mensch ist in der Lage, zu Problemen eigenständig Lösungen zu finden. Darum haben wir die Evolution voran getrieben, Computer erschaffen, Kulturen aufgebaut und den Weltraum erforscht. Wenn wir versuchen, neue Lösungen zu finden, versuchen insbesondere unsere besonderen Fähigkeiten, jeder hat welche, einzusetzen. Tim K. konnte mit Waffen schießen und hat im Zuge seiner “Lösung” sein Hobby dazu benutzt. Hätte er eine Ausbildung zum Fleischer gemacht, wäre es vielleicht ein Bolzenschussgewehr gewesen. Das klingt jetzt vielleicht makaber und der tägliche Umgang mit Werkzeugen oder Waffen erleichtert sicherlich die Entscheidung, diese nicht nur für den bisherigen Einsatzzweck zu benutzen. Wieviele haben noch gleich Grundwehrdienst gemacht und mit ihrem G36C geballert, sind das alle potenzielle Amokläufer?

Jeder Mensch hat die Möglichkeit, eine andere Person zu töten. Aber - gott sei dank -, denken die meisten Menschen nicht mal daran. Die Lösung unseres, gesellschaftlichen Problemes liegt daher darin, Menschen geistig vom Gedanken, andere Menschen töten zu wollen, ab zu halten. Computerspiele sind zu unpersönlich, um diese Gedanken zu erzeugen. Ich denke nicht beim virtuellen erschießen eines gegnerischen Mitspielers bei “Counter-Strike” daran, dass das irgendeine Person aus meinem Umfeld ist. Stattdessen freue ich mich, dass mein Punktestand um eins gewachsen ist und ich spielerisch überlegen war. Jeder Mensch kann zwischen einem Spiel und der Realität unterscheiden. Spiele und auch Filme können sicherlich, das streite ich nicht ab, die Art dieser Gewaltausdrücke beeinflussen. Wer wäre nicht gerne James Bond und würde die Bösewichte im coolen Anzug über den Haufen ballern?

Genügend Vorlagen für die Umsetzung eines gibt es auch in der realen Welt, dazu brauchen wir keine Computerspiele. Müssen wir jetzt Dokumentationen über Bürgerkriege verbieten, weil sich Amokläufer gesehene Massenerschießungen als Vorbild nehmen können?

Ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. Im Prinzip musste die Politik reagieren, um den gemeinen Pöbel, Eltern und Angehörige zufrieden zu stellen.

Köhler sagte, die wichtigste Voraussetzung, um einander verstehen, annehmen und helfen zu können, sei es, einen Menschen so wahrzunehmen, wie er ist. „Da haben auch die Schulgemeinschaften eine wichtige Aufgabe.“ Wirklich wichtig sei, „dass wir uns umeinander kümmern, dass wir uns gegenseitig annehmen und dass wir füreinander da sind“- Quelle: www.welt.de

Da hat der gute Mann recht und genau das ist es, was wir als Gesellschaft brauchen. Wer kennt diese Aussage, wieviele Zeitschriften titeln stattdessen lieber die gängigen Aussagen wie “Verbietet Killerspiele” oder noch besser, “Gewaltspiele”, wo das Töten als Ziel verstanden wird. Wie viele von diesen Menschen haben jemals damit was zu tun gehabt, haben mal einen Tag lang gespielt?

Ich kann mich leider nicht mehr erinnern wo ich es gefunden hatte, aber es wurden mal Eltern zu einer speziell dafür durchgeführten Lanparty eingeladen, auf der sie die gängigen Computerspiele anzocken durften. Die meisten waren begeistert und haben verstanden, warum “Töten für den Punktestand” sehr viel virtueller bleibt, als das so vielfach propagiert wird. Den meisten Eltern bleibt diese Erfahrung aber verborgen und sie müssen sich auf die gekünstelten Aussagen der gängigen Zeitungen verlassen, die im Zuge der Auflagensteigerung noch gezielt übertreiben.

Was bliebt ihm also anderes übrig als dafür zu sprechen, dem Horst Köhler, wenn selbst die Angehörigen der Opfer ein “Verbot von Killerspielen” fordern. In der blumigen Wunschwelt funktioniert das vielleicht auch, in unserer nicht. Die Jugendlichen werden sich weiterhin, ungeachtet des Verbotes, die Spiele besorgen. Darum sollten wir um auf die gesellschaftlichen Ursachen für solche Amokläufe kümmern. Alles andere entspricht dem Abhacken eines Kopfes einer Hydra, für jeden wachsen zwei neue nach. Harte Drogen sind auch verboten, trotzdem bekommt sie auf Wunsch jeder.

Trotzdem:

Mein Beileid den Angehörigen. Bedenken sie ihr Urteil über Computerspiele.


Was sagt ihr zu dem Thema?

Anonymous

unregistriert

2

21.03.2009, 16:58

Alle Jahre wieder. Alle Jahre die selbe Diskussion und diese von emotionen hochgebauschten "Experten". Göttlich. Wenn ich schon dieses Wort "Killerspiele" höre, sollte man die Politiker dafür in den Knast stopfen.

Für mich sind diese "Diskussionen" mehr für die Selbstproduktion von Politikern und Möchtegern-Experten gedacht, als irgendetwas produktives als Resultat ans Tageslicht zu bringen.

the[V]oid

Alter Hase

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3

21.03.2009, 17:42

Könnte ich fast so unterschreiben... In meinen Augen ist so ein Amoklauf das Zeugnis des Versagens der Gesellschaft, wie ich schon einmal irgendwo erwähnt habe... Wie du ja auch schon geschrieben hast, waren ganz sicher nicht die Computerspiele Grund oder gar Anlass des Amoklaufs, sondern vermutlich eher die soziale Isolation, wie schon bei so vielen anderen Amokläufen. Daher: Gesellschaftliches Versagen.
<< an dieser Stelle ist eine Signatur verstorben >>

Fred

Supermoderator

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4

21.03.2009, 17:59

Ich halte derartige Diskussionen für eine Offenbarung der Hilflosigkeit der Politiker. Es ist völlig klar, dass man solche Taten, wie einen Amoklauf, nicht verhindern kann, ein Politiker muss dies aber versuchen. Denn schließlich sind bald Wahlen und man darf sich nicht nachsagen lassen, man habe sich eingestanden, dass man Amokläufe nicht verhindern kann. Alos muss man angreifen, was man angreifen kann. Und das sind meist Killerspiele und Waffen.
Man muss - denke ich - aber sehen, dass ein Computerspiel durchaus das Fass zum überlaufen bringen kann, indem es eben Hemschwellen senkt und durchaus zu Agressionen führen kann(allerdings ist letzter Punkt bei quasi jedem Spiel so - wenn ich mich erinnere, wie mein Bruder abgegangen ist, wenn ich ihn in einer Fifa-Partie gezock habe)
Aber ein Tropfen hat noch kein leeres Fass voll gemacht. Die Probleme liegen ganz klar anderswo und ich halte sog. "Killerspiele" nicht für den Auslöser und auch nicht für einen schwerwiegenden Faktor. Sie können einem labilen Menschen, der ohnehin psychisch krank ist und mit solchen Gedanken spielt jedoch einen Anstoß geben.
Aber sie zu verbieten halte ich für Unsinn. Man hat seit dem letzten Amoklauf ja bereits gewisse Maßnahmen ergriffen und gab sich damit zufrieden. Nun scheinen sie also völlig versagt zu haben.
Das Problem ist denke ich einfach, dass ein Verbot rein gar nichts bringt. Es gibt im Internet Versandhändler, die Spiele versandkostenfrei nach Deutschland liefern. Es nutzt einfach nichts, eine Tür zu schließen, wenn es keine Wände gibt.

Ich finde es zwar richtig, den Gewaltgrad von gewissen Spielen zu kritisieren und es ist auch korrekt, dass solche Spiele schlechten Einfluss haben können, aber jeder Mensch, der behauptet, dass Computerspieler alle potentielle Amokläufer sind und der sich erschreckt, dass gut die Hälfte der Jugendlichen schon mal ein "Killerspiel" gespielt hat und sich daher gefährdet sieht, den halte ich für eine dumme Person, die ihre Augen vor der Wirklichkeit verschließt und meint, dass es rationale und handfeste Gründe geben muss, dass ein Mensch so etwas tut.
Aber was will man von einem Land schon erwarten, in dem jeder Bürger ein potentieller Terrorist sein kann.

5

21.03.2009, 20:58

Ich war zu faul um den vielen Text anderer Benutzer zu lesen. :o

Wenn Ihr euch so viel Zeit nimmt, könntet Ihr auch für was soziales einsezten? Oder beschäftigt euch das Thema auch? ;)

Das Motiv kann einfach nur Frust sein. Die Opfer können (müssen aber nicht) damit zu tun haben.

Folgender Text ist von mir, wurde aber so - oder so ähnlich - in anderer Form schon geschrieben.
Ich wiederhole den Inhalt nur, um euch zu langweilen :!:

Zitat

Egal - bei ca. 80 Millionen Deutscher sind die Fallzahlen so gering, dass man keine statistischen Aussagen treffen kann. Die Zahl der Lottogewinner, Tote durch Blitzschlag, Ertrunkener sind viel, viel höher


Anmerkung: Nur die Leute die Mathe verstehen, :!: wissen, dass damit eine Diskussion völlig sinnlos ist. :!: :D :lol: ;)

bla bla bla

6

22.03.2009, 00:30

Verbieten wir doch gleich auch noch Rennspiele, denn auf den Straßen sterben viele zu viele Menschen durch rasen.

xardias

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7

22.03.2009, 02:09

Die Killerspiele Diskussion kann ich persönlich nicht mehr sehen, mangels Fernseher tu' ich das zum Glück auch nicht :D. Die Frage warum er das getan haben könnte sollte man denke ich professionellen Psychologen überlassen, so einfach ist unsere Psyche leider nicht. (Aber auch die haben, wenn ich mich recht erinnere, in vielen Studien festgestellt, dass "Killerspiele" bei "gesunden" Menschen oft einen positiven Einfluss auf den Umgang mit Aggressionen haben).

Welche Frage ich an dem Thema jedoch wesentlich interessanter finde ist die Folgende:
Warum haben wir Menschen überhaupt Spaß am Krieg-spielen?

Ein bisschen krank ist das ja irgendwo schon. Also ich Spiele selbst sehr gerne "Killerspiele", jedoch hat es für mich, wie auch für die meisten anderen, etwas komplett realitätsfernes.

Wie kommt es, dass man sich darüber freuen kann, dass man gerade der virtuellen Repräsentation eines Kumpels eine Kugel in den Kopf gejagt hat. In der Realität wäre das etwas grausames was man nie im Leben erleben möchte, aber warum macht es auf einem Spaß wenn man "nur" spielt?

Ist ja nicht so, dass es etwas neues ist. Menschen haben ja schon immer Spaß an Kriegsspielen gehabt. Wenn man sich Kinder anschaut, die "Peng! Peng!" rufend über die Wiese rennen, dann könnte man vermuten, dass das auch gar nicht so unnatürlich ist.

Aber vielleicht ist das sogar ein Grund dafür, dass die Welt immer friedlicher wird. Während man vor 1000 Jahren noch gemetzelt und gemordet hat ist das Leben in heutiger Zeit wesentlich mehr wert. Vielleicht weil wir Wege gefunden haben Aggressionen und das Verlangen nach Gewalt zu kompensieren indem man es eben nur spielt.

Gibt doch sicher Philosophen und Psychologen die sich damit auseinandergesetzt haben. Weiß da jemand was?

the[V]oid

Alter Hase

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8

22.03.2009, 07:31

Ich schätze einfach mal, dass es noch ein evolutionärer Überbleibsel des Jäger-Charakters des Menschen (Mannes) ist. Damit werden dann irgendwelche längst fast (aber eben auch nur fast) abgestorbenen Triebe besänftigt. Warum wir trotzdem nicht alle irgendwann mal wild umher schießend durch die Gegend laufen? Da schiebt uns die Vernunft dann doch einen Riegel vor.

Hier noch ein schöner Artikel... http://www.zeit.de/2009/13/Zeitgeist-13?page=1
<< an dieser Stelle ist eine Signatur verstorben >>

xardias

Community-Fossil

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9

22.03.2009, 09:19

Den letzten Satz (okay,, die letzten beiden) fasst das ganze wirklich sehr schön zusammen:

Zitat

Der Amoklauf ist der öffentlich inszenierte Selbstmord, die Blutorgie als Kapitulation, das Massaker als letzte Machtfantasie. Dieser Raum der Seele gehört der Psychiatrie, nicht der Soziologie, die aus Einzelbeispielen keine Theorie formen kann.

10

22.03.2009, 10:08

Ich hab als Kind mit meinen Freunden öfters Cowboy und Indianer, Räuber und Gendarm etc. gespielt.
Da gab es häufig ein ganz schönes Gemetzel!
Zählt das nicht auch zu den (wahren) Killerspielen? :)
fka tm

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