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28.02.2009, 20:23

Schulsystem

Ich mach hier einen Thread über das aktuelle Schulsystem in Deutschland auf. Ich wurde dabei von Xardias inspiriert. Da hier ja auch gerne über allgemeine Dinge diskutiert werden und ich gerade Windows installiere und das seine Zeit braucht, frage ich euch wie Ihr das Schulsystem bei uns findet und nein, ich war eben nicht duschen ;). Ihr könnt auch gern Österreich nehmen.
Ich nehme dabei Bezug auf die ersten Klassen, von 4 - 10(13).

Die Fragen und meine Bedenken über das Schulsystem gingen mit durch den Kopf, als ich gerade mit einem Freund in ICQ eine Unterhaltung geführt habe. Da er eine Ausarbeitung über diverse Themen durchführen muss, habe ich mir gedacht, was dies einem eigentlich bringt, gerade weil es ihm überhaupt nicht Interessiert. Da ich meine 13 Jahre Schule hinter mir habe, habe ich dies einmal Revue passieren lassen.

Ich war in der Realschule bei weitem kein Musterschüler. Ich habe meinen Abschluss geschafft und war zufrieden. Als ich dann eine Ausbildung als Technischer Assistent für Informatik gemacht habe, war ich einer der besten Schüler. Fachoberschule genauso. Und genau dort liegt das Problem in meinen Augen. Bei Schülern, die auf das Gymnasium gehen, lernen nur allgemeines. Geschichte, Bio, etc. Dort gibt es ja Kurse, die man wählen kann, allerdings sind diese Angebote ziemlich bescheiden.

Nehmen wir ein Beispiel, wobei ich in der Ich-Perspektive schreiben werde. Ich gehe auf das Gymnasium und bin ein mittelmäßiger Schüler. Ich habe das Interesse an Informatik und an der Programmierung mit 12 Jahren gefunden. Als Folge dessen, wähle ich natürlich als Kurs Informatik.

Gehen wir mal durch, was man dort lernt. Aus eigenen Erfahrungen von Informatikkursen in der Realschule lernt man dort größtenteils mit Word und Excel umzugehen. Soweit so gut, nur was hat dies mit Informatik zu tun? Nichts! Mir wurde in diesem Kurs auch versucht beizubringen, in Pascal kleine Programme zu schreiben. Die Stundeneinheiten im vergleich zu Word und Excel waren ein Witz. Etliche Stunden mit M$ und wenige Stunden mit Pascal. Und das was dort programmiert wird ist auch lächerlich. Wobei ich denke, dass es dort gerade an den Lehrern liegt, inwiefern die dies vermitteln und auch klar an den Stunden in der Woche, die man in diesem Kurs verbringen darf. Ich glaube, bei mit waren das 2 Stunden die Woche.

Und gerade in diesen Kursen lernt man nichts, was einem in seiner Laufbahn als Informatiker oder Programmierer weiterhelfen kann. Klar, bzgl. der Programmierung war das eben mit Pascal, was einem einen kleinen Einblick verschaffen konnte.

Ich als kleiner angehender Programmierprofi habe nach 10 Jahren Schule gelernt, wie man kleine Programme mit Pascal schreiben kann. Wenn man nur Interesse an diesem hat, zeigt man kein Interesse in anderen Fächern, wie Bio, Geschichte etc. weil dies nicht mit der Programmierung zu tun hat und es einem auf dieser Laufbahn nicht weiterhilft, weshalb viele Schüler eben nicht so gut in der Schule sind.

Es ist klar, dass angehende Geschichtestudenten gefallen daran haben. Es geht mir eben um in heutiger Zeit noch "spezielle" Berufrichtungen, gutes Beispiel eben Informatik.
Und gerade dort hat das aktuelle Schulsystem meiner Meinung nach versagt. Wer nach 13 Jahren aus dem Gymnasium geht und sein Abi in der Tasche hat, hat meistens kaum Ahnung über Programmierung, oder nur begrenzt. Ich gehe jetzt nicht auf das Selbststudium ein, welches auch viele durchführen, wobei es auch viele gibt, die eben einen Leitfaden oder eine Einführung in die Materie brauchen.

Ich hatte schon lange das Interesse an Informatik gefunden. Allerdings hatte ich damals keine Ahnung, wie und was Programmierung ist/geht. Was Server sind etc. Klar, man kann dies nachlesen, allerdings kannte ich diese Begriffe damals gar nicht. Ich hatte auch keine Verwandschafft/Bekanntschaft, die von Informatik eine Ahnung hatte. Wobei ich klar zugeben muss, damals war ich noch ein wenig Faul und Dumm.

Im Studium wird von Anfang an auch die Basis geschaffen und gelernt, allerdings gestaltet sich das als schwierig dies zu lernen, ohne sich vorher wirklich mit der Materie beschäftigt zu haben. Ohne Vorwissen ist ein Studium sehr schwer.

Gerade dabei verschenkt man viel Potential. Gerade Personen bis 18?(laut fremden Quellen) lernen viel schneller und effektiver. Und wer Dinge lernt, die einem überhaupt nicht interessieren, nur um nachher den Schulabschluss zu schaffen, ist nicht Sinn der Sache.

Meiner Meinung nach sollte man das Schulsystem verbessern und ausbauen, gerade im Hinblick auf die Interessen der Schüler. Man sollte die Interessen früh wecken. Würde man ab der 5. Klasse Kurse anbieten, würden die Schüler ihr Interesse in verschiedenen Themen finden. Und gerade dies sollte nach einiger Zeit wechselbar sein, falls es einem doch nicht liegt. Man sollte dort sehr flexiebel sein. Es sollte auf jeden Fall ein allgemeiner Part vorhanden sein, wie Deutsch, Mathe, Englisch, Sport, vielleicht auch Physik und Erdkunde.

Dabei sollten sich die Stundeneinheiten überwiegend auf die der Kurse belaufen. Mir ist klar, dass man nicht alle Berufsgruppen in Kurse aufteilen kann, vielleicht nur Informatik als Oberbegriff für Administration, Programmierung, etc. Technik für Elektrotechnik, Statik, etc.
Ich denke das würde vielen Schülern viel helfen, die auch Interesse in Schule zeigen oder sogar in einigen Berufsgruppen. Natürlich gibt es auch Schüler, denen sowas scheiss egal ist, auf deutsch gesagt.

Als 2. Punkt würde ich die Fachkraft gemängeln wollen. Damals im Informatikkurs hatte der Lehrer 0 Ahnung von dem, was er vermittelt. Gelerntes Fachpersonal auf diesen Gebieten würde den Unterricht auf jeden Fall interessanter Gestalten.

Ich weiß, dass gerade sowas viel Investition zur Folge hat, allerdings würde man so das Potenzial einiger Schüler voll ausnutzen. Dies wird so in Deutschland auch nicht machbar sein. Aber als ein Thema, wo ihr eure Meinungen und Erfahrungen schreiben könnt, finde ich sehr interessant. Gerade was die Erfahrungen einiger User hier hoffentlich zeigen werden.

So, nachdem ihr dies alles gelesen habt, würde mich eure Meinung sehr interessieren und vorallem eure Erfahrungen. Meine Finger tun schon weh und Windows ist fertig, netter Zeitvertreib. :)

Ich hoffe einige finden Interesse an dem, da es ein Thema ist, welches unsere Kinder betreffen wird. Ich weiß auch nicht, ob sowas hier schonmal diskutiert wurde, wenn ja, bitte ich um entschuldigung. :)
MfG

"Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen" - Benjamin Franklin

the[V]oid

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2

28.02.2009, 20:37

Also ich finde das System, so wie es jetzt am Gymnasium in NRW vorherrscht, eigentlich total in Ordnung: Bis zur 10. Klasse haben alle mehr oder weniger den gleichen Unterricht. Das ist meiner Meinung nach unvermeidlich, weil viele Interessen erst spät geweckt werden. Ich hatte z.B. in der Zeit vor der 9. und 10. Klasse Null Interesse an Geschichte und Politik, aber Informatik schon. Ebenso hatte ich kein Interesse an Deutsch und Philosophie. In der 9. und der 10. Stufe jedoch wurden meine Interessen sehr viel breiter, ich begann mich ziemlich stark eben für Geschichte, Soziologie, Politik, Literatur und Philosophie zu interessieren. In meinen Augen geht es ja gerade darum in der Schule, eine Allgemeinbildung zu erhalten, und kein Fachidiot zu werden. Zumindest eben bis zur Oberstufe. In der Oberstufe (11-13) habe ich dann eigentlich ausnahmslos Fächer gehabt, für die ich mich begeistern konnte. Mir fällt jetzt nicht eine einzige Ausnahme ein. Hätte ich mich aber schon früh auf zb. Informatik spezialisiert, hätte ich viel verpasst, weiß ich heute. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meiner schulischen Ausbildung.

Allerings bin ich ein Anhänger von Gesamtschulen!
<< an dieser Stelle ist eine Signatur verstorben >>

WhiteMike

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3

28.02.2009, 21:44

Erstmal wollte ich sagen, dass ich mich im Moment in der 13. Klasse kurz vor meinem Abitur befinde. Dazu hab ich zusätzliche Erfahrung, da ich bis zur 3. Klasse in Kasachstan zur Schule gegangen bin. Das erweitert meinen Horizont in Bezug auf dieses Thema und ich wollte euch schreiben, wie ich die Sache sehe.

• Grundwissen
Nachdem ich in Deutschland angekommen bin, musste ich feststellen, wie viele den Stift nicht richtig hielten. Ich schätze, dass sich die meisten früher oder später umgewöhnen, aber warum es nicht gleich richtig in der Grundschule beibringen? Es ist ja nicht so, dass es Steuergelder verschwenden würde.

• Geschwindigkeit
Ferner finde ich, dass die Geschwindigkeit, mit der der Stoff abgearbeitet wird, doch recht langsam ist. Ich habe mal ein Mathebuch aus Kasachstan bekommen, das für Klassen 5 und 6 bestimmt war und Stoff aus der 7 Klasse in Deutschland schon zu einem guten Teil behandelt hat. Und diese Differenz summiert sich auf, sodass man auf allgemeinen Schulen nach 10 Jahren besser ausgebildet ist, als ein Gymnasiast nach 13. Jahren in Deutschland. Allein wenn man die Sachen mit den Matrizen in Davids Buch anschaut, sieht man, dass man sie ohne weiteres in das Schulwissen packen könnte.
Dann gibt es noch Gymnasien in Kasachstan. Dort funktioniert es aber etwas anders, denn die Gymnasien sind separate Schulen, in denen man sich gleich einschreibt. Damals haben es meine Eltern mit meiner Schwester gemacht und dort haben sie schon in der ersten Klasse angefangen mit Zahlenstrahlen in Mathe zu arbeiten. Es hört sich vielleicht brutal an, sowas einem Erstklässler anzumuten, aber es ist ja nicht unbedingt schwer, Differenzen und Produkte auf so eine Art zu visualisieren.

• Lehrerkompitenz (Informatik)
Während in Standardfächern die Lehrer meistens besser als nötig ausgebildet sind (ist ja nicht schlecht), ist es in Fächern wie Informatik katastrophal, allerdings ist es auch ein Privileg, das es in Kasachstan beispielsweise überhaupt nicht gibt.
Wir hatten einen besseren Lehrer, der in dem ersten, einfachsten Programm über den Bereich eines C++-Arrays geschrieben hat und es nur gemerkt hat, weil ich zufällig mein C++-Anfängerbuch dabei hatte.
Dann hatten wir noch einen schlechteren, mit dem ich mich gestritten habe. Der Typ hat uns C unterrichtet und es für C++ ausgegeben. Kennt ihr noch diese schönen get- und put-Funktionen? Dann hat er uns Code vorgesetzt, in dem ein Objekt einer Klasse angelegt wurde. Ich hab vergeblich versucht, ihm beizubringen, dass es C++ ist und nicht C, wenn mit Klassen gearbeitet wurde. Aus seiner Arroganz meinte er nur: „Du weißt schon, was für eine sinnlose Diskussion du gerade führst?“.

Regel Nr. 1: Lehrer haben immer Recht.
Regel Nr. 2: Falls Regel Nr. 1 nicht gelten sollte, tritt sofort Regel Nr. 1 in kraft.

Merkt ihr außerdem, wie wenig Autorität die Lehrer haben? Bei uns lassen sich sehr viele Lehrer einfach auf das tiefste Niveau der Schüler runter. Und warum sollten die Schüler dann noch gescheiter werden? Mit unserem Sportlehrer kann man nicht mal im normalen Ton reden, weil er so eine Mischung von Stefan Raab und einem Kind ist. Sowas hab ich bei einem Erwachsenen noch nie erlebt. Greift da ab irgendeiner Stufe nicht der persönliche Stolz ein und sagt einem, dass es ganz kindisch und impotent ist? Entsprechend sehen ihn die Schüler eher als Spielgefährten als Autorität.
Wer mir nicht glaubt, kann mal die Zitate von Unis und Schulen vergleichen. Da liegen Welten dazwischen.

Mit freundlichen Grüßen,
WhiteMike

4

28.02.2009, 22:12

Hallo

Eins der ganzen großen Probleme bei Bildungspolitik ist, dass jeder, weil er selber mal in der Schule war sich für einen Experten hält...

chrische

5

28.02.2009, 22:14

@thevoid:
Ich meinte auch eher, dass man eine gewisse Anzahl an allgemeinen Fächern haben sollte, eben nur nicht so lange, wie es teilweise der Fall ist.

@WhiteMike
Bei den Lehrern gebe ich dir 100% recht. Das Problem ist, dass an manchen Schulen fast jeder Lehrer werden kann, Studium vorausgesetzt. Es wird meistens nicht kontrolliert, ob diese Person qualifiziert genug ist, Schülern den Stoff gut, verständlich und kompetent zu vermitteln. In der Berufsfachschule gab es auch einen Lehrer, der niemandem etwas beibringen konnte. 90% der Leute hatten eine 4 oder schlechter. In einem anderen Fach des selbigen Lehrers gab es nur 4 und 5. Eine Gruppe (Wir haben uns in Gruppen aufgeteilt, um ein Projekt fertig zu stellen) hatte eine 1. Da fragt man sich, wieso? Das Projekt von denen war teilweise nur ein wenig besser als andere die eine 5 bekommen haben. Und das ist das Problem. Viele Lehrer gehen nach der Sympathie bzw Antipathie einiger Schüler nach. Und das darf nicht sein.

Edit: @Chrische:
Ich halte mich nicht für einen Experten. Jedoch ist dies meine Meinung, wie ich es gern in der Schule gehabt hätte um einige Potentiale und Interessen schneller zu erkennen und zu erweitern. Für mich wäre es damals eine gute Hilfe gewesen.
MfG

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WhiteMike

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6

28.02.2009, 22:14

Wir kriegen das eben aus der ersten Hand. Wer denn sonst? Ist ein Lehrer hier unter uns?

Mit freundlichen Grüßen,
WhiteMike

7

28.02.2009, 22:15

Hallo

Huhu...

chrische

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8

28.02.2009, 22:16

Infomatik? Schön wärs. Wir haben nichtmal Infomatik und wenn wir mal in den Pc-Raum gehen bekommen wir erstmal eine Stund eine Sicherheitseinweisung was nicht alles passieren kann (Gott wie mich das immer aufregt).

Mich stört weniger die Schulpolitik sondern die Finanzpolitik an den Schulen. Die Politiker sind immer stolz darauf das jedes Jahr eine Milliarde Euro mehr investiert wird aber wo geht das ganze Geld hin?

Genau an Gymnasien. Ich habe als in die 5.Klasse gekommen bin mir viele Schulen angesehen. Und immer das selbe Bild. Gymnasien mit High-Tech ausrüstung und Realschulen wo sich 10 Leute ein Mikroskop teilen müssen.

9

28.02.2009, 22:17

Hallo

Zitat von »"Speranza"«


Bei den Lehrern gebe ich dir 100% recht. Das Problem ist, dass an manchen Schulen fast jeder Lehrer werden kann, Studium vorausgesetzt. Es wird meistens nicht kontrolliert, ob diese Person qualifiziert genug ist, Schülern den Stoff gut, verständlich und kompetent zu vermitteln.


Du hast keine Ahnung von Lehrerbildung. Was aber nicht heißen soll, dass nicht sehr viele Idioten in den Schulen rumhängen.

chrische

WhiteMike

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10

28.02.2009, 22:18

Speranza
Was es in Kasachstan gibt und ich hier in Deutschland sehr vermisse, sind Prüfungen für Lehrer. Dort hieß es ab und zu von der Lehrerin: "Hinten sitzt der und die, weil der Unterricht heute geprüft wird."
Und ich finde, dass selbst wenn man motiviert anfängt, es nicht automatisch 20 Jahre lang anhalten muss.

Natürlich ist es keine 100% Sicherheit, weil der Lehrer absichtlich etwas vorbereiten könnte. Wenn man es aber schonmal unangekündigt macht, kann man sehen, inwiefern sich ein Lehrer vorbereitet hat.
Das sind aber nur Ideen, die niemals sich trotz Demokratie niemals durchsetzen werden.

Mit freundlichen Grüßen,
WhiteMike

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