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1

24.03.2019, 10:36

[Diskussionsrunde] 1st-Person oder 3rd-Person

Ich dachte mit, das es ganz nett wäre, wenn wir über gewisse Designentscheidungen in Spielen diskutieren. Da wir alle Entwickler sind (egal ob als Hobby oder beruflich), könnten die Diskussionen interessant werden und tiefer in die Materie gehen. Wenn sich genug Leute an der Diskussionsrunde beteiligen, werde ich auch weitere Runden zu weiteren Themen eröffnen. Für lediglich 5 Posts würde das aber kaum einen Sinn machen.

Nun gut, das erste Thema dürfte jeden betreffen, der ein 3D-Spiel mit Spielercharakter ertellt. Die Frage, wird es ein 1st-Person oder ein 3rd-Person Spiel? Sollte der Entwickler das auf eigenen Vorlieben entscheiden oder gibt es Vor- und Nachteile, die ausschlaggebend für die Entscheidung sein sollten? Sollte man vielleicht eine Ansicht sogar bevorzugt nehmen? Und warum setzen sich in Genre wie Shooter überwiegend die 1st-Person Ansicht durch wärend es sich in anderen Genre wie RPGs von Spiel zu Spiel unterscheidet? Sollte man vielleicht auch einfach beide Ansichten einbauen, wenn es die Arbeitszeit hergibt?

Was sind eure Meinungen, Erfahrungen und Überlegungen dazu? Ich habe natürlich auch viel dazu überlegt und werde mich dann in die Diskussion mit einmischen.

David Scherfgen

Administrator

Beiträge: 10 382

Wohnort: Hildesheim

Beruf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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2

24.03.2019, 17:04

First Person ist immersiver. Du siehst die Welt aus der Sicht der Spielfigur. Bei Third Person-Shootern gibt es oft komische Situationen, wo du aufgrund der meist erhöhten Kamera z. B. einen Gegner sehen kannst, den die Spielfigur jedoch nicht sehen kann und auf den sie auch nicht schießen kann. Umgekehrt kann es durchaus sein, dass der gegnerische Spieler deine Figur nicht sehen kann, wodurch „Campen“ besonders belohnt wird.
Vorteil bei Third Person: Es macht mehr Spaß, die Spielfigur mit Kleidung, Rüstungen, Helmen etc. auszustatten, wenn man das Ergebnis dann auch sehen kann. In Battlefield 5 kann man seine Spielfigur ja auch nach Herzenslust anpassen (alles rein kosmetisch), man sieht sie aber quasi nie. Ziemlich sinnlos ...

3

25.03.2019, 15:45

Schöne Eröffnungsthesen.

First Person ist immersiver. Du siehst die Welt aus der Sicht der Spielfigur. [...]

Ist das denn wirklich so? Zu den immersivsten Spielen (persönliche Wertung) zählen viele 3rd-Person Spiele. Meiner Meinung nach haben 1st-Person Spiele ein höheres Immersionspotenzial, können dies aber nur selten (und meist nur in spezifischen Genre wie Shooter oder Horror) ausreizen. Es ist nicht selten, dass z.B. der eigene Körper komisch aussieht oder sich komisch bewegt, wenn man nach unten oder auf die Arme schaut. Das wirkt genauso komisch wie deine beschriebene Situation mit der Third-Person Kamera.

Bei den Shootern bin ich grundsätzlich auch deiner Meinung, wobei es denk ich darauf ankommt, auf was der Fokus im Spiel liegt (also ob Shooterelemente wie in der GTA-Reihe nur ein Nebenaspekt sind).
Was Bekleidung betrifft: guter Gedanke.

Tris

Treue Seele

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4

27.03.2019, 01:39

Ich finde das ist ein schwieriges Thema. Die Kameraperspektive muss einfach zum Spiel passen.

Bei SplinterCell dient die Außenperspektive der höheren Übersicht über das Spielgeschehen und damit der Spieler die tollen Animationen beim Klettern etc sieht.
Dazu würde ich auch TombRaider, Uncharted etc. zählen. In der Egoansicht wären diese Titel wohl sehr unübersichtlich (Z.B. Rätsel in einer riesigen Höhle lösen) und die Sprung- und Kletterpassagen ziemlich schwierig. Und im Falle von TombRaider hätte man nicht so viele Exemplare verkauft wenn man Lara beim Spielen nicht gesehen hätte. Wobei, Trespasser hat das in der Egoansicht auch hinbekommen. :D

Es gibt aber auch Ausnahmen wie z.B. Dying Light oder Mirrors Edge bei dem man für eine Egoansicht viele Bewegungsmöglichkeiten hat (mir ist das allerdings schnell zu anstrengend geworden).

Dann natürlich das Gegenteil, Spiele die (teilweise) auf engem Raum spielen. Man stelle sich vor man gräbt sich in Minecraft mit der Außenperspektive durch den Boden. Da wären ständig Wände im Weg.

Oder die neueren ResidentEvil Spiele die eine Schulterperspektive bieten was für mich ein Kompromiss aus Ego und Thirdpersonansicht darstellt. Mehr Übersicht aber trotzdem ein gutes Mittendringefühl.
Nur manchmal füllen die Figuren einfach zu viel Bildschirminhalt oder der Kopf blockiert die Sicht..

Im Idealfall hat der Spieler die Wahl aus beidem. In Skyrim fande ich es toll in der Egoansicht zu kämpfen, durch die Städte zu laufen und die Tavernen und Häuser zu besuchen. Da kam ein richtig gutes Mittendringefühl auf. Und beim Wandern konnte man in der Außenansicht die schöne Landschaft angucken.

DeadSpace ist übrigens trotz Außenperspektive ein unheimliches Spiel. Wenn ich mich richtig an das Interview erinnere wollten die Entwickler unbedingt brutale Todesanimationen haben und haben sich wohl unter anderem deswegen für die Außenansicht entschieden.

Ich denke wenn der Entwickler die gewählte Ansicht brauchbar umsetzt können beide Varianten gut funktionieren. Spontan fallen mir da noch Tower Defense Spiele ein die meist aus der Topdown Ansicht gespielt werden. Aber Orcs must die schafft es das Spielgeschehen übersichtlich in einer third person Ansicht darzustellen und bei Sanctum wird die Egoansicht durch eine hilfreiche Minimap die den Weg der Creeps und die Türme/möglichen Bauplätze darstellt unterstüzt. Ohne diese Minimap wäre die Egoansicht wohl nicht so toll zum spielen gewesen.

Wirago

Alter Hase

Beiträge: 1 193

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Beruf: CRM Application Manager

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5

27.03.2019, 11:01

First Person ist immersiver. Du siehst die Welt aus der Sicht der Spielfigur. Bei Third Person-Shootern gibt es oft komische Situationen, wo du aufgrund der meist erhöhten Kamera z. B. einen Gegner sehen kannst, den die Spielfigur jedoch nicht sehen kann und auf den sie auch nicht schießen kann. Umgekehrt kann es durchaus sein, dass der gegnerische Spieler deine Figur nicht sehen kann, wodurch „Campen“ besonders belohnt wird.


Das stört mich auch am meisten. Drum gehe ich jedem 3rd person shooter konsequent aus dem Weg. Auch PUBG spiele ich nur im 1st person Modus.

Im Gegensatz dazu erwarte ich bei RPGs eine 3rd person Ansicht. In dem Fall möchte ich sehr wohl meinen Charakter sehen. Für mich ist die Charakterentwicklung wichtig. Ich habe eine neue super schicke Rüstung? Dann möchte ich das auch sehen. Das ist in der Elder Scrolls Reihe immer etwas schade, da es in 1st person deutlich besser spielbar ist, aber man den eigenen Helden nicht sieht.

6

04.04.2019, 20:46

So, RL hat mich bisschen beschäftigt, aber jetzt gibts mal wieder meinen Senf zum Thema. :)

@Tris: Ja es ist ein schwieriges Thema, aber genau deshalb lohnt es sich auch darüber zu diskutieren. Ein einfaches Thema mit überwiegender Übereinstimmung aller Leute bietet ja kaum Diskussionsstoff. Und du hast mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, danke dafür.

Die "Ausnahmen" wie Dying Light und Mirror's Edge würde ich nicht unbedingt als Ausnahmen bezeichnen. Man hat das Gamedesign von Anfang an auf First-Person ausgelegt und dann funktioniert das in der Regel auch gut (wenn das Team weiß, was es tut). Dying Light würde ich aber nicht unbedingt als Kletterspiel ansehen, verglichen mit Tomb Raider und Mirror's Edge. Es ist eher vergleichbar mit einem Assassins Creed, weil fürs Klettern nicht so viel Geschick notwendig ist. Der Knackpunkt ist folgender: Zwischen Assassins Creed und Dying Light sehe ich gameplaytechnisch nicht den großen Unterschied, weshalb es in der jeweils anderen Kameraansicht nicht funktionieren können sollte (man könnte also beide Kameraperspektiven fast problemlos einbauen). Aber wäre das in Tomb Raider und Mirror's Edge auch möglich? In Tomb Raider braucht man teilweise Seitwärtssprünge (und in First-Person sieht man seitliche Umgebung nicht) und Mirror's Edge hat enge Raumpassagen, die vergleichbar mit deinem Minecraftbeispiel sind.

Wo du gerade Schulterperspektive ansprichst: mir fällt gerade ein, Third-Person ist nicht gleich Third-Person. Es gibt da ja ganz verschiedene Ansätze.
- Schulterperspektive -> von dir bereits genannt
- kopf-/rückenbefestigte Kamera -> die Kamera ist in Blickrichtung des Spielercharakters ausgerichtet -> es gibt 2 Unterkategorien:
--- die Kamera steuert den Charakter -> meist für Tastatur+Maussteuerung genutzt (seit 20 Jahren ein Standard für PC-Spiele)
--- die Kamera wird vom Charakter gesteuert -> meist für Tastatur (ohne Maus) oder selten auch für Kontrollersteuerung (erster Tomb Raider z.B.)
- freie Third-Person Kamera -> sie kann sich beliebig und unabhängig von Laufrichtung um den Charakter drehen (moderne Kontrollersteuerung für Third-Person Ansicht)
Mir Persönlich sagt die kopfbefestigte Kamera in vielen Fällen am meisten zu. Sie ist zwar weiter weg als die Schulterperspektive(damit nicht mehr ganz so "mitten drin"), verliert aber durch die gleiche Blickrichtung wie der Spielcharakter nicht den Bezug zum Charakter (wichtig für Immersion) und bietet etwas mehr Sichtfeld (also kein Kopf im Weg bei guter Umsetzung).

Eine Wahl zwischen mehreren Kameraperspektiven klingt zwar gut, aber in Skyrim konnte ich mich mit der Third-Person Ansicht nicht anfreunden, genausowenig wie die First-Person Ansicht in Gothic. Es wirkt einfach "dahingeklatscht" und spielt sich daher meiner Meinung nach eher schlecht als recht. Ich denke grundsätzlich wäre es möglich zwei Ansichten gut in ein Spiel einzubauen, dann muss aber der Fokus auf beiden Ansichten gleichermaßen liegen (sprich Animationen etc werden für jede Ansicht individuell kreiert, Movement muss für beide Ansichten gleichgut sein, ...) und den Aufwand macht wohl kaum jemand freiwillig, besonders weil es mehr Kosten verursacht und kaum Mehreinnahmen bringen dürfte.

@Wirago:
Du erwartest wegen der Charakterentwicklung in RPGs eine 3rd-Person Ansicht. Interessanter Punkt so nebenbei. Aber kann man das auch auf einen Großteil von Spielern übertragen oder ist das eine eher persönliche Vorliebe? Oder kann man das eventuell auch als zwei verschiedene Zielgruppen bezeichnen (jene, denen sichtbare Charakterentwicklung wichtig ist und jene, die auch ohne leben können), was denkst du dazu?

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