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Mastermind

unregistriert

11

23.08.2010, 18:24

Ernest Adams hat in seinen früheren (meiner Ansicht nach großartigen) Artikeln mal den geheimen Wunsch von Game Designern gegeißelt Regisseure zu sein. Wenn ich mich richtig erinnere ging es da um nicht Interaktive Cutscenes. Die Grundidee war dass die Kommunikation mit dem Rezipienten über die Mittel des Mediums erfolgen muss und nicht über ein externes Medium. Eine ähnliche Aussage (wenn auch nicht auf dem Niveau) trifft xkcdsucks immer wieder mit dem "Show don't tell" Argument. Ein Comic bei dem der Bildinhalt nur zusammen mit dem Text zu verstehen ist macht etwas falsch. Das ist auch einer der Punkte gewesen die mich an dem hier erwähnten "war with no arms" gestört haben. Und auch wenn das nicht meine Meinung ist, ich habe durchaus begründet die Meinung vertreten sehen, dass ein Film der Voice-Overs braucht was falsch gemacht hat.

Ich denke was man sich vor diesem Hintergrund vor Augen führen muss, ist das kaum ein Medium so limitiert begonnen hat wie graphische Computerspiele. Selbst Höhlenmalerei hatte zumindest eine ausreichende Anzahl von Pixeln zur Verfügung. Und das Problem ist dass sich die Genre Prototypen zu einer Zeit etabliert haben, zu der diese Limitierungen noch allgegenwärtig waren. Was mir in erster Linie fehlt ist nicht "mehr Story" sondern mehr aus den Möglichkeiten zu machen die es heute technisch gibt.


Man kann xardias einteilungen von Filmen Sicher im Groben so zustimmen, aber wenn man ehrlich ist, fallen 99% aller Spiele in Kategorie 2. Zu Kategorie 1 würde mir Planescape Torment einfallen (jedoch bei näherer Betrachtung NICHT die meisten anderen Rollenspiele), zu Kategorie 4 ehrlich gesagt keins. Irgendwo in dem Spektrum bewegt sich vermutlich noch Riven. Vielleicht in Kategorie 3. Meine Forderung an Spieleentwickler wäre entweder sich etwas genuin neues zu überlegen was nur in diesem Medium möglich ist (also nicht in eine der Kategorien passt), oder mehr zu werden wie die "alten Medien" Buch und Film, etwas was bis vor einiger Zeit aus technischen Gründen nicht ging

Eine offensichtliche Sache die mir da einfallen würde, die Spielen fehlt, wären Schnitte und Perspektivwechsel. Es hat einen Grund warum Fast and Furious nicht ausschließlich aus Helmkameraaufnahmen des selben Characters besteht, und es hat einen Grund warum James Ryan nicht ausschließlich über das Zielvisier des selben Characters gefilmt wurde. Just think about it.

Yamm

Frischling

Beiträge: 11

Wohnort: Schweiz

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12

23.08.2010, 18:44

Mich führt dein Text, Mastermind, zu der Frage vielleicht erst einmal zu definieren, was ein Spiel zu einem Spiel macht. Was du schreibst fällt eher in den Bereich Unterhaltung bzw. warum Spiele vielleicht genau diesen Teil oft nicht so gut gelöst bekommen. Bei meiner simplen Unterteilung wird schnell klar, dass eines der Probleme bei Computerspielen die Erwartungshaltung ist. Bei einem Film oder einem Buch suche ich entweder gute Unterhaltung oder Informationen, Wissen. Für den Hersteller (Autor, "Filmemacher") ist es vergleichsweise einfach, weil er sich auf diese Erwartungshaltung fokussieren kann. Gute Unterhaltung für sich gesehen ist relativ einfach zu machen, gute Unterhaltung mit Spielmechanik zu kombinieren und dabei möglichst alle Erwartungshaltungen zu befriedigen gehört wohl mit zur höchsten Kunst der Spieleentwicklung.

Btw: Für mich persönlich ist gute Unterhaltung in Spielen eher Nebensache, schon alleine weil ich immer enttäuscht werde, wenn ich das von einem Spiel wirklich erwarte. Dann schaue ich mir doch lieber einen Film an.

Mastermind

unregistriert

13

23.08.2010, 19:57

Naja ich denke die einzige Definition die sich wirklich als konsensfähig erwiesen hat ist Sid Meiers "gameplay is a series of interesting choices/challenges". Das sagt erstmal gar nichts darüber aus wie es transportiert wird, wohl aber sehr viel darüber dass der Spieler direkt beteiligt sein muss.

Interessant ist dass das o.g. Zitat in zwei Versionen kursiert, die sich meiner Ansicht nach einwenig widersprechen. Die perfekte Fahrzeugbeherschung auf einer Trackmania Strecke ist sicherlich eine Challenge. Die eigentliche Spielerhandlung ist aber weniger bewusste Entscheidung (choice) als doch vielmehr so eine Art erlernter Reflex. Auf der anderen Seite wird ein betonen der bewussten Entscheidung natürlich den enttäuschen, der eine "körperliche" Herausforderung sucht. So gesehen ist das eine Reformulierung deiner Unterteilung.

Was wir aber eigentlich diskutieren sollten ist nicht "choice vs. challenge" was letztenendes eine Geschmacksfrage ist, sondern interesting. Die Frage, was die Challenges interessant macht, hast du schon mit "sportlichem Ehrgeiz" beantwortet. Die nächste Frage wäre ob die Möglichkeiten des Mediums damit erschöpft sind oder auf den Punkt gebracht "ist es möglich Spiele jenseits des sportlichen Aspekts interessant zu gestalten?". Ist die Antwort auf diese Frage 'nein', so kann man sich in der Konsequenz sämtliche Story einfach sparen. Ist sie allerdings 'ja', so sollte man über das "wie" reden. Ich denke dass diesbezüglich noch sehr viel Raum nach oben ist, den aktuelle Spiele nicht ausschöpfen.

Yamm

Frischling

Beiträge: 11

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14

23.08.2010, 20:44

Vor einigen Jahren habe ich mal versucht für mich zu definieren, was ein Spiel ist, möglichst, zumindest wissentlich, ohne fremde Zitate darauf zu kommen. Was für mich alle Spiele gemeinsam haben ist eine bestimmte Lernsituation. Auf ein beschränktes Regelwerk reduziert werden Fähigkeiten, Fertigkeiten und / oder Wissen vermittelt. Ein Spiel macht somit genau dann richtig Spaß, wenn es den Spieler im richtigen Maße fordert. Wichtig dabei ist die Interaktion, sonst ist es kein Spiel mehr.

Übrigens lässt sich das auf jedes Spiel übertragen, ob es nun spielende Füchse sind die den Kampf üben, Schach, Kartenspiele, Autorennen, Knobelspiele, Rollenspiele, was auch immer. Bei jedem Spiel wird etwas trainiert, weshalb ich den Bezug zum Sport auch so naheliegend finde.

Wenn man das genau nimmt und die Eingangsfrage beantworten will muss man sagen, dass für ein Spiel die Handlung total unwichtig ist, außer sie ist zentrales Spielelement (also mit dem Gameplay verankert) und nicht nur aufgesetztes Beiwerk.

KeksX

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15

23.08.2010, 23:03

Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen(steinigt mich), kann aber nur die Artikel von Marshall McLuhan empfehlen. Dieser Mann hat sich mit Medien beschäftigt, nicht streng wissenschaftlich sondern nach spezielle gewählten Methoden(die eben nicht wirklich wissenschaftlich sind, sondern mehr "alltäglich"). Es geht eher um TV und Filme, aber ich finde, dass man die Ergebnisse sehr gut auf Spiele übertragen kann. Wenn ich morgen die Zeit finde werde ich vielleicht einen größeren Beitrag schreiben.
WIP Website: kevinheese.de

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