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1

19.10.2009, 14:37

Biete mich an -> als Storywriter

Ahoi,

bin durch Zufall auf eure schöne Seite hier gestoßen. Ich wollte schon immer gerne selbst Spieleprogrammieren, war bisher aber zu unfähig. Ist natürlich frustrierend, wenn man die eine oder andere gute Idee für eine Story hat.
Da ich selbst Hobby-Schriftsteller bin (Schwerpunkt Horror/Phantastik*, ab und an etwas SciFi), habe ich mir gedacht, dass der Bereich "Storywriting" doch perfekt für mich wäre. Job gibt es da leider nicht viele (damit meine ich nicht bezahlte Jobs, sondern Jobs von Hobby-Programmierern, unbezahlt natürlich, auch wenn man gegen Geld nichts einzuwenden hätte :p)
Bei zwei Spielen durfte ich schon herhalten, die allerdings mangels Motivation der Programmierer nicht fortgesetzt wurden.
Falls also jemand (egal ob einzelne Person oder Gruppe) ein Projekt am Start hat, was schon vorzeigbar ist (oder sagen wir es so: Ein Projekt, das schon einen gewissen Grad der Fertigstellung erreicht hat) und dafür noch eine Story braucht, dem biete ich meine Mitarbeit an. Da Genre ist mir eigentlich egal. Shooter, Adventure, Strategie. Man kann für alles eine gute Story gebrauchen.
Einzige Einschränkung: Ich habe eine gewisse Abneigung gegen Fantasy-Kram à la "Elfen gegen Orks" usw. Bei sowas würde ich mir auch erst zweimal überlegen, ob ich da mit einsteige.
Auf Wunsch kann ich auch gerne eine der Geschichten als Referenz hier rein verlinken.

Grüße,

Randall



* Bitte nicht verwechseln mit Fantasy

PS: Ich weiß nicht, ob dies das richtige Forum dafür ist. Ich habe mich hier umgeschaut und nichts anderes entdeckt, deswegen habe ich diesen Forumpart für mein Angebot ausgesucht ;)

EDIT: Okay, ich habe es wohl direkt verpeilt *g* Ich habe gerade mitgekriegt, dass ich diese Thread wohl eher unter "Projekte/Workshops" hätte posten sollen. Vielleicht kann ihn ein Mod dahin verschieben?

TrommlBomml

Community-Fossil

Beiträge: 2 117

Wohnort: Berlin

Beruf: Software-Entwickler

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2

19.10.2009, 14:44

jop und ansonsten schau mal in diesem unterforum rein, was es an projekten gibt, einige suchen storywriter, z. b. PARPG.^^

3

19.10.2009, 14:53

Re: Biete mich an -> als Storywriter

Zitat von »"Randall Flagg"«

EDIT: Okay, ich habe es wohl direkt verpeilt *g* Ich habe gerade mitgekriegt, dass ich diese Thread wohl eher unter "Projekte/Workshops" hätte posten sollen. Vielleicht kann ihn ein Mod dahin verschieben?


Gesagt, getan... ;)

Willkommen im Forum Randall!

Kannst du uns Leseproben zu Verfügung stellen?
Um mal einen Eindruck von deiner Schreibe zu bekommen?

4

19.10.2009, 15:14

Re: Biete mich an -> als Storywriter

Zitat von »"TrikkieMikkie"«

Zitat von »"Randall Flagg"«

EDIT: Okay, ich habe es wohl direkt verpeilt *g* Ich habe gerade mitgekriegt, dass ich diese Thread wohl eher unter "Projekte/Workshops" hätte posten sollen. Vielleicht kann ihn ein Mod dahin verschieben?


Gesagt, getan... ;)

Willkommen im Forum Randall!

Kannst du uns Leseproben zu Verfügung stellen?
Um mal einen Eindruck von deiner Schreibe zu bekommen?


Ahoi! Gerne doch. Ähm, ich weiß nicht wie es mit der Bequemlichkeit aussieht, aber ich füge die Geschichte mal als Quote und als Verlinkung hier ein.

Erstmal der Link: Klick

Und die reine Geschichte:

Zitat von »"After Live"«


Dass der Tod Erlösung und Vergessen bedeutet, ist eine dreiste Lüge. Die Welt verändert sich nur geringfügig, man hat das Gefühl, Gewicht zu verlieren und die Wahrnehmung spielt verrückt, doch das ist schon alles.
Das war das erste, was Jack einfiel, als er sich, ohne irgendein Gefühl, von seinem Körper löste und auf diesen herabsah. Zunächst dachte er, die Welt der Toten sei voll Wasser, da alles waberte und verschwommen wirkte. Doch er verwarf diesen Gedanken, als er feststellte, dass er sich frei bewegen konnte. Zweifel über seinen Tod keimten auf: Noch immer atmete er und unterlag den Gesetzen der Schwerkraft, die seinen Körper, beziehungsweise das, was er allmählich davon fühlen und sehen konnte, kontrollierte. Nach ein paar Augenblicken konnte er mit einer Hand seinen Arm berühren, und dieses Gefühl unterschied sich nicht im Geringsten zum vorherigen Körper. Anscheinend war er ein Klon seiner selbst, angepasst an die neue Welt.
Schließlich sah er wieder auf seine Leiche auf dem Boden. Sie lag auf dem Bauch und hielt sich selben mit den Händen, während die Augen ins Leere starrten.
Schade um die Lederjacke, dachte Jack, hundertfünfzig Dollar für die Katz. Doch im nächsten Moment machte er sich klar, dass Geld in dieser Welt noch weniger Wert war als das Papier, aus dem es gemacht wurde. Unbedeutende, grüne Scheine mit Bildern längst vergangener Persönlichkeiten, die sich auch irgendwo hier aufhalten mussten. Jack musste grinsen: Geldscheine konnte man bestimmt als Fahndungsplakate benutzen.
Sein Blick ging wieder zur Leiche und schließlich weiter nach links, zu seinem Mörder. Von dem Jungen, er mochte kaum älter als zwanzig sein, war nichts mehr übrig außer einem immer stärker verblassendem Standbild; ein Bild, welches sich in die Netzhaut der Totenwelt gebrannt hatte und nun langsam verschwand, schließlich würde auch dieser Herr irgendwann eine Freikarte für diese Pseudounterwasserwelt erhalten, und dann würde man ihn noch oft genug sehen.
Das Bild, was man sah, zeigte einen jungen Mann. In seiner einen Hand hielt er einen Revolver, aus dessen Lauf noch Rauch austrat. In der anderen Hand hielt er Jacks Lederjacke. Seine Augen starrten auf Jacks Leiche und drückten Entsetzen aus. Wahrscheinlich wurde ihm jetzt erst bewusst, was er getan hatte.
Jack war ihm nicht böse. Vor fünf Minuten, als er noch lebendig war, ja, da war er sauer gewesen. Er hatte es gehasst, wenn ein Rowdy meinte ihn ausrauben zu müssen, und er hatte ihm gedroht die Zähne auszuschlagen, wenn er nicht abhaute. Doch der Junge wollte anscheinend die Lederjacke um jeden Preis haben, und so hatte er einen Revolver gezogen und ...
Ach, was soll's, dachte Jack. Lederjacken haben hier unten noch weniger Wert als Geld, lästige Tierhaut, die sie in Wirklichkeit ist.
Die Altstadt war nun noch farbloser als vorher, die Nacht und die Dunkelheit noch stärker, und die Stille noch beängstigender. Er hoffte, dass es hier auch eine Sonne gab, um die sich diese Welt drehte. Oder auch zwei, dann wäre es hier in England schön warm. Nach Hause, in die Staaten, würde er wohl nicht mehr kommen. Außer es gab Boote. Aber hatte das Wort Heimat überhaupt noch eine Bedeutung? Hatte hier überhaupt noch etwas eine Bedeutung?
Der Junge war nun fast gänzlich verschwunden. Sein Körper war nur noch mit großer Mühe zu erkennen, die Augen jedoch ... die Augen und vor allem die Iris waren noch klar zu erkennen: zwei kleine schwebende Punkte.
Seine Leiche fing nun ebenfalls an zu verschwinden. Jack spürte etwas wie Trauer, denn seine ehemalige Hülle war der letzte Rest seines früheren Lebens. Er hätte gerne die Lederjacke mitgenommen, aber dafür war es zu spät. Sein alter Körper war nur ein kurzer Besucher, wenn nicht sogar nur ein Taxi, um etwas in diese Welt zu liefern und um anschließend wieder zu verschwinden. Sollten sich die Lebenden um den Rest kümmern.
Hinter der Stelle, an welcher der Junge stand, befand sich ein großer Torbogen, der weiter in die Altstadt führte. Alternativ könnte ich mir auch mal die Einkaufsmeile anschauen, dachte er sich und gab der aufflammenden Neugier nach. Er wollte sehen, was hier gleich und was ungleich der anderen Welt war, er wollte es sehen und anfassen, es berühren.
Der Torbogen schimmerte und machte den Anschein, als ob er sich bewegte wie eine Alge im Meer. Allerdings viel langsamer und interessanter. Ein kleiner Lichtstrahl fiel auf den Bogen. Jack hob den Kopf und sah, dass die Dunkelheit nun doch von Licht durchdrungen wurde: Die pechschwarzen Wolken rissen auf und ließen nach und nach das Mondlicht durch.
Endlich, als alle Wolken verschwunden waren, konnte man den Mond in seiner ganzen Pracht sehen: Viel größer und gewaltiger als in der anderen Welt. Er nahm fast den gesamten Himmel ein. Wäre der Mond auch in der anderen Welt so nah, dann wäre er dank ihrer Anziehungskraft mit der Erde kollidiert.
Jack, vom neuen Licht bestärkt, machte sich auf um die Welt zu erkunden. Eigentlich, dachte er sich, müsste es hier von Menschen nur so wimmeln, schließlich sterben täglich über Tausende und das seit mehr als zwanzigtausend Jahren!
Und was war eigentlich mit Gott?
Na ja, dachte er sich, der taucht vielleicht noch irgendwo auf. Eigentlich hätte er, seinem alten Religionslehrer zufolge, sowieso in der feurigen Hölle oder im sonnigen Himmel landen müssen. Oben oder unten.
Dies war keins von beiden, es war die Mitte. Er war weder ab- noch aufgestiegen.
Aber was nicht ist kann ja noch werden, dachte er sich und marschierte weiter.
Die Häuser wirkten wie alte Schwarz-Weiß-Fotos und Jack wunderte sich, warum sie nicht verschwanden wie die Menschen.
Schließlich erreichte er einen gewaltigen Marktplatz, den Jack kleiner in Erinnerung hatte. Klein und gemütlich war er in der anderen Welt, hier war er groß und beängstigend.
In der Mitte befand sich ein riesiger Springbrunnen. Drei Engel hatten sich zur Mitte gewandt und ihre Trompeten erhoben, aus deren Öffnungen sich milchiges Wasser ergoss. Doch das Wasser bewegte sich nicht, es blieb erstarrt in der Luft hängen, als wolle es den Gesetzen der Physik spotten. Obwohl unbeweglich, hatte es nichts von seiner flüssigen Konsistenz eingebüßt, wie Jack feststellte, als er einen der unbeweglichen Schläuche mit dem Finger berührte.


Die Cafés, die überall am Rande des Platzes lagen, wirkten verlassen und ihre schwarzen Scheiben ließen keinen Blick in ihr Inneres zu. Dennoch konnte Jack sich nicht des Gefühls wehren, beobachtet zu werden.
Die Stille und die Größe des Platzes verursachten bei Jack eine Gänsehaut; sein Herz klopfte wie wild.
Als er Letzteres spürte, zuckte er vor Schreck zusammen und sagte laut: „Verfluchter Tod! Wie oft haben ich und andere über dich Vermutungen und Spekulationen angestellt! Wozu braucht ein Toter Luft, er atmet ja nicht mehr! Wozu schlägt sein Herz, wenn er doch TOT ist? Oh, was kommt als nächstes? Der Hunger? Der Schmerz? Was passiert, wenn ich angegriffen werde? Sterbe ich wieder? Wohin komme ich dann?“
Und wie er da so stand und das Leben im Tode verfluchte, hörte er einen Schrei, gefolgt von lauten, undefinierbaren Geräuschen.
Wieder zuckte er vor Schreck zusammen. Wolken drangen vor den Mond und ließen sein Licht schwächer werden; der äußere Rand des Platzes wurde von der Dunkelheit verschluckt.
Der Schrei verklang und das Geräusch, das sich nach einer Art Grunzen oder Bellen anhörte, brach ab.
Jack schluckte und sah sich um. Er versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, um auch den geringsten Laut zu vernehmen.
Und schließlich hörte er ein neues Geräusch: Ein lautes und schnelles Klicken irgendwo in der Dunkelheit.
Es bewegte sich einmal um Jack herum, kam jedoch nie in Sicht, und hörte dann dort auf, wo Jack das Kingdom Café glaubte.
Weitere Wolken schoben sich vor den Mond und die Finsternis kam ein gewaltiges Stück näher. Jack starrte auf die schwarze Wand. Sie schien sich zu bewegen wie der Rest dieser Welt auch, doch sie bewegte sich anders. Ihre Bewegungen gingen nicht langsam von links nach rechts und wieder zurück. Ihre Bewegungen waren kreisförmig.
Voller Schrecken sah er, dass die Dunkelheit nicht einfach nur Dunkelheit war, sondern dass man sie anfassen konnte. Sie war nichts anderes als, im wahrsten Sinne des Wortes, aufgewirbelter Sand im Meer des Todes.
Der letzte Rest des Lichtes verschwand und jener gewaltige, dunkle Sandwirbel verschluckte ihn.
Jack hielt den Atem an, um nichts davon in die Nase zu bekommen. Doch er schaffte es nicht lange und schnappte schließlich doch nach Luft.
Erstaunt stellte er fest, dass er immer noch atmen konnte, dass diese Wirbel überhaupt nicht auf seinen Atem reagierten und sogar einen gewissen Abstand zu seinem Gesicht hielten.
Ein leises Hecheln und eine starke Welle heißer Luft zu seiner Rechten ließen ihn erstarren. Er wagte nicht, sich umzudrehen sondern starrte weiter in die Finsternis.
Es wird von selbst verschwinden, dachte er, was immer es ist, wenn du dich nicht bewegst, lässt es dich in Ruhe.
Das Ding stieß ein leises Raunen aus und setzte sich in Bewegung. Jedes seiner Schritte war ein lautes Stampfen.
Wie das Klicken von vorhin, so bewegte sich das Ding einmal um Jack herum.
Dieser stand immer noch still in der Dunkelheit und bewegte sich nicht. Ihm war die Ironie durchaus bewusst, dass er als Toter Angst vor einer unbekannten Kreatur hatte. Was sollte sie ihm antun? Ihn nochmal töten?
Er konnte seine Hand nicht mehr vor Augen sehen, doch er riss sich zusammen und versuchte einen kühlen Kopf zu behalten. Er überlegte, wo er sich verstecken könnte; hier auf dem Platz war er leichte Beute.
Blieben nur noch die Cafés.
Doch was ist mit den Fenstern, dachte er sich. Die sind völlig abgedunkelt. Die Cafés haben entweder geschlossen oder sind nur ...
Bei dem Gedanken schluckte er.
… Attrappen.
Egal, dachte er, eine andere Chance habe ich nicht.
Er sprintete los und hoffte, nicht gegen eine Laterne zu rennen und dass er wirklich in Richtung eines der Cafés lief. Doch er hatte Glück, nach mehreren Metern tauchte ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht eine graue Wand auf und er war froh, dass er rechtzeitig anhalten konnte.
Es war wirklich eines der Cafés, doch die Sache hatte einen Haken: Es war das „Kingdom Café“, jener Ort, von dem Jack glaubte, dass dort jenes Wesen lauterte, welches dieses schreckliche Klickern verursacht hatte.
Ein lautes Heulen hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. Er drehte sich um, wohlwissend, dass dies unnötig war, und sah vor sich nur eine schwarze Wand.
Er zögerte ein paar Sekunden, dann drehte sich wieder dem Café zu und suchte nach einer Tür. Er fand auch bald eine, und sie war, Gott sei dank, sogar geöffnet.
Merkwürdigerweise hatte man im Café freie Sicht; hier hatte sich nicht jener sandige Wirbel breit gemacht, den man in dieser Welt Dunkelheit nannte. Schnell schloss er die Tür, damit es auch so blieb. Ein paar kleinere Wirbel schafften es, die unbefleckte Luft des Cafés zu berühren, doch verpufften sie so schnell, wie sie reingekommen waren.
Das Café war wirklich nur eine Attrappe.

Der Boden bestand aus kaltem, grauen Stein und hatte weder einen Teppich noch irgend einen anderen Belag. Die Wände waren nicht tapeziert und die Fenster nicht dekoriert. Alles in allem sah es hier drin aus wie auf einer Baustelle. Auch der Geruch von frischem Zement machte sich breit.
„Wo bin ich hier gelandet?“, fragte sich Jack laut, und kurz darauf zuckte er wieder vor Schreck zusammen: Jenes Klicken war nun über ihm. Dumpf und schnell, schneller als vorher, bewegte es sich von einer Ecke zur anderen. Schließlich hörte es wieder auf.
Die Wände bewegten sich in ihrem Rhythmus und beruhigten Jacks Nerven. Er schon einmal bei Entspannungskursen beigewohnt und gelernt, dass langsame und gleichmäßige Bewegungen beruhigten, machte man sie nun selbst oder sah man ihnen nur zu.
Er schloss die Augen und versuchte sich abzulenken. In welchen Albtraum war er bloß reingeraten? Ob das wohl alle frischen Toten durchmachen mussten?
Über ihm fing es dann, doch dieses Mal viel langsamer und ruhiger. Hatte sich das Ding etwa beruhigt?
Er lauschte nun auch dem gleichmäßigem Klicken. Nun war es nicht mehr bedrohlicher sondern ebenfalls entspannend, wie die wellenartigen Bewegungen dieser ganzen Welt.
Dieses Geräusch kam ihm bekannt vor. Hatte er es nicht schon irgendwo gehört?
Klick, klick, klick.
Nein, es war kein Klicken, es waren...
Klick, klick, klick.
Jetzt erkannte er es. Er erinnerte sich an eine Zeit, die schon so ewig lange her zu sein schien, obwohl es erst zwei Wochen waren.
Seine Gedanken gingen zu seinem Appartement, es war Nachts, und er lag im Bett und schaute Fernsehen. Und plötzlich kam jenes Klicken über ihm. Es bewegte sich von links nach rechts, von rechts nach links, verharrte dort und bewegte sich wieder in die andere Richtung. Schließlich hatte Jack die Schnauze voll, sprang aus seinem Bett, riss seine Appartementtür auf und rannte nach oben. Mit der Faust hämmerte er gegen die Tür der Wohnung über ihm.
Eine junge Frau hatte ihm geöffnet und ihn fragend angesehen.
Wütend hatte Jack gesagt: „Verdammt nochmal! Ziehen Sie sich in der Wohnung andere Schuhe an oder setzen Sie sich zumindest hin! Das Klackern geht einem ja auf den Sack!“
Und schließlich hatte die Frau ihre hochhackigen Schuhe ausgezogen.
Seine Gedanken gingen wieder zu dem Café.
War das über ihm etwa gar kein Monster sondern nur ein weiterer Flüchtling? Mochte das Schicksal es gut gemeint haben und sie sogar weiblich sein lassen?
Die Angst war verflogen und er sprintete die Treppe schräg gegenüber dem Eingang hoch.
Oben war es dunkler als unten, dennoch konnte Jack gut sehen. Eine Alte Theke war direkt auf der linken Seite am Ende der Treppe, dahinter stapelten sich vermoderte Kisten, die wahrscheinlich genauso zeitlos waren wie alles in dieser Welt.
„Ich bin ein Mensch!“, brüllte er so laut, als ob ihm diese Erkenntnis erst jetzt, nach einer langjährigen Suche, gekommen wäre.
Zunächst passierte nichts. Doch dann nahm Jack eine Bewegung wahr, hinter der dritten Kiste. Sein Herz fing an zu klopfen. Was, wenn es doch keine Frau war sondern so etwas wie eine riesige Krabbe oder Spinne?
Langsam erhob sich eine schwarze Silhouette hinter den Kisten. Ein längliches Gebilde mit zwei glitzernden Augen, die ihm eine Gänsehaut einbrachten. Es war mehr die Angststarre als die Neugier, die ihn überredeten da stehen zu bleiben, wo er war.
Die Gestalt kam auf ihn zu und zu seiner unglaublichen Erleichterung erkannte er wirklich eine Frau. Sie trug ein T-Shirt und eine Jeans-Hose, die genau so farblos waren wie alles andere auch, sie hatte lange, lockige Haare und einen misstrauischen Blick.
„Wer sind Sie?“, fragte Sie.
„Ich... mein Name ist Jack. Wer sind Sie?“, fragte er ungläubig. Hatte er wirklich einen anderen Menschen vor sich?
„Mein Name ist Mercedes. Haben Sie auch einen Nachnamen?“, fragte sie und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie war sichtlich außer Atem.
„Haben Namen hier überhaupt eine Bedeutung?“, fragte Jack, über den allmählich die Ruhe einbrach.
„Da haben Sie wahrscheinlich Recht.“
Schweigen. Sie sah sich um und starrte aus dem Fenster. Merkwürdigerweise konnte man aus dem Fenster herausgucken und somit den ganzen Platz beobachten. Der Mond war wieder durchgebrochen, hatte die kleinen Sandwirbel vertrieben und beleuchtete nun wie ein Suchscheinwerfer den Platz.
„Vor was sind Sie davon gelaufen?“, fragte Jack.
„Vor Pht'aglan“, sagte sie und ging zum Fenster.
„Vor wem?“
„Vor Pht'aglan, dem Höllenhund.“
„Höllenhund?“
„Ganz Recht“, sagte sie und drehte sich zu Jack um. „Dieses Vieh durchstreift diese ganze Welt und jagt die lebenden Toten.“
„Die... die lebenden Toten?“
„Ja. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, Jack, sind Sie zwar tot aber dennoch lebendig.“ Sie drehte sich wieder zum Fenster um und starrte auf den Platz. „Hätten wir das vorher gewusst, dass das Leben nach dem Tode SO aussieht, dann hätten wir uns schon seit Äonen anders auf den Tod vorbereitet“, murmelte sie.
Jack trat neben sie. „Und was ist nun mit diesem Höllenhund? Ist er weg?“
„Schön wär's. Kommen Sie.“
Jack kam näher und starrte ebenfalls aus dem Fenster. Mercedes deutete auf eine Gasse zwischen zwei Cafés auf der anderen Seite des Platzes. Zunächst sah Jack nichts, doch dann konnte er ein paar schwache Umrisse erkennen. Und schließlich sah er Pht'aglan in seiner ganzen Pracht.
„Scheiße“, brummte er.
Pht'aglan war ein gewaltiger Köter der anscheinend einen ebenso gewaltigen Überbiss hatte. Die Zähne seines Oberkiefers hingen herab wie die Zähne eines Bibers, nur sehr viel bedrohlicher. Er hatte vier Augen, die in alle Richtungen starrten. Sein Fell war kurz und glatt und sein Körperbau machte den Eindruck eines Windhundes, nur etwas kräftiger. Zu allem Überfluss hatte Pht'aglan zwei große Flügel auf de Rücken.
„Das Vieh kann fliegen?“, sagte Jack entsetzt.
„Die Vermutung liegt in Anbetracht der Flügel recht nah. Ich habe ihn bisher noch nicht fliegen gesehen.“
Er drehte seinen Kopf zu Mercedes. „Wie lange sind Sie denn schon hier?“
„Zeit hat hier keine Bedeutung, Jack“, sagte sie tonlos. „Hier, sehen Sie.“
Sie zeigte auf eine Stelle an der Decke über den Kisten. Eine grauer Fleck hatte sich dort gebildet.
„Das ist ein Wasserfleck, und regelmäßig tropft dort Wasser herunter. Schauen Sie genauer hin, Jack.“
Er ging zu den Kisten und starrte auf den Fleck. Ein Tropfen bildete sich und fiel hinunter. Kurze Zeit später bildete sich ein weiterer Tropfen und fiel ebenfalls runter, nur viel langsamer als der vorherige. In der Sekunde schaffte er gerade mal drei Zentimeter.
Ein weiterer Tropfen bildete sich und fiel ebenfalls. Er fiel mit normaler Geschwindigkeit, doch die beiden anderen Tropfen verlangsamten sich und standen fast in der Luft.
„Schöne Aussichten“, sagte er und wandte sich wieder Mercedes zu. „Was meinen Sie, wie lange wird der Hund da bleiben?“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie, „er sucht mich schon ziemlich lange. So leicht wird er nicht aufgeben.“
„Sagen Sie mir doch wenigstens, wann sie gestorben sind“, sagte Jack in leicht flehendem Ton.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Zeit hier-“
„Ich meinte das Datum ihres Todes. Das Jahr.“
„Ach das“, sagte sie und sah ihn an. „Neunzehnhundertfünfzig.“
Jack pfiff. „Wow. neunundfünfzig Jahre!“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich bin 2009 gestorben. Sie sind neunundfünfzig Jahre hier gewesen.“
„Oh verdammt. Erst neunundfünfzig Jahre? Mir kommen es vor wie tausend.“ Sie starrte wieder auf den Platz. „Ah, der Höllenhund ist weg. Los, kommen Sie!“
Sie gingen die Treppen runter und verließen das Café. Pht'aglan war tatsächlich verschwunden; zumindest war nichts mehr von ihm zu hören.


Jack erzählte Mercedes von seinen Plänen, sich in der neuen Heimat umzusehen. Sie bot ihm an ihn zu begleiten und er nahm an.
„Hast du nichts anderes zu tun?“, fragte er.
„Nein“, sagte sie, „der Tag besteht nur aus Flucht. Flucht vor Pht'aglan und Flucht vor den Sammlern.“
„Den Sammlern?“, fragte Jack.
„Du wirst sie noch kennenlernen.“
„Warum sind hier keine anderen Toten? Es sterben in der Sekunde doch Tausende, aber hier ist alles leer. Du bist die erste, der ich begegne. Und dann bist du auch noch seit fast sechzig Jahren hier.“
„Die Sammler sind für die Leere hier verantwortlich. Wie ich bereits sagte, du wirst sie noch kennenlernen.“
Sie gingen durch einen weiteren Torbogen hindurch und befanden sich am Stadtrand. Hier führte ein unbefestigter Weg in die Weiten des Totenreichs England. Auf der rechten Seite befand sich ein dichter Wald voller Tannen, während auf der linken Seite eine schwarze Wiese die Gegend verunstaltete.
„Wohin führt dieser Weg?“, fragte Jack, als sie langsam die Straße entlang gingen. Sein Blick fiel häufig in den Wald, aus dem er ab und an Geräusche zu hören glaubte.
„Dieser Weg führt dahin, wo alle Wege früher oder später hinführen. Zu einem gewaltigen Palast, mit ebenso gewaltigen Mauern umgeben.“ Sie deutete auf den Horizont, an dem ein heller Fleck zu erkennen war. „Dies dahinten ist er, der Palast.“
Jack schluckte. Das hier hatte absolut keine Ähnlichkeit mehr mit dem Reich der Lebenden. Da, wo angeblich der Palast stand, befand sich in der anderen Welt ein alter Steinbruch, den er sich vor drei Tagen (oder war es schon länger her?) im Rahmen einer Landesbesichtigung angesehen hatte. Selbst diesen Feldweg gab es nicht, stattdessen „nur“ eine dreispurige Autobahn.
„Was wollen wir da?“, fragte Jack.
„Ich bin es Leid, gejagt zu werden.“ Mercedes' Blick blieb auf den Flecken am Horizont gerichtet, den man in der „normalen“ Dunkelheit sehr gut sehen konnte.
„Was ist mit der Dunkelheit? Vorhin war sie so... feste und greifbar.“
Mercedes stöhnte. „Du stellst zu viele Fragen.“ Genervt fuhr sie fort: „Ich kenne dieses sandige Zeugs nicht, ich weiß nicht, was es ist. Sie taucht hier und da mal auf und ist so ziemlich gut mit dem Nebel in der anderen Welt gleichzusetzen.“
Da er Mercedes nicht weiter stören wollte, schwieg Jack. Der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen. Hinter jedem Hügel folgte ein neuer, und der Flecken am Horizont schien nicht größer werden zu wollen. Irgendwann machten sie eine Rast, da ihre Beine schwer wurden.
Jack konnte sich seine Fragen nicht verkneifen: „Warum wirst du gejagt?“
„Die Frage kannst du dir selbst beantworten. Weil ich die einzige bin, die noch hier ist. Darum.“
Und mehr sagte sie nicht.
Nach einer gefühlten halben Stunde (die auch nur fünf Minuten oder zwei Wochen hätten sein können) gingen sie weiter. Der Pfad wurde unbequemer und unebener. Langsam konnte man immer mehr Fußabdrücke wahrnehmen. Sie waren also nicht die ersten, die hier entlang gingen.
Nach unendlich langer Zeit wurde die Stille, welche die Welt umgab, von einem gewaltigen Knall zerrissen, und gute zehn Meter vor Jack und Mercedes tauchten zwei Autos auf, eines zerstört und ein anderes noch recht heil.
Vor dem zerstörten Auto lag die Leiche eines älteren Mannes, der durch den Unfall, der anscheinend stattgefunden hatte, durch die Windschutzscheibe geschleudert wurde.
Langsam löste sich eine leuchtende Gestalt von der Leiche und nahm die Gestalt des Toten an.
„Holla, noch einer“, sagte Jack tonlos. Sein eigener Tod und die spätere Loslösung vom Körper war ihm viel langsamer vorgekommen.
„Bin ich... im Himmel?“, fragte der Mann und rieb sich den Kopf.
„Ich will Sie ja nicht deprimieren, aber sieht das nach Himmel aus?“, fragte Jack und deutete zunächst auf das zerstörte Auto, das anfing zu verblassen, dann auf die schwarze Wiese und anschließend auf den ebenso schwarzen Wald.
Der Mann verstand den Wink setzte sich auf den Boden. Er streichelte seine Halbglatze und murmelte „verdammt.“
„Ich kann Sie beruhigen“, sagte Mercedes, „das hier ist auch nicht die Hölle.“
Bei den Worten sah der Mann auf. „Wo sind wir dann?“
Jack sah sich um und versuchte sich eine plausible Antwort zurecht zu legen. „Ähm, das ist etwas schwer zu erklären. Einigen wir uns für's Erste darauf, dass das hier weder das eine noch das andere ist, okay?“
Der Mann nickte nur und kratzte sich ein weiteres mal den Kopf.
Mercedes sah die beiden nacheinander an. „Wollt ihr hier Wurzeln schlagen oder können wir weiter?“, fragte sie.
„Weiter?“, fragte der Mann, „wohin wollen Sie denn?“
„Sehen Sie das Licht dahinten? Hinter den Bergen?“
Er stand auf und schaute in die Richtung, in der Mercedes ihre Hand hielt. Schwach leuchtend konnte er wirklich einen hellen Fleck sehen, der aber größtenteils von Bergen verdeckt war.
„Was ist da?“, fragte er.
„Da werden wir unsere Antworten finden“, sagte Jack und reichte dem Mann die Hand. „Kommen Sie, stehen Sie auf und begleiten Sie uns.“
Zögernd nahm er die Hand und stand auf. „Vielleicht sollten Sie mir vorher Ihre Namen nennen.“
Jack deutete auf sich und sagte: „Jack“, er deutete auf seine Begleiterin, die denn Mann immer noch mit einem herablassendem Blick strafte, und sagte: „Mercedes.“
„Ah, freut mich. Ich bin Ernest.“
Er machte Anstalten beiden die Hand zu geben, doch nur Jack nahm sie an. Mercedes hielt ihre Arme verschränkt.
„Was ist los?“, fragte Jack sie. „Was hast du?“
„Dieser Typ hält uns auf“, sagte sie. „Wir wären jetzt schon viel weiter.“
„Wie?“, fragte der Mann verblüfft, „selbst im Tod hat man es noch eilig?“



Die Bewegungen dieser Welt machten Ernest zu schaffen. Als er noch lebte, so erzählte er, war er anfällig für Seekrankheiten. Selbst das leichteste Schunkeln ließ seinen Magen zu Eis erstarren.
Jack versuchte ihn zu beruhigen, doch vergebens: Ernest hatte ein Handicap, und dem mussten sie sich nun unterwerfen.
„Wir sollten ihn einem Sammler vorwerfen, dann sind wir ihn los“, brummte Mercedes.
„Warum bist du so feindselig?“, fragte Jack, „was hast du gegen ihn?“
„Ich habe nichts gegen ihn, aber je länger ich noch in dieser... grauen Hölle bleiben muss, desto wahnsinniger werde ich!“ Sie rieb sich die Stirn. „Allmählich macht mich das alles hier fertig. Der Mensch ist nicht dazu geboren in der Totenwelt zu leben.“
Ab und an brach wieder der Mond durch die Wolken und verwandelte die graue, schwammige Masse zu ihrer linken in echtes, erkennbares Gras.
Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Sie liefen und liefen, doch der Fleck am Ende des Horizonts kam nicht näher. Nach einer weiteren, unendlichen Zeit des Wanderns machten sie am Wegesrand Rast.
Zum ersten Mal setzten sie sich in das Gras, fühlten und spürten es. Es wirkte flauschig, wie Wolle, und gleichzeitig körnig wie Sand. Jack wunderte sich in dieser Welt über nichts mehr, musste sich aber dennoch an das eigenartige Gefühl gewöhnen, da jenes Gras, welches er in Erinnerung hatte, glatt und kühl gewesen war.
Sie waren sich uneinig, ob sie sich mit dem Rücken oder mit dem Gesicht zum Wald setzen sollten. Schließlich könnte etwas aus dem Wald kommen und sie angreifen. Andererseits, dachte Jack, würde der Wahnsinn in der kleinen Gruppe um sich greifen, wenn sie die ganze Zeit in die unbekannte Finsternis starren würden, mit ihren vertrockneten, schwarzen Bäumen und dieser ungemütlichen Stille, die von ihr ausging. So hatten sie nun eine großartige Aussicht auf die Gebirgskette, die sich hinter den Grashügeln ausbreitete. Die Berge bewegten sich, wie der Rest auch, doch etwas stimmte nicht. Jack sah auf einer Spitze einen schwarzen Flecken, der sich nicht zu bewegen schien und dem Rhythmus dieser Welt widerstand. Er zeigte den Flecken Mercedes und Ernest, die ebenfalls ratlos waren.
Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als die Stille von einem knirschenden Geräusch unterbrochen wurde.
Fast gleichzeitig drehten sie sich um und sahen es:
Ein riesiges Wirrwarr aus Laken, an deren rechter und linker Seite je ein muskulöser und doch schmaler, schuppiger langer Arm hing. Es wirkte wie ein Gespenst aus jenen Geschichten, die Kinder erzählt bekommen bevor sie schlafen gehen. Doch dieses hier war nicht im Entferntesten so niedlich.
Einen Kopf hatte dieses Wesen nicht. Nur einen mit schmalen Laken eingehüllten Körper und Arme.
Merkwürdigerweise hatte Jack gedacht, dass diese Wesen, die man allgemein hin als Sammler bezeichnete, so etwas wie ein Schmetterling-Netz mit sich führten. Stattdessen hatte es etwas groteskes dabei: Ein Gewehr. Es hatte Ähnlichkeiten mit einem menschlichen Gewehr, jedoch schien dieses nur aus Rohren gebaut zu sein, sah aber dennoch moderner und beängstigender aus als irgendein anderes, welches irgendeiner der Drei kannte.
Mit seiner freien, dreigliedrigen Klaue zeigte es auf die Gruppe und anschließend auf das Licht am Horizont, den Palast. Es hob sein Gewehr und zielte auf Jack.
Schöner Mist, dachte er, dann bin ich mal auf das Leben nach DIESEM Tod gespannt. Langsam fing er sich an daran zu gewöhnen, dass der Tod doch nicht so war, wie man ihn sich immer ausgemalt hatte.
Der Sammler machte ein Geräusch, das wie ein langgezogenes „Homm“ klang.
Nichts passierte. Die Gestalt stand auf dem Weg und zielte weiterhin auf Jack.
Die Stille war wieder zurückgekehrt, die Welt bewegte sich ohne Geräusche und auch der Sammler stimmte den Bewegungen mit ein.
„Was soll das?“, fragte Jack, „wieso schießt er nicht?“
„Weil ich ihm noch nicht den Befehl gegeben habe!“, sagte eine hohe, ohrenbetäubende Stimme. Sie kam aus dem Wald.
Mercedes riss die Augen auf und flüsterte zu Jack: „Wir haben ein Problem.“
Ehe Jack etwas erwidern konnte, sagte die Stimme: „Aber, aber, warum so ängstlich?“
Ein Rascheln ging durch den Wald, kam näher, und hörte am Wegesrand auf. Man konnte eine graue Gestalt ausmachen, zum großen Teil verdeckt durch Büsche und Äste.
„Lange, Mercedes, lange habe ich dich gesucht. Da bist du endlich. Anscheinend hat Pht'aglan es wieder nicht geschafft.“
Ein mit primitiven Schuhen bedeckter Fuß kam durch das Gestrüpp. „Dieses Vieh hat mehr Kraft als Intelligenz. Es greift alles an, was atmet.“ Der letzte Satz klang bitter und resignierend.
Die Gestalt machte noch einen Schritt vorwärts und kam nun gänzlich zum Vorschein.
Sie war ungefähr ein Meter sechzig groß, trug eine farblose Mönchskutte mit Kapuze und dazu eine merkwürdige Maske. Diese hatte zwei gebogene Schlitze, deren Enden nach unten gingen, für die Augen und einen noch breiteren hämisch grinsenden Schlitz für den Mund. Trotz der Schlitze war das Gesicht nicht sichtbar, die Öffnungen waren schwarz.
„Wer sind Sie?“, fragte Jack.
„Ich?“, sagte die Gestalt und kicherte. „Nun, das kann Ihnen Mercedes bestimmt erklären.“
Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wandte den Kopf zu der Frau.
„Das“, sagte sie, „ist Naz'rghrub.“
„Haben die hier eigentlich auch normale Namen, die man vielleicht aussprechen kann?“, fragte Ernest leise. Mercedes hatte ihn gehört und sagte: „Diese Welt zerbricht, also zerbrechen auch Laute und Worte. Das ist noch harmlos, ich habe hier schon viel schlimmere Sachen erlebt.“
„Wohlan. Ich bin hier, um euch alle zum König zu führen! Er will mit euch sprechen! Eigentlich... “ Er wandte sich wieder an Mercedes, „möchte er nur dich sprechen, Partisanin. Der Rest kann jetzt schon Wechseln.“
Er nickte dem Sammler zu, der immer noch auf Jack zielte. Letzterer starrte den Sammler entsetzt an, als dieser den Abzug durchdrückte.
Dicke, schwarze Tropfen schienen sich mit der Luft zu vermischen als wäre sie Wasser. Der schwarze Luftstreifen bahnte sich langsam seinen Weg nach Jack und machte Anstalten dessen Brust zu greifen.
„Nein“, sagte Mercedes, „Sie sollen mitkommen.“
„Warum?“, fragte Naz'rghrub, „er muss vorher oder später so oder so sterben. Warum nicht jetzt?“
„Warum nicht später?“
Der Mann mit der Kutte hob eine Hand. Der Sammler riss das Gewehr nach oben, und die schwarze Spur in der Luft zerfiel zu Asche.
Jack, dem der Schweiß über das Gesicht rann, starrte entsetzt zu dem Sammler und zu dem kleinen Mann. Vor Angst hatte er sich nicht bewegen können.
„Seien Sie froh, Mercedes“, sagte Naz'rghrub, „Ich, der Hauptmann und der Hofmagier des Königs, möchte Ihren Wunsch erfüllen, da sie ein äußerst unangenehmes Ende finden werden. Wohlan-“ Er nickte dem Sammler zu, „wir gehen.“
Und sie marschierten los.
Nach den ersten Metern musste sich Ernest übergeben – die angespannte Situation und die merkwürdigen Bewegungen dieser Welt machten seinem Magen zu schaffen. Jack hingegen starrte auf die Gebirgskette hinter den Grashügeln. Der schwarze Fleck hatte sich bewegt, in Richtung Palast.




Der Marsch verlief schneller als vorher. Seid Naz'rghrub dabei war, raste die Landschaft sprichwörtlich an ihnen vorbei und Jack hätte schwören können, dass sie vorher nur deshalb nicht weitergekommen waren, weil des Königs Schergen sie daran zu hindern gewusst haben. Vielleicht waren sie die ganze Zeit gegen eine unsichtbare Wand gerannt oder im Kreis gelaufen, jedoch, dachte Jack, war letzteres bei einem geraden Feldweg äußerst unwahrscheinlich. Aber hier hatten Unwahrscheinlichkeiten schon oft genug bewiesen, dass sie nur ein Vorwand des menschlichen Verstandes waren, bestimmte Sachen zu ignorieren um sie so nicht verarbeiten zu müssen. Eine gerade Strecke, die plötzlich zum Kreis wird und dann wieder gerade, ohne das man etwas merkt? Warum nicht, es war mal etwas anderes.
Endlich, nach weiteren Äonen des Wanderns veränderte sich sich die Landschaft. Der Wald hörte auf und wurde durch eine weitere, graue Wiese ersetzt, die das Mondlicht gierig aufsog.
„Ich habe da eine Frage“, sagte Jack zum Hofmagier gewandt, „diese Waffen die ihr benutzt... wie könnt ihr damit jemanden töten? Der Strahl kam so langsam da raus, bis der mich erreicht hat bin ich längst weggelaufen.“
Der Hofmagier grunzte. „Von wegen. Seit diese Welt sich neuen Gesetzen anpassen muss, sind diese Waffen extrem wirksam. Wenn der Sammler auf dich schießt und du einen Schritt machst, so wird auch der Strahl schneller und macht zwei Schritte nach vorne. Machst du zwei Schritte nach vorne so bewegt sich der Strahl blitzschnell vier Schritte auf dich zu. Verstanden?“
Jack schluckte und nickte. Der Sammler trottete am Ende der Gruppe her. Das Gewehr hatte er geschultert. Er schien sich in Sicherheit zu wiegen. Jack nahm die Gelegenheit wahr: Er warf sich mit voller Wucht auf die Laken-Gestalt und riss sie zu Boden. Sie verlor das Gewehr, Jack nahm es und zielte auf den Sammler.
Der Hofmagier fluchte lautstark.
„Los“, brüllte Jack zu Mercedes und Ernest, „lauft!“
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen: Beide sprinteten nach Osten, wo vorher noch der Wald war.
Jack zog den Abzug des Gewehrs durch. Am Ende des Laufes bildete sich wieder ein schwarze Wolke, die sich langsam auf den Sammler zubewegte. Der Sammler hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zurück, doch dadurch wurde die schwarze Wolke nur noch schlimmer.
Diese verfluchte Welt macht meinen Verstand irgendwann wahnsinnig, dachte Jack.
Der Sammler drehte sich um und lief davon. Doch der Strahl, immer doppelt so schnell wie er, fasste ihn, zerdrückte ihn und zog ihn wieder auseinander, wie zwei Hände, die einen Teig kneteten.
Das Wesen gab einen gurgelnden Laut von sich, bevor es zu unter lautem Knacken zu einer kleinen, fleischigen Kugel gepresst wurde.
Naz'rghrub schrie entsetzt. In einer unbekannten Sprache, die sich fast so anhörte wie das Gurgeln des Sammlers, die ebenso merkwürdig klang wie der Name des Schreienden, verfluchte er Jack und stampfte wie ein kleines Kind mit seinem Fuß auf den Boden. Doch diese kleine Geste hatte eine schwere Nachwirkung: Der Boden bebte, Hügel wurden höher, Täler wurden tiefer, und das Gras wuchs Jack bis zum Hals. Von dem Magier war nichts mehr zu sehen, er war entweder verschwunden oder hatte sich in den hohen Gräsern versteckt.
Jack atmete heftig ein und aus. Was passierte hier? Die Welt hatte ihm ein weiteres Stück des Unmöglichen offenbart und machte sich einen Spaß daraus, Jack dabei zu beobachten wie er damit fertig wurde.
Von weiter Ferne erklang ein lautes Donnern, zunächst tief und dann ganz hell.
Wo sollte er nun hin? Er hatte seine Orientierung verloren und wusste nicht mehr, in welche Richtung Mercedes und Ernest geflohen waren.
Er rannte.




Stunden, so schien es, rannte Jack durch die riesigen Halme, bis er endlich wieder auf normales Gras stieß. Er war wieder auf dem unbefestigten Weg, vor ihm der Wald, in seiner undurchdringlichen Schwärze. Erschöpft überlegte er, was er nun machen sollte. Durch die Wald laufen? Zu gefährlich. Dem Weg folgen und hoffen, irgendwann auf seine beiden Freunde zu stoßen? Das war die Entscheidung mit dem geringsten Erfolgsversprechen, aber er zog sie dem düsteren Wald vor, aus dem er ein leises Rascheln und ein unterdrücktes Schnaufen hören konnte.
Und wieder rannte er. Wieder handelte es sich um Stunden, bis er endlich den Punkt erreicht hatte, an dem der Wald aufhörte und durch Wiese ersetzt wurde.
Zum zweiten Mal kam er, beabsichtigter Weise, vom Weg ab.


Es war merkwürdig. Anders konnte man es nicht beschreiben. Wo er auch hinschaute: Gras, Gras und nochmals Gras, gepaart mit einem durchgängig ebenen Boden. Eine Wüste aus Gras.
Nur wenn er sich umdrehte, dann konnte er am Horizont einen dunklen Streifen ausmachen, das Gebirge, und dahinter einen leuchtenden Punkt, der den Palast darstellte. Würde er ihn je von Innen sehen?
Das bedeutungsvollste Ereignis war wohl das Verschwinden der Dunkelheit. Endlich, zum ersten Mal in den tausend Millionen Jahren, in denen er nun schon umher wanderte, war der Mond verschwunden und eine weiße Sonne hatte seinen Platz eingenommen, genauso unrealistisch nah wie ihr Vorgänger. Selbst ein Wolkenkratzer, der einen Kilometer breit und tausend Kilometer hoch war, hätte die Sonne nicht verdecken können. Jack sah sie auch zum ersten Mal nicht als Scheibe sondern als richtige Kugel. Um die Sonne herum schwebten mehrere kleinere Lichtkugeln, die wohl die kleineren Geschwister der Sonne darstellten. Das Gras tanzte weiterhin seinen Tanz zu einem nicht hörbarem Lied. Wirklich merkwürdig, dachte Jack.
Das helle Sonnenlicht unterstrich die absolute Farblosigkeit dieser Welt. Das Gras war immer noch grau, nur in einem helleren Ton. Der Himmel war hellgrau und die Sonne weiß. Das Gebirge, beziehungsweise das, was man davon sehen konnte, war in einem dunkleren Grau gehalten, und er selbst stand für jeden möglichen Ton der hier dominierenden Farbe: Seine Arme waren hellgrau und seine Kleidung bestand aus mehreren, dunkleren Grautönen.
Es machte einen depressiv, wie ungewürztes Essen oder anspruchsloses Fernsehen, oder ein Buch oder eine Geschichte, welches jedes noch so winzig kleine Detail einer Handlung beschrieb, Seite um Seite, Situation um Situation, Atom für Atom.
Zu fühlen gab es ebenfalls nichts. Die Luft hatte keine Temperatur und Wind existierte nicht.
Der Hunger nagte an ihm. Anscheinend gab es auch im Reich der Toten das Bedürfnis nach Nahrung.
Das Rumoren seiner Innereien ignorierend rannte er weiter. Nach weiteren Stunden des Rennens tauchte es am Horizont plötzlich auf: Eine kleine, dunkle Erhebung, die zu geometrisch war als dass sie ihren Ursprung in der Natur haben konnte: Eine Stadt.
Langsam wurde die Ansammlung Klötze am Horizont immer größer, und er erreichte die Tore der Siedlung schneller, als er den Palast je erreicht hätte.
Ein gepflasterter Weg, der mitten im Gras anfing, hieß den Besucher willkommen und führte ihn in das Zentrum des kleinen Dorfes. Ein paar kleinere Einfamilienhäuser bildeten die Grenze zum Grasland. Hier und da wuchsen ein paar Bäume, die all ihre Blätter verloren hatten.
Stattdessen hing dort etwas anderes, was Jack nicht erkennen konnte. An einem der stärkeren Äste hin eine alte Schaukel. Die einzige Bewegung, welche die Schaukel vollzog, war jenes rhythmische hin und her Schwanken, was von jedem anderen Objekt auch vollzogen wurde, von den Häusern und vom Gras wie von den Bäumen.
Wie das Dorf, in dem alles einen Anfang genommen hatte, war hier alles tot. Kein einziges Lebewesen war zu erkennen. Dennoch hoffte Jack, dass man ihm vom Gegenteil überzeugen würde, als er das Dorfzentrum betrat.
Das Zentrum war ein runder Platz mit einer kopflosen, menschlichen Statue, die stolz ein Schwert zum Himmel empor streckte. Durch die Bewegungen in dieser Welt sah sie aus wie ein Tänzer aus Indien.
Zwei Supermärkte und ein Café waren die einzigen Gebäude, in denen einst ein Gewerbe nachgegangen wurde.
Wie damals, in dem Dorf als Pht'aglan ihn verfolgt hatte, waren alle Fenster schwarz, und Jack wettete, dass hinter den Fassaden nur alte Baustellen waren.
Seine Erinnerung an jenes Ereignis kamen wieder zurück. Pht'aglan. Würde er ihn auch in diesem Dorf bedrängen?
Von weiter Ferne, doch dieses Mal näher als vorher, gab es wieder eine Explosion. Tief und dann hoch.
Es interessierte ihn nicht, was es war. Er wollte nur seine Freunde wiederfinden.
Vor dem Café standen etliche Tische und Stühle, leer und verlassen. Die farblosen Gebäude schienen ihn mit letzter Kraft sagen, nein, stöhnen zu wollen, dass er verschwinden solle. Aber das hatte er gewiss nicht vor.
Er überlegte. Wo könnten sie sich verstecken, wenn sie wirklich hier waren?
Schließlich entschloss er sich, einem der beiden Supermärkte einen Besuch abzustatten. Er hatte Hunger und brauchte etwas zu Essen.



Er wählte den, der ihm am nächsten war. Es handelte sich nur um einen kleinen Tante-Emma-Laden, doch führte er an der Kasse wenigstens ein paar Schokoriegel und – welch Freude – ein paar Gummibärchen. Jack wollte erst gar nicht wissen, warum man hier solche Leckereien überhaupt kannte, er akzeptierte es und schlug zu.
Beim Verschlingen des vierten Schokoriegels stieß er auf ein dünnes Buch neben der Kasse. Er nahm es, hockte sich in eine Ecke und aß weiter, während er darin herumblätterte. Anscheinend handelte es sich um ein Tagebuch des früheren Besitzers oder der Besitzerin. Leider wurde nie ein Datum eingetragen, was es unmöglich machte die Zeitrechnung dieser Welt zu bestimmen.
„Heute Morgen“, las Jack, „habe ich mich fast zu Tode erschrocken, als ich aus dem Fenster sah. Die gesamte Farbe ist verschwunden. Einfach so! Man wird ganz depressiv bei dem Grau, was nun vorherrscht. Es ist merkwürdig. Schon lange haben wir nichts mehr von Leuten aus Ansburgh gehört. Was geht hier nur vor?“
Jack blätterte weiter. Gespannt las er von dem auftauchen des riesigen Mondes, der Sammler und das Anfangen der merkwürdigen Schwingungen.
„Es macht einen krank“, stand in dem Buch, „wo man auch hinguckt: Alles schaukelt und schwankt. Mit unserer Welt geht es zu Ende, ich werde zum Haus meines ehemaligen Nachbarn gehen, mir eine Pistole aus seiner Waffensammlung nehmen und mich erschießen.“
Das war der letzte Eintrag.
Während des Lesens hatte sich eine unangenehme Gänsehaut auf seinem Rücken breitgemacht. Er stand auf, legte das Buch wieder weg und dachte darüber nach, was er gerade gelesen hatte. Doch es gelang ihm nicht, hinter das Geheimnis dieser Welt zu kommen. Erst, als er den Zeitungsständer durchsuchte, kam er allem ein bisschen Näher.
„Riesiger Erdriss beim Kingdom Palace“, schrieb eine Lokalzeitung. „Anwohner hören angeblich merkwürdige Laute aus der Spalte.“
Jack las den Artikel einmal, zweimal. Als er ihn fünfmal überflogen hatte, ahnte er, was hier passiert war.
Der Riss am Kingdom Palace, und Jack hätte sein Leben darauf verwettet, dass es sich dabei um den gesuchten Palast handeln musste, war kurz vor den Veränderungen aufgetreten. Die Bewohner hatten Laute gehört, unmenschliche Laute, und sich gefürchtet. Der ganze Kingdom Palace, damals nicht mehr als ein Museum, war geräumt worden. Der letzte Absatz des Artikels berichtete darüber, dass die Geräusche aus dem Riss immer stärker wurden und näher zur Oberfläche kamen.
Jack hatte genug. Er steckte sich die restlichen Riegel in die Hosentasche, stecke die Zeitung wieder in den Ständer und verließ den Kiosk.
Die Helligkeit brannte in den Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er hielt sie die flache Hand an die Stirn, um nicht geblendet zu werden, und sah sich um. Doch nirgendwo eine Spur von Mercedes oder Ernest. Er beschloss, sich nochmal am Rand des Dorfes umzusehen. Erst dann würde er die Gebäude durchsuchen.
Warum war der Kiosk keine Baustelle?
Diese Frage schoss ihm so plötzlich durch den Kopf, dass seine Innereien sich kurz verkrampften. Er drehte sich wieder zu dem kleinen Laden um. Die Tür war offen, er konnte die Regale sehen, den Zeitungsständer und seinen Inhalt. Es war der einzige Laden, den man betreten konnte. Der Rest war verschlossen, hatte zum Teil noch nicht mal Türen.
„Manchmal... werden Dinge aus deiner Welt hierher gebracht. Sind sind urplötzlich da, doch auch sie unterziehen sich dem Prozess der Rückentwicklung“, sagte eine Stimme neben ihm. Jack drehte sich zur Seite und erkannte den Hofmagier, dessen Gesicht immer noch hinter einer grinsenden Maske verborgen war. „Das hier war mal ein belebtes Dorf.“ Sein Blick war auf den Supermarkt gerichtet. „Merkwürdig, dieser Laden gehört zu den wenigen Gebäuden, die sich weigern sich zurückzuentwickeln. Aber egal, früher oder später baut sich alles von selbst ab. Komm“, sagte er zu Jack, „wir müssen deine Freunde finden. Der König erwartet uns.“
Er wandte sich ab und ging Richtung Stadtrand. „Ich glaube, sie sind bei den Bäumen“
Schweigend folgte Jack dem Hofmagier. Er wusste, dass es nichts bringen würde sich zu wehren.
„Pht'aglan kommt bald und geleitet uns. Er wird euch nicht töten, keine Sorge. Aber ihr seid euch hoffentlich bewusst, dass ihr hier nicht bleiben könnt? Diese Welt ist verloren, sie gehört nun... ihnen.“
Er hatte zwar keine Ahnung, wovon der Mann in der Kutte sprach, aber er grunzte nur und ging weiter.
Der Magier hatte Recht behalten: Mercedes und Ernest waren bei den Bäumen. Mercedes saß auf einer provisorischen Schaukel und schwang deprimiert hin und her. Ernest hatte sich am Fuße des Stammes hingesetzt, den Kopf auf die Arme gelegt, und starrte auf die tanzende Wiese.
Keiner schien verwundert, als sie Jack und den Magier sahen.
„Da bist du endlich“, sagte Mercedes tonlos.
„Ja“, antwortete Jack im gleichen Ton. Nichts weiter wurde gesprochen. Es gab nichts mehr zu besprechen, denn sie hatten verstanden. Verstanden, dass es hier keine Zukunft gab, dass es sinnlos sein würde zu fliehen. Dass der Tod in DIESER Welt wirklich eine Erlösung war, öffnete er doch eine neue Chance auf ein erfolgreiches Leben in der anderen Welt.
Jack, der allmählich zu verstehen schien, was genau mit dieser Welt passierte, konnte sich aber die Frage nicht verkneifen, was wohl wäre, wenn die neuen Herrscher ihr Reich auch auf die andere Welt ausweiten wollten. Wohin sollten die Menschen dann gehen? Er wusste es nicht. Stattdessen zuckte er resignierend die Schultern. Es würde ein Pingpong-Spiel werden: Menschen werden hier getötet, wandern nach drüben, werden da wieder getötet, wandern wieder zur anderen Seite, werden da wieder getötet und so weiter.
Das Wissen von Mercedes und Ernest schien nur auf die Ahnung beschränkt zu sein, dass es ein Entkommen von hier gab, und dass es unausweichlich war.
Oh wie selig sind doch die Unwissenden, müssen sie sich nicht mit den Gedanken über die Gefahren der Zukunft beschäftigen, da sie von diesen Gefahren noch nichts wissen, dachte Jack.
„Lasst uns gehen“, sagte der Magier. „Phat'glan wartet am Rand des Risses auf uns. Er wird uns zum Palast fliegen.“
Sie ließen den kleinen Platz hinter sich, ebenso die Häuser, die Mauern und die gepflasterten Wege, die weiterhin ihren stummen Tanz tanzten und in ihren Bewegungen wirkten, als ob sie ihnen zum Abschied zuwinkten.




„Wieso ist es hier so hell?“, fragte Ernest und hielt sich die Hand vor die Augen. „Und was ist mit der Sonne los? Was sind das für Dinger?“ Gemeint waren damit die kleineren Sonnen, vielleicht gerade mal kopfgroß, die um ihre große Schwester schwebten wie Mücken um eine Laterne.
'„Früher einmal... war alles so wie bei euch. Doch die Rückkehr jener Wesen, die hier vor den Menschen lebten, hat alles verändert“, sagte der Magier.
„Was meinst du mit verändert?“, fragte Jack.
Sie wanderten weiter über die grauen Wiesen. Sie waren nun so tief in die Weiten der Felder vorgedrungen, dass eine Orientierung unmöglich war: Wo man auch hinsah: Wiese. Nirgends ein Berg, ein Stein oder ein Gebäude.
„Was ist hier genau passiert?“, fragte Jack.
Bevor der Magier etwas sagen konnte, sprach Mercedes: „Früher war das hier eine von Menschen bewohnten Welt. Die Menschen, die hier starben, gingen in die andere Welt über. Und umgekehrt. Doch irgendwann passierte hier etwas... unerklärliches. Alles veränderte sich, und die Welt wurde ihrer Farben und ihrer Gesetze beraubt.“
„Woher weißt du davon? Warum hast du uns das nicht eher erklärt?“ Jack war sauer. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Die Auflösung des Rätsels sollte, seiner Meinung nach, ein episches Ereignis werden. Der Bösewicht, kurz davor alle zu töten, der sie über seine bösen Pläne aufklären würde. Stattdessen: Eine kleine Unterhaltung während eines Spazierganges.
„Wie weit noch?“, fragte Ernest, hielt an und stützte seine Hände auf den Oberschenkeln. „Ich kann nicht mehr.“
„Nicht mehr weit“, antwortete der Magier. „Übrigens, Jack: Die ganze Sache ist schwer zu erklären. Es ist zum Teil einfach paradox. Bevor ihr mich fragt: Ich weiß selbst nicht, was genau hier passiert. Ich habe nur den Auftrag, euch zum Palast zu bringen.“
Und so marschierten sie weiter. Nach weiteren Ewigkeiten tauchte endlich ein dunkler Streifen am Horizont auf.
„Da hinten!“, rief der Magier und deutete auf jenes Teil am Ende der Wiesen, „Da ist die Gebirgskette. Hinter ihr ist der Riss. Und hinter ihr... der Palast!“
„Der Riss?“, fragten Mercedes und Ernest gleichzeitig.
„Als hier alles anfing, tauchte am Kingdom Palace ein riesiger Riss auf, richtig?“ Jacks Frage war an den Magier gerichtet. Er fühlte sich merkwürdig bei dem Gedanken, dass er das erste Mal besser informiert war über diese Welt, als Mercedes, die schon so viel länger hier verweilte.
„Sie kommen aus dem Riss“, sagte der Magier tonlos und setzte die Wanderung fort.
Nur langsam kam die Gebirgskette näher. Zunächst verdickte sich der Streifen nur ein bisschen. Schließlich konnte man irgendwann Zacken erkennen, einen kleineren Wald im Osten und einen im Westen; beide würde man wohl nicht passieren müssen.
„Wie kommen wir über die Berge?“, fragte Mercedes. „Oder eher gesagt: Wie kommen wir über den Riss?“
„Pth'aglan“, sagte der Magier.
Nach etlichen Stunden erreichten Sie den Fuß des ersten Hügels.
„Endlich“, stöhnte Jack, „endlich keine gerade Fläche mehr. Ich wäre noch wahnsinnig geworden!“ Mit einem lauten Seufzer setzte er sich und genoss die Unebenheiten an seinem Hintern. „Wow, das tut gut!“
Der Magier mahnte, dass sie keine Zeit hätten. Warum, wusste niemand. Wahrscheinlich hatte er einfach keine Lust mehr, sich mit ungebetenen Gästen herumzuschlagen.
Schließlich erreichten sie einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiter konnten. Die Felswand war zu steil, als dass jemand sie hätte besteigen können.
„Hier sind wir nun“, sagte der Magier, „und müssen die Hilfe des Palastwächters annehmen“
Jack und Mercedes stöhnten. Sie hatten ein ungutes Gefühl dabei, von diesem großen Wesen geflogen zu werden.
Sie standen eine Weile da und nichts passierte.
„Willst du... willst du ihn nicht rufen oder so?“, fragte Ernest den Magier.
„Der Hofmagier muss den Wächter des Palastes nicht rufen. Pht'aglan kommt, wenn er muss“, sagte der kleine Mann und starrte auf die Gebirgskette, die sich hinter ihnen fortsetzte. Weit hinten war ein schwarzer Punkt, jener, den Jack damals schon gesehen hatte, und er kam immer näher.
Jack drehte sich um und folgte dem Blick des Mannes. „Verdammt“, sagte er, als er begriff.
„Das ist Pht'aglan? Er hat uns die ganze Zeit, als wir am Wald entlang gingen, verfolgt?“
Der Hofmagier nickte. „Das hat er. Er hätte euch leicht töten können. Hätte er auch, hätte er nicht nach eurem letzten Treffen den Befehl erhalten euch nichts zu tun.“
„Da bin ich ja beruhigt.“
„Wieso nennt man dich Hofmagier?“, fragte Ernest.
Naz'rghrub drehte sich um. „Weil ich der einzige bin, der die ehemaligen Gesetze hier zu nutzen weiß. Weil ich anders bin als die Mitglieder der Alten Rasse. Weil ich Sachen kann, die noch nicht einmal sie zu schaffen vermögen.“
„Na klar“, sagte Jack grinsend. „Wenn du so mächtig bist, warum reißt du nicht die Macht an dich?“
Nun lachte der Mann. „Die Macht an mich reißen? Ich bitte dich, Jack.“
Und zum ersten Mal, so schien es, sprach Naz'rghrub mit seiner echten Stimme. Männlicher, kräftiger als vorher. „Es ist doch viel interessanter etwas langsam zerfallen zu sehen. Aufbauen und zerstören, aufbauen und zerstören. So halte ich es. Macht ist mir egal, mir geht es nur um den Spaß an der Sache!“ Lachend drehte er sich wieder um und starrte weiter auf Pht'aglan, der immer näher kam.
Keiner der drei sagte zunächst etwas. Schließlich ergriff Jack das Wort: „Tja... wenigstens hat er ein paar Ideale.“
Der Punkt wurde größer. Er glitt wie ein Leberfleck auf der felsigen Haut, passte sich den Ebenheiten der Gebirge an. Endlich erkannte man, warum Pht'aglan nichts weiter war als ein schwarzer Fleck: Die Dunkelheit umgab ihn. Jene sandige Finsternis war real, sie war feste Materie, die man fangen konnte, einsperren, bearbeiten, einatmen und spüren. Wie ein Gas. Und doch irgendwie fester und stabiler.
Den Herrscher über diese mobile Schwärze konnte man nur mühsam erkennen, schließlich machte dieses Tarnfeld seine Arbeit erschreckend gut. Jack erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er vor dem Kingdom Café stand und den Atem dieses Wesens im Nacken spürte.
Der Schwarze Nebel hatte sie nun erreicht. Gierig schlang er sich um seine Opfer und ließ sie verschwinden. Doch er verschwand so schnell, wie er gekommen war. Anscheinend war Pht'aglan in der Lage, sein „Tarnfeld“ abzuschalten.
Pht'aglans vier Augen zuckten in alle Richtungen und schließlich blieb jedes Auge ausdruckslos auf einen der vier Menschen ruhen.
Die Reise auf seinem Rücken war bequemer als gedacht. Sein Rücken war zwar hart, aber dennoch konnte man gut auf ihm sitzen.
Sie hoben ab, schienen sich der Sonne gefährlich stark zu nähern, und überflogen das Gebirge, welches nur ein schmaler Streifen war, nicht mehr als eine Begrenzung zum nächsten Abschnitt dieser Welt. Von hier oben, dachte Jack, nahm man die Bewegungen der Welt nicht mehr ganz so genau wahr. Eine Wohltat für seinen Magen.
Doch dieses angenehme Gefühl wurde sofort durch einen Anblick vertrieben, der ihm fast einen Herzinfarkt einbrachte. Und er hätte darauf gewettet, dass es den anderen, außer natürlich dem Magier, nicht anders erging.
Der Boden unter ihnen verschwand, wurde ersetzt durch Schwärze. Ein Spalt von gewaltigen Ausmaßen zog sich von Jacks linken zur rechten. Doch es war nicht die Schwärze, die einen fast um den Verstand brachte, es war das, was sich in der Schwärze abspielte. Lichter, leuchtende Kugeln und ganze Galaxien konnte man sehen. Es war, als ob man durch ein Schlüsselloch in ein anderes Zimmer starrte, nur dass es sich bei diesem Zimmer um ganze Welten handelte.
Pht'aglan ließ sich fallen und kam näher an den Riss. Der Einblick würde größer, wenn auch nicht allzu viel. Die Lichter bekamen Farben, grün, blau, rot und Milliarden andere. Es war das erste Mal, dass sie wieder Farbe sahen, und das mit solch einer Intensität, dass ihre Köpfe anfingen zu dröhnen und zu schmerzen. Und flogen da nicht noch ein paar kleinere, fischartige Objekte zwischen den Welten und Galaxien?
Schließlich war alles vorbei. Den Spalt ließ man hinter sich, Gräser bedeckten die Welt und alles, was zurückblieb, waren diese farbenfrohen Bilder, die sich auf ihre Netzhaut gebrannt hatte. Es brauchte niemand etwas zu sagen, denn sie wussten, was sie gesehen hatten: Die Heimat jener Wesen, die hier die Herrschaft übernommen hatten.
Nach ein paar Augenblicken sagte der Magier: „So wird es hier auch bald aussehen. Das, was hier im Moment stattfndet, ist nur die Übergangsphase.“
Sie starrten ihn an, er starrte nach vorne, auf den Palast, der immer mehr in Sicht kam. Kurze Zeit später sagte er: „Phantastisch, nicht wahr? Was aus dieser öden Welt werden kann.“
Ein Knall, den Jack schon oft gehörte hatte, ertönte, und ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Das Geräusch war zunächst tief, dann hoch. Und verdammt nah.
„Es breitet sich aus“, sagte Naz'rghrub, „seht!“
Ein weiterer Knall ertönte, und zeitgleich wurde der Boden vor ihnen aufgesprengt. Teile der Erde begaben sich in die Höhe, um dann ins farbenprächtige Nichts zu sinken.




Der Palast war ein wahrer Klotz von einem Bauwerk. Er bestand aus einem würfelförmigen Hauptgebäude mit zwei länglichen Flügeln, die alle zusammen ein „H“ bildeten. Umgeben wurde er von riesigen, grauen Hecken, Felsen und Hügeln. Und gewaltigen Fackeln, die man noch meilenweit in der Dunkelheit erkennen konnte.
Hier fand man die Miniaturversionen der Risse: Kleine, feine Spalten im Boden zwischen den Gräsern. Legte man sich hin und ging mit dem Auge ganz nahe nach unten, so konnte man durchschauen … Auch hier sah man bunte Kugeln, sterbende und geborene Sterne, Gasriesen, die sich kleine, runde Gesteinskugeln einverleibten, und riesige Gestalten, bestehend aus purem Licht, die gierig Raum und Zeit verschlangen und es doch schafften, den Großteil des Universums heil zu hinterlassen.
Sie wurden auf dem Hof des Kingdom Palace abgesetzt. Alles hier wirkte wie die anderen Überreste der Menschen: Leere Baustellen, fast fertig gestellt, doch kurz vor Vollendung verlassen und vergessen.
In der nackten Haupthalle fand man Bauschutt, Baumaterial, Farbe und Leitern. Ein rostiger Kronleuchter hing von der Decke. Doch das Licht kam nicht von ihm sondern von anderen, unsichtbaren Quellen.
Am Ende der Haupthalle befand sich ein gigantisches Tor, doppeltürig und ohne Schloss. Als Jack, Mercedes, Ernest und Naz'rghrub sich näherten, schwang es automatisch auf und gab die Sicht auf den Thronsaal frei. Der Thron, nur ein alter Steinblock mit eingemeißelten Gravuren, war ebenso leer wie der ganze Raum. Auch hier zierten ein paar Baumaterialien wie Steine, Zement und Ähnlichem das Bild. In der Mitte des Saales stand ein Wesen, welches entfernt einem Sammler glich. Doch im Gegensatz zu den Sammlern trug es keine fetzenartige Kleidung, hatte nicht diese dünnen Gelenke. Der größte Unterschied war die Tatsache, dass dieses Wesen etwas Ähnliches wie einen Kopf besaß. Es war nur eine runde Kugel, ohne irgendwelche Sinnesorgane, wie sie der Mensch vielleicht erwartet hätte, hat er doch selbst welche und geht davon aus, dass andere Wesen auch solche besitzen müssen.
Statt zwei Arme hatte es vier, die sich in jeweils vier weitere Arme unterteilten. Sie waren unterschiedlich ausgeprägt, so hatte der obere linke Arm einen größeren Durchmesser als der obere rechte Arm, und zwar einen deutlich größeren.
Es trug keine Kleidung und hatte einen reptilartigen Körper. Seine zwei Beine hatten dreigliedrige Füße mit Schwimmhäuten. Geschlechtsorgane schien dieses Wesen nicht zu haben. Trotz dieses unmenschlichen Aussehens beherrschte es die menschliche Sprache perfekt.
„Ihr. Endlich, seid ihr hier“, sprach es. Obwohl es keinen Mund hatte, sprach es laut und deutlich. Seine Stimme war weder tief noch hoch, sie hörte sich nach etwas an, was man einfach nur als „normal“ beschreiben kann.
„Lange wart ihr hier“, sprach es weiter. „Ihr habt viel gesehen von dieser Welt.“
Es bewegte sich nicht und man konnte nicht sehen, ob es jemanden anstarrte.
„Zu lange. Die meisten euresgleichen werden sofort in die andere Welt zurückgeschickt. Hier habt ihr nichts mehr verloren. Das ist wieder unsere Welt!“
Er trat einen Schritt nach vorne. Seine Arme baumelten von rechts nach links. „Ich habe euch aus einem bestimmten Grund am Leben gelassen.“
Er machte einen weiteren Schritt nach vorne. Nur noch wenige Meter trennte die vier von dem König.
„Naz'rghrub, du kannst nun zur Seite treten.“
Der Magier nickte, verbeugte sich und ging zwei Meter zur Seite.
„Ihr drei werdet mir helfen“, flüsterte es. „Hier ist bald alles abgeschlossen. Bald ist alles in unseren Besitz übergegangen. Doch es gibt noch mehr zu tun. Wir ... “
Er machte einen weiteren Schritt vorwärts.
„... sammeln euresgleichen. Wir brauchen euch.“
Ohne, dass er einen Befehl gab, öffnete sich das Tor zum Thronsaal und mehrere Sammler mit noch mehr Menschen in ihrer Begleitung betraten den Saal.“
„Wir bereiten gerade unseren Übergang vor.“
Er drehte sich um und deutete auf die Menschen.
„Wir wissen nicht, wie ihr das macht ... das ihr sterbt und doch nicht sterbt. Uns ist es egal, wir sterben nicht. Aber wie könnt ihr dennoch durch die Welten reisen?“
Er schüttelte den Kopf.
„Macht nichts. Es ist uninteressant. Wichtig ist nur, dass wir nun auch in eure andere Welt kommen.“
Er machte ein Handzeichen. Die Sammler hoben ihre Hände, ließen sie sofort auf die Köpfe ihrer Opfer sinken und drückten zu. Die Menschen schrien und stöhnten, und schließlich starben sie.
„Wir werden uns mit euch vereinigen“, erklärte der König. „Und dann werdet ihr uns in eure Welt führen!“
Jack zuckte zusammen. Aber er wehrte sich nicht. Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren. Nicht in dieser Welt.
Aber in seiner Welt, da würde er sich wehren. Bis zum letzteren Ende.
Es kümmerte ihn deswegen nicht wirklich, als der König seine Hände ausstreckte, sie den den dreien an die Stirn drückte, und so einen Teil seines Ichs auf ihre Seelen kopierte, um diese dann auf Wanderschaft zu schicken.
Da er seine Freunde nicht schreien hörte, dachte Jack, dass es ihnen ebenfalls nichts ausmachte.
Der Tod war unangenehmer als der erste. Denn jetzt vergaß er.

Aber er durfte nicht vergessen.


Die ist zwar recht lang, aber auch (meiner Meinung nach) einer meiner bisher besten Werke. Zumindest im Vergleich zu den anderen ;)
Das ist zumindest mein, sozusagen, Vorzeigewerk was die Phantastik angeht. Hab auch noch was aus dem Bereich Horror und SciFi anzubieten. Auf der Seite, die ich verlinkt habe, sind noch ein paar andere Werke. Da gilt allerdings: Je weiter unten sie in der Liste stehen umso älter sind sie, umso schlechter könnten sie sein (Zumindest vom Schreibstil her, man entwickelt sich ja auch immer weiter :p)

goldfisch007

Alter Hase

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5

19.10.2009, 15:41

ich hab ne idee wer da noch ne writer suchen könnte....

ich frag den mal....
Wir bauen auf und reißen nieder, so ham wir Arbeit ima wieder...
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http://www.piratenpartei.de/tmp/images/Slogans_5_0.png
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Sei stets geduldig gegenüber Leuten, die nicht mit dir übereinstimmen. Sie haben ein Recht auf ihren Standpunkt - trotz ihrer lächerlichen Meinung. (F. Hollaender, geklaut von Helmut xD)

6

19.10.2009, 16:11

Zitat von »"goldfisch007"«

ich hab ne idee wer da noch ne writer suchen könnte....

ich frag den mal....


Schön für dich! :?

Sizzla

Frischling

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7

19.10.2009, 17:43

Ich hab mir die Geschichte zwar nicht ganz durchgelesen aber ich finde deinen schreibstil wirklich toll ;)

Einerseits könntest du ein wirklich gutes Buch schreiben,
Andrerseits bin ich mir nicht sicher ob solche Geschichten gut für Spiele sind.
Für die Spieleprogrammierung gehst du meiner Meinung zu weit ins Detail.
Wenn jemand diese Geschichte in sein Spiel einbaut wäre es fast wie ein Film, es müsstte einfach mehr passieren --> mehr Ortswechsel und Charaktervielfalt.
Wenn du eine Geschichte für ein Spiel schreibst musst du dir immer im Hinterkopf behalten ob dies ein Gutes Spiel abgeben könnte und ob man es auch gut umsetzen könnte.
Zwischen einen Spieler und einen Filmegucker sind sehr große unterschiede.
Der Spieler muss die Möglichkeit hoher Interaktivität besitzen.
Ein Spiel muss dem Spieler die Illusion geben, dass durch seine Entscheidungen und Handlungen die Geschichte seinen Lauf nahm.

Sizzla
Künstliche Intelligenz ist leichter zu ertragen als natürliche Dummheit !
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http://www.kasser-manuel.com

8

19.10.2009, 19:01

Ahoi, Sizzla. Danke fürs Lob ;)

Mit einem Buch ist das immer so eine Sache ... ich versuche mich gerade an einer längeren Geschichte, leider bei so etwas aber prinzipiell an einer Schreibblockade, aufgebaut durch Fragen wie: "Wie fange ich am besten an, wie geht es am besten weiter? Was ist eine gute und ausführliche Einleitung, was ist zu lang, was zu kurz?" usw. Bei den kürzeren Geschichten habe ich so etwas nicht.
Aber zum eigentlichen Thema. Wie gesagt, ich bin neu in diesem Gebiet und wollte mich mal daran "probieren". Wenn ich das richtig verstanden habe brauchen Entwickler auch keine Story in lesbarer Geschichtsform mit Dialogen (oder sagen wir einfach: Ein richtiges Buch) zur Vorlage sondern (anfangs) einen groben Umriss der Geschichte, gefolgt von Handlungsknackpunkten und Wendungen, die dann ins Spiel übernommen werden. Dazu kommt die Erstellung von Dialogen und anderem, inhaltswichtigem, z.B. Charakternamen, Itemnamen, Ortsnamen und so weiter. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Wie gesagt, ich bin neu und brauche Erfahrung (deswegen bin ich hier xD)

EDIT: Ich hatte bisher "nur" zwei Ideen für Spiele. Das erste sollte ein Point & Click - Adventure werden, das zweite ein 1st-Person-Adventure (falls das jemand von euch kennt: So ähnlich wie Call of Cthulhu, nur dass es weniger Waffen und ballerei gibt. Ironie: Man sollte einen Soldaten im ersten Weltkrieg spielen).

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